Dichterlesung

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Von den Stühlen fallen viele
von den Gästen auf die Diele.
Wenn die vielen Gäste fallen,
hört man Lachen laut erschallen.
Lachend halten sich die Gäuche
ihre wohlgenährten Bäuche,
kichernd sieht man ein paar Damen
in der Damentasche kramen,
und man sieht sie auf der Suche
nach dem Damentaschentuche,
dass sie ihre Augenbrauen
nicht durch Lachtränen versauen.
Aber sagt: Was ist geschehen?
Nein, das kannst du nicht verstehen,
grade haben noch die braven
Zuhörer sehr tief geschlafen.
Ja: Da steht mit böser Miene
vorn ein Dichter auf der Bühne,
doch bewirft er nicht mit Schichten
von Betroffenheitsgedichten
Zuhörer, ob groß, ob klein,
davon schliefen alle ein.
Nein, absurd sind seine Reime,
Stühle gehen aus dem Leime,
wenn sich Zähennägel kräuseln
hörst du seine Worte säuseln.
Wie ein Mann mit sehr viel Grips
sich in Pirna legt in Gips,
eine Jungfrau ihrem Herd
Innerstes nach außen kehrt,
wie zwei Knaben in der Scheune
sehr vermissen Sonnenbräune,
wie man in die Hölle fährt,
wenn man Straßen überquert.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
witzig!

Gratulation, Glückwünsche zu 100 Jahre Dada!

Obwohl das hier natürlich keine reine Dada-Oberflächen-Collage bietet, keine "leere" Wortspielerei oder gar Klangmusik, auch keine surrealistische Fortschreibung von Ball, Arp oder Schwitters, nix Akademisches, sondern was Lustiges. Die skurrilen Beispiele am Ende stammen bestimmt aus eigenen Exemplaren. Ich überschaue leider nicht Deine tausend Gedichte.
Ach, mein großes Vorbild Rückert schrieb 6000, heute kennt man nur noch seine "Kindertotenlieder", weil Mahler sie vertont hat.

Ich freue mich natürlich besonders, weil ich selbst meine Dichterlesungserfahrung hatte und etwas davon bei Dir reflektiert finde.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
epianaphern? anaepiphern? Verkettungen? Erinnerungsknoten?

Von den Stühlen [blue]fallen viele[/blue]
von den [blue]Gästen [/blue]auf die Diele.
Wenn die [blue]vielen Gäste fallen[/blue],
hört man [blue]Lachen [/blue]laut erschallen.
[blue]Lachend [/blue]halten sich die Gäuche
ihre wohlgenährten Bäuche,
kichernd sieht man ein paar [blue]Damen[/blue]
in der [blue]Damentasche [/blue]kramen,
und man sieht sie auf der Suche
nach dem [blue]Damentaschen[/blue]tuche
dieses schöne Stilmittel, das Ende des Verses am Anfang des nächsten zu wiederholen, überhaupt diese Wiederholungen - wie nennt man das?
Damentasche & Damentaschentuch z.B. - witzig, weil das Taschentuch bei Männern ursprünglich auf die Hosentasche bezogen war, aber wer benutzt heute noch (außer mir) Stofflappen? Es sind dann immer Tempotaschentücher. Oder Damentaschentempotücher.
 



 
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