Erstkontakt mit einer auf den ersten Blick nützlich erscheinenden App
Heutzutage übernehmen unsere digitalen Helferlein fast alles, aber um die eigentlich wichtigen Dinge muss man sich immer noch persönlich kümmern. Zum Beispiel bestellt mein Kühlschrank noch nicht selbstständig zur Neige gehende Lebensmittel, obwohl das bereits vor mehr als 10 Jahren vorausgesagt wurde. Dagegen ist meine Waschmaschine vermutlich nur zu höflich, um mir zu sagen, dass ich erbärmlich stinke und endlich mal wieder die Kleidung wechseln sollte. Außerdem gibt es kein Programm zu kaufen, das gesprächsbereite Dauerquassler aus dem eigenen Büro vertreibt. Auch das Sägen am Stuhl des Vorgesetzten übernimmt niemand für uns: kein Bot, kein Plugin und keine App.
Als ich neulich auf die Dating-App stieß, schien mir dies etwas wirklich nützliches zu sein. Ich habe zwar bereits eine Beziehung, aber das bremste meine Eifer nicht weiter. Ich musste jedoch leider feststellen, dass die Dating-App erwartet, dass ich bereits in verschiedenen sozialen Netzwerken einen Fuß in der Tür habe. „Unsufficient data to proceed!“ Bei jedem Fehlverhalten meinerseits fiel die App wieder in ihre Muttersprache zurück, vermutlich um mir damit die kalte Schulter zu zeigen und mein Versagen besonders scharf vor Augen zu führen.
Ich meldete mich also bei allen nur denkbaren sozialen Netzwerken an, fütterte Facebook, Google+, und Twitter mit meinen Interessen, begeisterten Schnappschüssen und abendlichen nicht mehr ganz nüchternen Spontantextentladungen, schraubte meine Online-Zeit in der Freizeit auf sieben Stunden täglich hoch und bombardierte Google mit Suchanfragen. So lange bis der Anzeigebalken der App sich in den grünen Bereich bewegte. Ich war nun über das Internet auffindbar und somit endlich real. Zeitgleich stellte ich fest, dass mein Interesse an echten Personen stetig sank, das fand ich aber gar nicht so übel – gab es mir schließlich mehr Luft, um meinen eigenen Blog zu pflegen und mich bei last.fm anzumelden.
Nun ging es an das spannende Erlebnis, die Dating-App zu testen. Völlig gespannt drückte ich auf den grünen „Ausführen“-Knopf. Wieder wurde mir ein Balken mit Prozentangabe angezeigt. Offenbar musste sich die App erst mit dem Server verbinden, auf dem meine Online-Aktivitäten gespeichert waren. Nun wurde ich über den weiteren Verlauf informiert: Als Erstes terminierte die Dating-App meine aktuelle Beziehung mit einer freundlichen Nachricht per WhatsApp, allerdings in englischer Sprache. Sie löschte außerdem sämtliche Kontaktdaten meines Partners von meinem Smartphone. Dann ermittelte sie anhand Alter, Wohnort, Geschlecht, sexueller Orientierung, Interessen und meinem Attraktivitätsfaktor eine mögliche Zielperson und schickte einen geeigneten Erstkontaktversuch per Facebook an diese Person. Zeitgleich wurde mein Navi auf die Adresse der Zielperson programmiert und ein Online-Pizza-Lieferservice mit einer Bestellung für heute Abend beauftragt. Als weiteren Hinweis bekam ich noch die Information, dass Geschlechtsverkehr mit oder ohne Verhütung vor der Ehe ganz eindeutig eine Sünde sei (hier zeigt sich die Handschrift unserer transatlantischen Freunde).
Leider bin ich wohl doch noch nicht modern genug. Das ist mir etwas zu viel Eigenmächtigkeit von meinem digitalen Partner. Ich habe vor Schreck das Smartphone in die Kloschüssel fallen lassen. Ist vielleicht auch besser so.
Heutzutage übernehmen unsere digitalen Helferlein fast alles, aber um die eigentlich wichtigen Dinge muss man sich immer noch persönlich kümmern. Zum Beispiel bestellt mein Kühlschrank noch nicht selbstständig zur Neige gehende Lebensmittel, obwohl das bereits vor mehr als 10 Jahren vorausgesagt wurde. Dagegen ist meine Waschmaschine vermutlich nur zu höflich, um mir zu sagen, dass ich erbärmlich stinke und endlich mal wieder die Kleidung wechseln sollte. Außerdem gibt es kein Programm zu kaufen, das gesprächsbereite Dauerquassler aus dem eigenen Büro vertreibt. Auch das Sägen am Stuhl des Vorgesetzten übernimmt niemand für uns: kein Bot, kein Plugin und keine App.
Als ich neulich auf die Dating-App stieß, schien mir dies etwas wirklich nützliches zu sein. Ich habe zwar bereits eine Beziehung, aber das bremste meine Eifer nicht weiter. Ich musste jedoch leider feststellen, dass die Dating-App erwartet, dass ich bereits in verschiedenen sozialen Netzwerken einen Fuß in der Tür habe. „Unsufficient data to proceed!“ Bei jedem Fehlverhalten meinerseits fiel die App wieder in ihre Muttersprache zurück, vermutlich um mir damit die kalte Schulter zu zeigen und mein Versagen besonders scharf vor Augen zu führen.
Ich meldete mich also bei allen nur denkbaren sozialen Netzwerken an, fütterte Facebook, Google+, und Twitter mit meinen Interessen, begeisterten Schnappschüssen und abendlichen nicht mehr ganz nüchternen Spontantextentladungen, schraubte meine Online-Zeit in der Freizeit auf sieben Stunden täglich hoch und bombardierte Google mit Suchanfragen. So lange bis der Anzeigebalken der App sich in den grünen Bereich bewegte. Ich war nun über das Internet auffindbar und somit endlich real. Zeitgleich stellte ich fest, dass mein Interesse an echten Personen stetig sank, das fand ich aber gar nicht so übel – gab es mir schließlich mehr Luft, um meinen eigenen Blog zu pflegen und mich bei last.fm anzumelden.
Nun ging es an das spannende Erlebnis, die Dating-App zu testen. Völlig gespannt drückte ich auf den grünen „Ausführen“-Knopf. Wieder wurde mir ein Balken mit Prozentangabe angezeigt. Offenbar musste sich die App erst mit dem Server verbinden, auf dem meine Online-Aktivitäten gespeichert waren. Nun wurde ich über den weiteren Verlauf informiert: Als Erstes terminierte die Dating-App meine aktuelle Beziehung mit einer freundlichen Nachricht per WhatsApp, allerdings in englischer Sprache. Sie löschte außerdem sämtliche Kontaktdaten meines Partners von meinem Smartphone. Dann ermittelte sie anhand Alter, Wohnort, Geschlecht, sexueller Orientierung, Interessen und meinem Attraktivitätsfaktor eine mögliche Zielperson und schickte einen geeigneten Erstkontaktversuch per Facebook an diese Person. Zeitgleich wurde mein Navi auf die Adresse der Zielperson programmiert und ein Online-Pizza-Lieferservice mit einer Bestellung für heute Abend beauftragt. Als weiteren Hinweis bekam ich noch die Information, dass Geschlechtsverkehr mit oder ohne Verhütung vor der Ehe ganz eindeutig eine Sünde sei (hier zeigt sich die Handschrift unserer transatlantischen Freunde).
Leider bin ich wohl doch noch nicht modern genug. Das ist mir etwas zu viel Eigenmächtigkeit von meinem digitalen Partner. Ich habe vor Schreck das Smartphone in die Kloschüssel fallen lassen. Ist vielleicht auch besser so.