Zunächst, liebe Kalei,
möchte ich dich aus vollem Herzen loben.
Nämlich dafür, dass du immer wieder neue Wege gehst, ausgetretene Pfade verlässt und uns Lyrik um die Ohren klopfst, die hier zuweilen ein wenig aus dem Rahmen fällt, anderenortes aber vielleicht die einzig denkbare darzustellende ist.
Insofern spielt es für mich eine untergeordnete Rolle, ob deine jeweiligen Versuche bereits perfekt sind oder noch dem Übungsstadium angehören.
Du tust es einfach.
Mögen dich die Götter dafür lieben! Ich mag dich eh schon länger.
Im Gedicht ist nach meiner Lesart von einem Verlust die Rede, dem Verlust einer Abhängigkeit, einer großen Faszination. Das "Opfer" zeigt sich gewappnet.
Zunächst bleibt die Rollenverteilung offen.
Im zweiten Teil wird jedoch klar: Circe ist selber leidend! Parallel dazu fällst du aus dem Mythos und begibst dich in einen Kleingarten, hin zu einer ablenkenden, eher banalen Tätigkeit, die allerdings nicht ganz hintersinnfrei daherkommt:
Ausreißen möchte die traurige Zauberin das beatische Unkraut, mit Stumpf und Stil vernichten, was es zu entfernen gilt. - Nicht mit den Mitteln der Gaukelei, nein, mit den eigenen reißenden Händen.
Doch kleinlaut verstummt ihre Auflehnung, der Gesang erlischt. - Sie weiß um ihr Scheitern.
Von der Idee her finde ich den Text großArtig. Woran du m. E. noch arbeiten solltest, sind die Umbrüche, die du etwas "lyrischer" gestalten könntest. Ein Beispiel:
.. Circe hat seine Macht verloren.Sie fängt dich nicht mehr, dringt nicht in dein wabengewachstes Herz. Kein Lodern
in deinen Augen sieht sie, kein Lächeln auf dem Gesicht. Der Verlust macht sie schwach.
...
Du verstehst mit Sicherheit, was ich meine.
Wegen deiner frischen, originellen Idee lege ich schon mal ein gedachtes Achterle vor, das sich aber - nach einer Überarbeitung - noch steigern ließe.
Herzliche Grüße
Heidrun
Beate = die Glückliche, *o, wie gemein!