Die Aufhebung der literarischen Figur durch sich selbst

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied

es interessiert mich nicht was ich denke.
noch ob das was ich denke wahr ist.
es ist nur eine figur, die mich vorstellt
aber es ist keine figur
eher ein haus.
aber es ist kein haus
sondern ein labyrinth.
es ist die beziehung zwischen mir und mir selbst
aber es ist willkürlich
.​







[Da war sie: die Präsenz ihrer Nichtexistenz, die mir einen Spiegel vorhielt, in dem jedes Atom meines Körpers in seiner erschreckenden Vielfalt auf mich zurückgeworfen wurde – Plötzlich fürchtete ich die Bewegung meines Körpers und meiner Substanz, als eine unendliche Aktion ohne Ruhe und ohne die Erlösung durch ihr negatives Äquivalent, das, so schien es, der Boden war, auf dem sie stand.

Ich hatte Angst vor dem Spiegel und eine drängende Sehnsucht nach Abwesenheit befiel mich, mir wurde klar, dass ich durch den Abstand, den ich zum Nichts halte, auf mich selbst beschränkt bin und durch die Nähe, die ich dadurch zu mir selbst habe, unfähig bin mich auf ein Ich zu beschränken.

Die Gegenwart spielt mich, den Menschen, der aus seinem negativen Äquivalent, der Nichtexistenz, herausgetreten ist. Eine Spirale: denn solange ein Ich aus der Entsprechung tritt, existiert es. Doch wenn es in dem kurzen Moment eines "kleinen Todes" mit sich zusammenfällt, zwingt der "Tod" es für immer in der Nicht-Gestalt seines negativen Äquivalents verloren zu gehen und endlos durch die Gestalt seines Nichts zu wandern, und eben das war die Sehnsucht, die mich befiel und die, durch die Gegenwärtigkeit meines Daseins, im Sehnen verblieb.

Ich wollte in der Auslöschung meines Wunsches zu verschwinden, verschwinden. Um dann etwas Neues zu sein, etwas, das mit dem Verschwinden aufgetaucht ist, als es, das Verschwinden, sich selbst ausgelöscht hatte. Jener Gedanke kam mir: "Was wäre, wenn das, was ein Regentropfen ist, ein Gefängnis für einen äquivalenten Regentropfen ist, der die Zelle darstellt?" Und das war das Verhältnis zwischen dem Bewusstseins und dem Wissen um die Möglichkeit der Abwesenheit des Bewusstseins, die mich umhertrieb.

Es gibt eine formlose, abwesende Figur, so dachte ich, die gleichzeitig dieselbe gegenwärtige Figur in der Form eines Seienden ist. Und die Negation, die, innerhalb der bevorzugten Figur dessen, was man selbst ist, vernichtet und vernichtet wird, ist spürbar als das Verlangen mit ihr, der Negation, zu vernichten und mit dem Vernichteten zugrunde zu gehen. Darum kann ein Mensch so dargestellt werden, wie er ist, und gleichzeitig ist er das, was in der Darstellung abwesend ist, nämlich die Abwesenheit der Darstellung selbst.

Das Ich ist der wiederholte Sprung aus der Nichtexistenz, dem Ende: Abwesenheit bedeutet also: Etwas bis zum Ende beginnen, etwas beginnen, das zu jedem Zeitpunkt beendet ist und ohne Ende mit dem Beginnen bis zum Ende durchzuhalten. Man muss die Abwesenheit als eine Explosion verstehen, die alle Atome und alle Gedanken zu einem Ganzen zerstört.]
 



 
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