Die Brücke (gelöscht)

NewDawnK

Mitglied
Hallo Armagan,

ich möchte Deinen Text nicht kritisieren, schon weil Du ihn in der Rubrik Tagebuch eingestellt hast.
Nur ein paar eigene Gedanken zu Deinem Bild:
Ich glaube, "gerettet werden wollen" bzw. "den Retter spielen" muss nicht unbedingt mit Liebe zu tun haben. Schuldgefühle und/oder Anspruchsdenken könnten genauso gut hinter solch einer Rettungsaktion stecken.
Ohne Zweifel ist das, was Du hier beschreibst, die romantische Vorstellung von Liebe, wie sie z.B. in Filmen gerne transportiert wird. Zum alltagstauglichen Liebesglück fehlt meiner Ansicht nach in diesem Bild die nötige Portion Selbstliebe des Prot., die solche und ähnliche Liebesbeweise dann evtl. auch überflüssig werden lässt - vielleicht ist die sehr verbreitete Vorstellung, wie tief Liebe im Optimalfall zu sein hat, auch ein Grund dafür, warum sie letzten Endes so oft in gegenseitige Überforderung mündet..?

Gruß, NDK
 

Armagan

Mitglied
Danke für deinen Kommentar doch möchte ich gerne etwas dazu sagen. Natürlich ist es leichter in diesem Text eine Art romantische Vorstellung von Liebe zu sehen doch dem ist nicht so.
Es geht hier nicht darum zu retten oder gerettet werden. Vielmehr um den Moment, den Gedanken bzw. die Gedanken. ich schließe die Augen und spüre den Wind die Kühle auf meiner Haut. Es ist der Moment in dem ich aus dieser Welt treten will. Es ist der Moment das Schöne zu erkennen. Es ist der Moment den man alleine lebt. Es geht aus dem Text am Schluss auch keine Erleichterung hervor, noch bedingungslose Liebe. Es ist eine Erkenntnis. Das ist oben nicht anders als unten genauso wie es schöner ist unten nicht allein zu sein genauso schön ist es auch oben nicht allein zu sein. Sie nennt ihn Liebster, die Art wie sie ihn beschreibt rührt aus einer tiefen Zuneigung. Er will nicht das sie springt, er kann nicht ohne sie sein, warum? weil er sie liebt? doch er schafft es nicht sie dazu zubringen zu ihm zu kommen. Es geht nicht darum eine romantische Vorstellung zu schaffen oder gar ein Bild der unendlich großen Liebe. Nein es geht vielmehr um Einsamkeit. Beide stehen sie nebeneinander auf der Brücke unter ihnen das Meer. Was werden sie tun? springen? Das ganze Bild ist ein Widerspruch in sich. Der Tod(oder gar die Sehnsucht danach)ist dem Leben so nah. Vieleicht sogar so nah wie sie beide nebeneinander stehen.
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Armagan,

ich kann mir die Gefühle sehr gut vorstellen, die hinter diesem Bild stehen.
Trotzdem noch einmal meine Meinung - auch auf die Gefahr hin, dass wir aneinander vorbei reden. Ich denke, jeder Feuerwehrmann, der einen Menschen in einer Grenzsituation "kurz vor dem Sprung" entdeckt, wird sich etwas Intelligentes einfallen lassen um ihn vor diesem letzten Schritt zu bewahren - einfach aus einer den (meisten) Menschen angeborenen Mitmenschlichkeit heraus.
Vielleicht steht Dein Bild für die menschliche Sehnsucht, bedingungslos angenommen und restlos verstanden zu werden? Damit würde das ganze aber religiöse Dimensionen bekommen - Das Christentum hat die Antwort auf diese Sehnsucht jedenfalls schon seit über 2000 Jahren parat.
Wenn sich zwei gleichermaßen hilflose Menschen aneinander fest klammern, kann nicht viel Gutes dabei herauskommen - einfach weil in solch einer Grenzsituation des Für-das-Schicksal-eines-Anderen-verantwortlich-sein jeder Mensch hoffnungslos überfordert ist.
Das Gefühl der Einsamkeit entsteht meiner Ansicht nach immer dann, wenn man anfängt, sich selbst aufzugeben und all seine Wünsche und Hoffnungen auf Erlösung aus der Einsamkeit auf andere Menschen projeziert, anstatt erst einmal mit sich selbst liebevoll umzugehen.
Wer sich selbst nicht ausreichend liebt und annimmt, kann Andere nicht wirklich lieben - jedenfalls ist das meine persönliche Meinung.

Gruß, NDK
 



 
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