Hey Wolke9,
also egal wie ichs lese, eine Hexameter-Pentameter-Abfolge bekomm ich beim besten Willen nicht wirklich hin. Dein Gedicht zeichnet sich für mich gerade dadurch aus, dass es sich einer gebundenen Lesart weitegehend verweigert und in natürlichem Sprachfluss gelesen werden will.
Die erste Zeile würd ich daher ganz und gar "unmetrisch" vortragen, ungefähr so:
Schneidend
[p] fiel der
Dichter
[P] über
grüne To
maten
her,
[p] bzw. [P] sollen ganz kurze bzw. kurze Sprechpausen andeuten und die fettgedruckten Silben sollen Betonungen andeuten, die aber nicht so deutlich akzentuiert zu denken sind, wie man das aus metrisch gebundener Sprache kennt. Meine Lesart wäre hier also ziemlich nah an einem schnoddrigen "Prosasprechen".
Würde ich versuchen, die erste Zeile doch metrisch gebunden zu sprechen, so käme ein sieben Hebungen umfassendes, etwas klapperndes Etwas heraus:
Schneidend
fiel der
Dichter |
über
grüne To
maten
her, (alternativ am Ende auch: über
grüne To
maten
her)
Also ziemlich in the face trochäisch anhebend, um dann nach einer Zäsur (dem | ) etwas holperig entweder XxXxxXxX oder xxXxxXxX
Irgendwie hexametrisch wirds bei mir aber nicht. Die "Hexameter"-Zeilen tendieren beim etwas wackelnden Versuch eines metrischen Vortrags m. E. immer eher zu sieben Hebungen.
Diese formale Diskussion kann man als nebensächlich abtun - aber immerhin hast Du die Zeilen ja unter den festen Formen eingestellt und outest Dich als Kenner:in des Distichons. Insofern scheint mir die kurze Formdiskussion doch passend.
Davon abgesehen, mag ich alle Gedichte, in denen Salat vorkommt, für meinen Geschmack (!) gibt es bisher noch viel zu wenige lyrische Werke, die sich dieser Köstlichkeit annehmen. Grüne Tomaten, frische Salatblätter, Zwiebeln (hoffentlich entweder eine wirklich milde Sorte, die absolut untadelig gelagert wurde oder kurz blanchierte Zwiebeln) und reichlich hochwertiges Öl klingen schonmal nicht verkehrt.
LG!
S.