Schön, dass ich dieses Gedicht noch durch die freundlichen Kommentare wahrnehmen konnte; wer weiß, ob ich noch in die Tiefen der Tiefen gekommen wäre, um es zu finden.
Ich bin sehr beeindruckt, natürlich von der Form, aber vor allem vom Inhalt.
Deine Amsel erinnert uns recht deutlich an unser 'Kreatur-Sein', womit man den Lebenssinn aus der puren Existenz ableiten kann.
Warum geht uns das nur verloren? Da kippt unsere Fähigkeit zur Moral in eine Art von Bürde, sie lässt uns nicht mehr nur differenzieren, sondern dividiert uns selbst auseinander. Seit Cororona laufe ich mit diesem Sparren im Kopf herum: Eigentlich möchte ich singen, aber das geht jetzt nicht. Eigentlich geht es mir objektiv gut, aber subjektiv nicht, weil 'alles so schlimm' ist. Das wirklich Schlimme ist doch, dass wir uns so fühlen, als könnten wir durch die Entsagung auch nur ein Fitzelchen an dem ändern, was uns bedrückt. Es ist auch eine Überhöhung des eigenen Selbst, denn nur, wenn unser Anspruch an die Welt da draußen erfüllt würde, könnten wir wieder singen. Aber das wird nicht geschehen, weil der Anspruch maßlos ist. Aber weil wir etwas tun wollen - oder zu müssen glauben - landen wir bei Symbolhandlungen analog zur Symbolpolitik.
Wir sind keine schlechten Menschen, wenn wir uns am Lied der Amsel erfreuen - und wenn wir daraus Hoffnung schöpfen.
Ich hoffe, ich habe Dein Gedicht jetzt nicht mit meinen Gedanken überfrachtet.
Aber deshalb ist es mir so wichtig geworden.
Liebe Grüße
Petra
P.S. Ich wollte gerade Sterne vergeben und habe festgestellt, dass ich es schon gewertet hatte - dann wird es so sein, dass sich die Wirkung des Gedichts erst in der geeigneten Stunde entfaltet - und ich die passenden Wörter jetzt gefunden habe.