Des Mannes Natur

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Gerd Geiser

Mitglied
Wo sich der kühle Ostwind dreht
Und schwül als Westwind rüber weht
Und Feuchtigkeit die Luft wattiert
Wo sich der Berg ins Tal verliert

Wo auf den Wiesen Schaumkraut schwimmt
Und nachts am Weg der Glühwurm glimmt
Wo´s Bächlein sich im Wald verliert
Und Pilzbesatz das Totholz ziert

Wo Efeu keck den Stamm umspielt
Der Jäger auf die Hirschkuh zielt
Das Häschen durch die Schonung hüpft
Und Vogelbrut dem Nest entschlüpft

Wo´s knarzt und quäkt und zirpt und grunzt
Der Auerhahn im Balzkleid strunzt
Da steht der Mensch, es ist Karl-Heinz
So ganz bei sich, mit allem eins

Horcht in sich rein, ein Bild entsteht
Mit Moos und Hügeln Duft umweht
Wirkt fahrig nun und sieht genau
Was hier jetzt fehlt ist eine Frau.
 

Label

Mitglied
super!

welch schöne Klänge, Glühwurm glimmt, Schaumkraut schwimmt

in raschem Tempo geht es durch die Idylle bis sich herausstellt dass es für Karl-Heinz keine ist. ;)

sehr gerne und schmunzelnd gelesen
Label
 
A

AchterZwerg

Gast
Werter Herr Geiser,
auch mit diesem Werk kratzen Sie an der Grenze des guten Geschmacks. Nicht nur, dass von Ihnen nahezu täglich Blondinen geschmäht werden, nein, Sie machen nicht einmal vor dem eigenen Geschlecht halt! Wenn ich lesen muss:
Und Pilzbesatz das Totholz ziert
sträubt sich meine Zwergentolle.
Ich assoziiere einen armen & älteren Menschen, der es vermutlich bereits an der Prostata "hat" und daneben unter lästigem Pilzbefall leidet.
Ist das vielleicht ein Thema für ein Gedicht? :eek:
Sicherlich dünkt es manchmal gesundheitsförderlich, seinen Schmerz hinauszuschreiben und so alte Seelenwunden zu heilen ... Ziel kann doch aber nur sein, der verschütteten Kreativität und Lebensfreude einen Weg zu bahnen. Dies ist über "Totholz und Hefepilze" wohl kaum möglich!
Oder können wir das Werk zeitkritisch verstehen? Lässt sich hier die Ohnmacht des Individuums herauslesen, an gesellschaftlichen Mustern etwas zu verändern?
Seien wir mal ehrlich: Sollte ein Mensch wie Karl Heinz überhaupt den Bund der Ehe eingehen? Einer, der ganz offensichtlich keiner nutzbringenden Arbeit nachgeht und sich stattdessen in der umweltverschmutzten Natur ergeht?
Da rufe ich so laut ich kann: "Nein!"
Ziemlich erstaunte Grüße
der8.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Werter AchterZwerg

Wenn sich hier in diesem Gedicht ein Bächlein im Wald verliert, dann ist das nicht der Urinstrahl eines älteren Menschen mit Prostatabeschwerden, der da versickert. Ebenso darf die Zeile mit dem Pilz nicht in den falschen Kontext gestellt werden. Da steht ja eben nicht:...und Pilzbesatz sein Totholz ziert. Und des Jägermannes Flinte ist kein Phallussymbol eben so wenig wie es der Glühwurm an quasi gleicher Stelle ist. Da sind die Pferde ein bischen mit dir durchgaloppiert, ich muss es leider so sagen. Besser ist es, sich den Dingen im Schritt zu nähern und sich den Gegebenheiten mit Bedacht zu zuwenden. Eine solche Vorgehensweise führt allemal eher zu handfesten und greifbareren Ergebnissen als vorschnelle Interpretationen und irritierende Deutungsversuche des Vorgefundenen.
Ich nenne die Dinge gerne beim Namen, auch (und gerade auch) was das eigene Geschlecht betrifft. Da ist halt manchmal weniger mehr, und manchmal ist es mal mehr mal weniger.
Schau dir noch einmal Walthers Rezension an. Auch Label besitzt den richtigen Zugang zu diesem Gedicht. Dem ist eigentlich nichts hinzu zu fügen.
Sieh es mir nach und bleib mir gewogen.

Gerd
 
Nix Thema!

Aha. Karl-Heinz mal wieder, klar. Wichtig ist, dass man die Menschheit immer mal wieder an ihn erinnert, wie er so da steht, im Wald, mit seiner aufgeblasenen Bierwampe, zirpend und grunzend, abwägend, ob er sich – hinterm Baum stehend - schiffend offensichtlich, nach Osten oder Westen drehen sollte, um nicht Opfer seiner in die Welt gesprühten Männlichkeit zu werden. Auch den Gedanken an eine fehlende Frau – beim Anblick von Mooshügeln, Totholz, Pilzbesatz, den Eiern im Vogelnest, kann man, wenn man ihn kennt, den Kalle, gut folgen. So ist er nun mal und er hat viele Brüder, denn es gibt ihn als Kopie in Wäldern und Büros, in Supermärkten oder beim Public Viewing, in Polizeiwagen (auch in der vorderen Sitzreihe), in Schwimmbädern sowieso, auch auf Parteitagen. Sogar in Uniformen, als Hüter von Recht und Ordnung, im Stadtpark, will man ihn gesehen haben.
Aber: Wäre es nicht an der Zeit, aus Karl-Heinz, auch mal eine Sarah-Sophie zu machen?

Wo Kannen, Tassen, Pfannen rasseln
Wo Freundinnen in Hörer quasseln
Sich man mit Kopfsalat diätet
Die Krähenfüße ängstlich knetet
Man sich die Nägel rot lackiert
Bei links und rechts sich stets blamiert
Da, wo man heult, nach alten Zeiten
Wo’s leicht war, in die Jeans zu gleiten
Die einst in achtunddreißig waren
Nun komm, Sarah-Sophie, mach los,
Karl-Heinzchen wartet, dort am Moos.


Beste Grüße
 
A

AchterZwerg

Gast
Nun komm, Sarah-Sophie, mach los,
Karl-Heinzchen wartet, dort am Moos.
:D:):D

Ebenfalls ein herrliches Stück deutscher Lyrik und gleichzeitig frommer Wunsch, der nur noch auf seine Entsprechung im Realen wartet.

Ach,
wenn es kein Märchen wär`
 
philo Sophie der vorSteherdRüse

Wo Säfte Müdes zu beleben suchen
Dort tief im Wald unter den Buchen
Beschwippst nicht nur die Tannen schaukeln
Auch Karlchens Heinz hört man wirr gaukeln
Ein tiefer Schluck vom Wodka, *glucks*
Die Hose regt sich, droht jetzt ein Wuchs?
Vom drallen Weib im engen Mieder
sein Totholz träumt immer mal wieder.
Doch leider wähnt zu früh sein Glück
Besoffen-Heinz - es schrumpft sein Stück…

--->

So Prost der Heinz
So tot das Holz.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Ich liebe euch
und besonders eure Kommentare. :D :) :D
Und einen ganz herzlichen Dank an Ohrenschützer und seinen Karl-Heinz. Inspirierend, der Kalle.
 
A

AchterZwerg

Gast
O. T. Nicht böse sein ihr Chefs! :D

Eben erhielt ich von Bernd, dem Forenred., einen genialen Buchtipp, den ich sofort weitergeben möchte. Für dich, GG, ist das Büchlein 100pro eine inspirierende Bereicherung und vielleicht auch noch für ein paar andere:

A. K. H O L Z
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LG, Heidrun
 



 
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