Der wahre Winter - Sonett ungereimt

Walther

Mitglied
Der wahre Winter

Der wahre Winter, Liebste, tobt im Innern.
Der Raureif friert die Rose ein, das Fenster
Wirft keinen Blick mehr auf die graue Straße,
Und in den Ecken hört man Penner wimmern:

Die Unbehausten sind Gefühle, die
Erfriern, weil man sie hart verstieß. Sterben,
Das werden sie, wie der Glanz vergehen
Wird, der aus Augen leuchtet. Niemals, rief

Die Liebe, die als Frühling in uns wohnte,
Vergesse ich das, was wir an uns haben!
Doch sie vergaß. Der Sommer ging wie

Der Herbst. Die Bäume färbten sich, die Blätter
Verwirbelten im Regen. Winter wurde.
Ach, reiß das Fenster auf und ruf den Tod.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Du hast, lieber Walther,

hier auf glatte Reime verzichtet; dafür aber noch Ähnlichkeiten der Versenden gelassen, die zwischen Vokalharmonien und Janwagnerschen Ähnlichkeits-Anklängen stehen, am "nächsten" bei "innern" - "wimmern", sonst z.B. "die" - "rief" und "wohnte" - "wurde".

Ich stolpere über einige metrische Steine im Weg:
Die Unbehausten sind Gefühle, die
Erfriern, weil man sie hart verst[red]ie[/red]ß. St[red]e[/red]rben,
xXxXxXx[red]X X[/red]x
Hast Du hier bewußt das harte Aneinanderstoßen der beiden (letzten) betonten Silben als "abbildende" Reflexion der Metapher im Metrum gemeint?

Ich weiß bei den folgenden beiden Versen nicht, wo die sonettüblichen Jamben stehen:
Das werden [blue]sie, wie[/blue] der Glanz vergehen
Wird, [blue]der aus[/blue] Augen leuchtet. Niemals, rief
Oder stoßen auch hier Betonte aneinander? Oder wolltest Du Daktylen hineinnehmen, bei gleichzeitiger Reduktion der Versfüße bzw. Betonungen?
So auch bei "der Sommer ging wie" -
xXxxX oder xXxXx ? - im ersteren Möglichkeits-Fall ein Daktylus (bzw. Anapäst) vor der männlichen Kadenz, im zweiten eine weibliche Kadenz, dannn scheint aber ein Versfuß zu fehlen.

grusz, hansz
 

Walther

Mitglied
Der wahre Winter

Der wahre Winter, Liebste, tobt im Innern.
Der Raureif friert die Rose ein, das Fenster
Wirft keinen Blick mehr auf die graue Straße,
Und in den Ecken hört man Penner wimmern:

Die Unbehausten sind Gefühle, die
Erfrieren, weil man sie verstieß. Und sterben,
Das werden sie, wie auch der Glanz vergehen
Wird, der aus Augen leuchtet. Niemals, rief

Die Liebe, die als Frühling in uns wohnte,
Vergesse ich das, was wir an uns haben!
Doch sie vergaß. Der Sommer ging wie

Der Herbst. Die Bäume färbten sich, die Blätter
Verwirbelten im Regen. Winter wurde.
Ach, reiß das Fenster auf und ruf den Tod.
 

Walther

Mitglied
Hi Hansz,
dein scharfes metrikauge hat ein paar holperer gefunden, die ich übersehen hatte. da ist eine neuformulierung von s2 danebengegangen, die ich jetzt dank deiner hinweise wieder geradegezogen habe. ich danke dir sehr!
lg W.
 



 
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