Diary- Dings 5 - Die dunkelsten Tage

masterplan

Mitglied
Heute schreibe ich mein Tagebuch von der Arbeit aus, weil ich gekündigt habe und im Moment die Zeit habe, ein paar Zeilen zu meinem Leben zu schreiben.
Vor etwas mehr als einem Monat hatte ich mein letztes "Diary-Dings" geschrieben. Da ging es um ein Ereignis, dass mich an jenem Abend fertig gemacht hat. Meine Frau hat sich überlegt, nach viereinhalb Jahren Zusammengehörigkeit und zwei Jahren Ehe Abstand von unserer Beziehung zu nehmen. Nachdem Sie mit ihrem Wagen in die Nacht gefahren war, kam sie dann aber am gleichen Abend wieder zurück. Aus Liebe, und aus Einsamkeit ohne mich.
Dann war alles beim alten - einen Monat lang.
Seit Dienstag dieser Woche haben wir ein echtes Problem - und ich verstehe nun auch die Gründe.
Der Tag war in meinen Gefühlen schon vor der Gewissheit niederschlagend. Immerzu hatte ich Gedanken und Bilder davon, wie meine Frau mir untreu sein könnte und wie sie über einen anderen Mann nachdenkt. Diese Gefühlslage hatte ich im Laufe des Jahres schon länger gespürt, hab mir die Möglichkeit aber immer abgesprochen, weil ich gerade meine Frau für ein äußerst treues Wesen halte.
Jedenfalls hat sich dieses Gefühl im Laufe des Abends gesteigert - wurde immer stärker und war schier nicht auszuhalten. Schließlich habe ich einen Vertrauensbruch begangen, für den ich mich danach auch sehr oft noch entschuldigt habe.
Kurz bevor wir ins Bett gegangen sind, bin ich ins Internet und habe einen Foreneintrag von ihr entdeckt. Der Eintrag unter der Rubrik "Weibliche Untreue" hat mich schier angesprungen. Ich musste ihren Thread finden... und dieser hat stattdessen mich gefunden...
"Mein alter Lehrer..." hieß er. Als ich ihn gelesen habe, habe ich gezittert. So sehr, wie nie zuvor. Ich konnte vor Überwältigung kaum richtig lesen.
Sie schrieb darin, dass sie neben ihrem wundervollen Ehemann noch einen anderen Mann begehrt: Ihren früheren Lehrer, der ihr in der Zeit vor uns wohl aus einer Lebenskrise geholfen hat (die sie allerdings bis heute nich überwunden hat - Anm. d. Autors). Sie findet ihn sexy, aufregend und möchte mit ihm ein "Abenteuer" ausprobieren. Er hat wohl schon vor einem halben Jahr von ihr einen Brief mit Liebesgeständnissen erhalten und das Angebot, mit ihr eine sexuelle Beziehung einzugehen. Doch der Lehrer möchte das nicht. Hält es für das Falsche, gerade weil er nur eine gute, freundschaftliche Gemeinsamkeit mit ihr sieht. Aus diesem Grund hat sie ihren Foreneintrag geschrieben, weil sie nicht weiß, was sie machen soll. Wo er sich so sehr gegen ihre Wünsche verschließt.
Dass ihr Ehemann ihr dabei auf die Schliche kommt, hätte sie wohl nie gedacht. Sie war mehr als überrascht, dass ich ihre Vorstellung herausgefunden habe... und ich war verletzt, bin es noch... und es wird mit jedem Tag schlimmer.
Sie hat mir beteuert, dass sie nie sexuellen Kontakt mit ihm oder einem anderen Mann hatte - und das weiß ich auch.
Nun ist meine Frau mit ihren zwanzig Jahren noch sehr jung. Hat die angesprochenen Schwierigkeiten und ist schon mit sechzehn Jahren mit mir zusammen gekommen. Sie hat mich von Anfang an fasziniert. Wir waren ein tolles Paar und ein gutes Team. Doch neben mir (27) hat sie vor mir keinen anderen Mann gehabt - und ich vor ihr keine andere Frau. Ich hab diese Tatsache für ein unglaublich schönes Geschenk gehalten. Wir waren uns immer treu und halten uns wohl bis heute, für das Beste was uns passieren konnte.
Doch diese Magie wurde jetzt fast vollständig zerstört. Ich kann nicht mit einem Menschen leben, dem ich nicht genüge. Der einen Kick in einem Abenteuer erleben möchte, welcher mein Wesen vollkommen aussschließt und meine Gefühlslage in die dunkelste Stimmung versetzt, die man sich vorstellen kann.
Dabei kann ich ihre Situation fast verstehen: Sie möchte etwas nachholen, sich noch mit anderen Menschen auseinander setzen - diese Menschen für sich "ausprobieren".
Je mehr ich darüber nachdenke, desto härter wird der Schmerz. Ich liebe sie abgöttisch. Sie war immer meine Bestimmung. Und aus typischen, menschlichen Zwängen und Vorstellungen sehnt sie sich nun nach etwas, was ihr ein Gefühl gibt, dass sie noch nicht kennt. Eine Erfahrung, die allein aus der gewaltigen Liebe zu ihr, für mich nicht mehr in Frage kommt.
Nun ist da jemand, mit dem sie ihre Gefühle teilt. Jemand, der sie fasziniert. Dem sie ihre und meine Situation offenbart hat. ICH stehe nicht mehr im Mittelpunkt ihres Lebens. Das war immer meine große Angst. Dem Menschen, der für mich das ein und alles ist, nicht mehr alles geben zu können.
Es ist wohl eines der drei grauenvollsten Dinge, die meinem Leben passieren konnten. Schlimmer wäre nur gewesen, wenn sie bereits über einen Zeitraum tatsächlich eine körperliche Liaison mit jemand anderem gehabt hätte, von der ich schließlich erst dann erfahren hätte, oder, wenn ihr jemand ein Leid antäte, oder sie stirbt.
Nun stehe ich da - gebe uns beiden die letzte Hoffnung, die wir noch haben. Sie möchte bei mir bleiben, weil sie mich so sehr liebt, kann aber ihrem tiefen Wunsch und der Sehnsucht nicht die kalte Schulter zeigen, oder diese verarbeiten. Sie müsste es erleben, um davon befreit zu sein. Aber natürlich ohne Garantie. Denn dass es immer wieder und wieder kommen kann, weiß sie auch.
Ich habe ihr klar gesagt, dass ich es niemals akzeptieren könnte, wenn sie nach so einem Trip wieder zu mir zurückkommt, als wäre nichts gewesen.
Lieber wollte ich sofort Schluss machen und die Scheidung schmerzlich akzeptieren.
Doch sie möchte noch Zeit - möchte sich Gedanken darüber machen und ergründen, was der Grund für ihre Gefühlswelt ist.
Wir wohnen jetzt noch zusammen... und jeden morgen tut es furchtbar weh. Abends, wenn wir ein wenig über uns beide gesprochen haben geht es mir (uns) besser. Ich trage meinen Ring aber nicht, weil ich so gut ich konnte, mit der Situation abgeschlossen habe. Zudem habe ich doch noch Hoffnung, dass die Geschichte zwischen uns gut ausgehen könnte. Was ich aber nicht zu sehr verinnerlichen möchte.
Sie sucht nach Gründen, doch ich will nicht, dass sie vor lauter Suchen und Graben den Verstand verliert... wenn sie stattdessen am Ende doch nur den Menschen verliert, der sie mehr als alles andere geliebt hat.
 



 
Oben Unten