Die alte Frau und der Herbst

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Zu Boden sinkt der Glanz der nassen Blätter
Sehr spröde schiebt sie Stock vor plumpes Bein
Wie morsches Holz und angefaulte Bretter
Sie weiß, es wird ein letztes Sterben sein

Der Wind fährt eisig ein in schmalste Kleiderritzen
Und greift sich Leben aus dem welken Leib
Mit diesen dürren, krausen Flachshaarspitzen
Gleicht fast der Wald dem lichten, kahlen Weib

Ihr Mund kann nur noch gramvoll garstig lachen
Der schwarze Zahn brach an der Bitternuss entzwei
Gar nichts mehr kann die Zeit in ihr entfachen
Gar wirklich alles ist ihr einerlei

Zu oft schon war sie Zeugin dieses Gehens
In praller Jugend pfeift man noch ein Lied
Doch sie, im greisen Alter des Verstehens
Wusst es nun besser - und verschied
 
Zuletzt bearbeitet:

petrasmiles

Mitglied
Musste ich gleich zweimal lesen ... weil es mir irgendwie tröstlich und folgerichtig erscheint - dieses Verscheiden. Aber beim zweiten Lesen fand ich es wieder ok, also scheint es tatsächlich so zu sein.
Wenn man alles an Leben hergegeben hat, dann weiß man es wohl besser ...
Ein schöner Text!

Liebe Grüße
Petra
 



 
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