Der Wind

Inveni

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Es herrschte einst das Nichts. Das Nichts war ein grausamer Herrscher. Ach so viele kamen zu ihm und sprachen: "Bitte, oh, bitte, so höre an die Worte meine. Ich möchte sein! Möchte schaffen! Möchte herrschen! Der Seite deiner beiwohnen!"
Doch das Nichts antwortete stets gleich: "Es soll dir erlaubt sein. Jedoch brauche ich einen Beweis das du es würdig bist, an der Seite meiner zu herrschen. So bewältige diese eine Aufgabe, wie auch ich es einst tat: Schaffe etwas, das meiner ebenbürtig ist, so soll mein Thron auch der deine sein"
Sie alle versuchten etwas, vom Gewichte ebenbürtiges zu schaffen. Sie alle scheiterten.

Dann, so geschah es, dass die Zeit vor das Nichts trat. Auch sie bat um eine Audienz. Auch sie wurde mit den Worten aufgefordert: "Schaffe etwas, das meiner ebenbürtig ist, so soll mein Thron auch der Deinige sein"
Die Zeit antwortete: "Ihr seid wahrhaftig ein grausamer Herrscher, wie, Oh, wie, soll es jemals gelingen etwas zu schaffen, das gleichkommt eurer?"
Aber die Zeit, sie war gewieft und so nahm sie sich des Nichts Aufgabe an.
Sie schritt hinaus, in die unendlichen Weiten, und schuf. Anfangs gelang es ihr nur Kleines zu schaffen. Dies Kleine behütete die Zeit jedoch mit all ihrer Kräfte. Das Kleine wuchs heran. Wuchs und wuchs. Wurde immer heißer, heller, dichter.
Dann geschah es: Die Ansammlung der Kleinen, sie rannten. Rannten in alle Richtungen. Die Phalanx der Zeit, dessen Mission es war, das Nichts zu erobern.
Sie rannten, und kamen irgendwann zum Stillstand. Trieben dahin.
Das Nichts beschaute dies lichterlohe Spektakel und sprach zur Zeit: "Ein beeindruckendes Werk ist es, das du geschaffen hast. Jedoch gab es andere, die Weiter kamen als du und es wird noch viele weitere geben, die dies tun werden"
Die Zeit erwidert mit spitzer Zunge: "Wie es meiner Natur ist, soll dies nur der Anfang sein"
Des Nichts Worte grollten vor höhnischem Gelächter: "Wo ein Anfang, da auch ein Ende"

Voller Wut, so wand sich die Zeit, der nun verstreuten Phalanx und sprach den Befehl: "Formiert euch! Werdet!"
Die kleinen Teilchen taten. Sie formten. Formten leuchtende Körper. Körper, welche schlussendlich auch staben. Doch da, liegend in ihrem Totenbett, dort echote der Imperativ der Zeit wieder: Formt euch! Werdet!
Und sie formten sich erneut. Immer schwerer wurden die kleinen Teilchen, erpicht dem Nichts zu trotzen.
Und so trafen sie sich erneut. Und formten sich. Formten einen weiteren leuchtenden Körper. Einen Körper, der uns als Sonne bekannt werden sollte. Und diese Sonne, sie gebar Planeten. Und einer dieser Planeten soll die Erde sein.

Voller Stolz betrachtet die Zeit ihr Werk. Betrachtet, wie das glühende Gestirn abkühlt. Betrachtet wie sich etwas Blaues auf dem Himmelskörper verbreitet, dann etwas Grünes.
Mit Stolz erhobenem Haupt, so ging die Zeit zum Nichts und sprach: "Alter Freund, sehe, was ich geschaffen, und weise mir den Weg zum Thron"
Verwirrt blickt das Nichts den blau grünen Planeten und die kleinen Wesen, die darauf hausen. Und es sprach: "Sie sollen nicht von langer Dauer sein, denn auch sie haben einen Anfang. Erkläre mir also, wie genau trachtest du mich zu überlisten?“

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„Das ist eine dumme Geschichte“ kicherte sie zu ihm, „Erzähle mir etwas Schöneres!“.
Die beiden lagen nebeneinander im Gras, blickten den wolkenlosen, sternengezierten Nachthimmel über ihnen.
„Hmm“ überlegte er, während er sie in den Arm nahm. „Es war einst ein Wesen namens Liebe…“, fuhr er fort.
Sie schmiegte sich an ihn und ihre Blicke trafen sich. Ein Windstoß fuhr durch der beiden Haare.
Es war dieser Windstoß, welcher trug der Zeit Antwort auf des Nichts Frage: „Es sind nicht die Menschen, die ewig währen, es sind die Erinnerungen“
Der beiden Lippen umschlossen sich. Die Zeit, blieb stehen.
 
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