Die abgebrochene Klinge

Trojan

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Bedauern? Warum? Sie würde es wieder tun, ganz sicher.

Eigentlich wollte sie nur rüber zur Bäckerei, kurz über die Straße, und sich dann wieder ans Pult setzen, sie hatte Hunger, und Zeit etwas zu frühstücken, war heute morgen nicht mehr, sie war spät dran. Gestern abend hatte sie ein paar schöne Stücke von dem Fleisch zurechtgeschnitten, das ihr der Metzger mitgegeben hatte für den Hund, und am Morgen stellte sie fest, dass von dem Messer, das sie benutzt hatte, ein kleines Stück der Klinge abgebrochen war, ein sehr kleines Stück zwar, aber es könnte in dem Fleisch stecken geblieben sein, das der Hund bereits gefressen hatte. Sie suchte danach, erfolglos. Und darüber wurde es 7 Uhr 30, sie musste los, wenn sie die Elektrische noch erwischen wollte. Sie würde den Hund beobachten müssen, sie hoffte, er würde das abkönnen, so ein kleines Stück würde schon keinen Schaden anrichten.

Hoffnung? Wieso denkt sie dabei an den Hund?

Als sie die Straße überquerte, sah sie die Tram kommen – und diesen kleinen Jungen! Wo war denn die Mutter! War er allein unterwegs? Sie griff nach dem Kind, riss es von den Gleisen weg, und dann? Ja, was war dann? Sie wusste es nicht. Sie lag eingeklemmt unter diesem Ungetüm aus Stahl und Eisen, sie spürte ihre Beine nicht mehr, spürte überhaupt keinen Schmerz. Sie musste lächeln. Dieses kleine Stück Klinge.
 



 
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