Die Dinge des Lebens

3,30 Stern(e) 7 Bewertungen

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Eine Hand schiebt vorsichtig den Vorhang des Wiege beiseite, die Augen erblicken etwas, was die Frau die Hand vor den Mund schlagen lässt. Ihre Augen zeigen ein Entsetzen, für das ihr Mund noch nicht mal einen Schrei findet. Meine Hand zerdrückt das Sofakissen, wie immer bei dieser Szene, in der Rosemary zum ersten Mal ihr Baby sieht. Wie verrückt bin ich, diesen Film alleine so spät zu sehen? Manchmal ist das Leben so, dass man das will. Dass man es muss. Allein mit sich und dem Film von Roman Polanski.

Meine Hand hält eine andere Hand, sie ist dünn, sie bewegt sich nicht, die Haut wie Pergament, blaugeädert. Ich spüre, dass der Tod schon angeklopft hat, dass sie sich bald nicht mehr bewegen kann, diese Hand. Was kann ich tun, außer sie zu halten, nicht mal sprechen ist hier angebracht, wie auch die richtigen Worte finden? Also bleibt nur die Hand in meiner Hand. Wie viel hat diese Hand gearbeitet, wie oft hat sie sich mit der anderen Hand im Gebet vereint, wie oft hat diese Hand fremde Hände geschüttelt, wie oft hat sie gestreichelt, fest zugepackt, wie oft war sie gefüllt oder leer? Man kann es nur erahnen.

Eine andere Hand, sie ist jung, keine sichtbaren Adern, keine Falten, die Nägel blitzen übermütig goldfarben und sie ist sehr warm. Schlanke Finger verschränken sich mit meinen, unterbrechen ihr Gestikulieren und ich freue mich über das sprudelnde Leben, das mir die Hand meiner Tochter verheißt, auch ein Teil von mir fließt darin. Hoffnung und Zukunft liegen in dieser Hand, Freude und Zuversicht.

Ich sehe zwölf weiß behandschuhte Hände, sie fassen den Sarg mit kräftigem Griff und lassen ihn ins Grab gleiten, die letzte Station des irdischen Lebens. Die Hände der Trauernden fassen sich an, die überlebenden Hände, geben sich Kraft. Die weißen Handschuhe fallen auf den Sarg, ihre Träger gehen nach einer Verneigung.

Meine Hände schneiden Zwiebeln und tun tausend andere praktische Dinge, weil das Leben weitergeht, weitergehen muss, auch nach Begegnungen mit vielen weißen Handschuhen. Meine Hände tragen keine solchen, noch nicht mal bei der gröbsten Arbeit, weil mir sonst das Gefühl fehlt.

Das Gefühl für anderes. Vor allem das Gefühl für eine andere Hand, die wortlos von den Dingen des Lebens erzählt.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Eine Hand schiebt vorsichtig den Vorhang der Wiege beiseite, die Augen erblicken etwas, was die Frau die Hand vor den Mund schlagen lässt. Ihre Augen zeigen ein Entsetzen, für das ihr Mund noch nicht mal einen Schrei findet. Meine Hand zerdrückt das Sofakissen, wie immer bei dieser Szene, in der Rosemary zum ersten Mal ihr Baby sieht. Wie verrückt bin ich, diesen Film alleine so spät zu sehen? Manchmal ist das Leben so, dass man das will. Dass man es muss. Allein mit sich und dem Film von Roman Polanski.

Meine Hand hält eine andere Hand, sie ist dünn, sie bewegt sich nicht, die Haut wie Pergament, blaugeädert. Ich spüre, dass der Tod schon angeklopft hat, dass sie sich bald nicht mehr bewegen kann, diese Hand. Was kann ich tun, außer sie zu halten, nicht mal sprechen ist hier angebracht, wie auch die richtigen Worte finden? Also bleibt nur die Hand in meiner Hand. Wie viel hat diese Hand gearbeitet, wie oft hat sie sich mit der anderen Hand im Gebet vereint, wie oft hat diese Hand fremde Hände geschüttelt, wie oft hat sie gestreichelt, fest zugepackt, wie oft war sie gefüllt oder leer? Man kann es nur erahnen.

Eine andere Hand, sie ist jung, keine sichtbaren Adern, keine Falten, die Nägel blitzen übermütig goldfarben und sie ist sehr warm. Schlanke Finger verschränken sich mit meinen, unterbrechen ihr Gestikulieren und ich freue mich über das sprudelnde Leben, das mir die Hand meiner Tochter verheißt, auch ein Teil von mir fließt darin. Hoffnung und Zukunft liegen in dieser Hand, Freude und Zuversicht.

Ich sehe zwölf weiß behandschuhte Hände, sie fassen den Sarg mit kräftigem Griff und lassen ihn ins Grab gleiten, die letzte Station des irdischen Lebens. Die Hände der Trauernden fassen sich an, die überlebenden Hände, geben sich Kraft. Die weißen Handschuhe fallen auf den Sarg, ihre Träger gehen nach einer Verneigung.

Meine Hände schneiden Zwiebeln und tun tausend andere praktische Dinge, weil das Leben weitergeht, weitergehen muss, auch nach Begegnungen mit vielen weißen Handschuhen. Meine Hände tragen keine solchen, noch nicht mal bei der gröbsten Arbeit, weil mir sonst das Gefühl fehlt.

Das Gefühl für anderes. Vor allem das Gefühl für eine andere Hand, die wortlos von den Dingen des Lebens erzählt.
 

Paloma

Mitglied
Hallo Doc,

ja so sind die Dinge des Lebens – die Dinge einer Kurzprosa sind dagegen ganz anders. Die sind wie eine sehr gute Reduktion, man kürzt und kürzt und kürzt bis nur noch das Allerallerbeste, der Kern der innersten Substanz überbleibt.
Davon ist deine Geschichte sehr weit entfernt. Selbst für eine Kurzgeschichte (da zählen dann aber noch andere Dinge) sind hier viel zu viele Füllwörter und ne Menge Überflüssiges drin.

Schönen Abend dir
Paloma
 

nichts

Mitglied
Mich beeindrucken sie auch. Die vielen Hände.
Und meine schneiden auch Zwiebeln.
Dank dir für den Text, nichts und die Leserin von kantopia
 
E

eisblume

Gast
Schönen guten Morgen, Doc,

also ich für meinen Teil kann diese hohen Bewertungen zu diesem Text jetzt nicht nachvollziehen (okay, muss ich aber ja auch nicht :) ). Nur hab ich von dir halt schon deutlich Besseres gelesen und würde daher meinen, das hier war nix.

Vor allem das Gefühl für eine andere Hand, die wortlos von den Dingen des Lebens erzählt.
Das soll ja wohl die Aussage des Textes sein. Und die Hand als erzählerisches Detail bietet sich geradezu an, diesen Ansatz umzusetzen. Nur halt subtiler und insgesamt auch homogener als es jetzt der Fall ist; vielleicht doch als Kurzgeschichte oder überhaupt als Geschichte, denn im Moment ist es einfach "nur" ein Text bzw. einfach nur Fragmente.

Sprachlich hebt es sich zudem auch nicht ab, als dass man auf dieser Ebene eine Besonderheit ausmachen könnte.
Sorry, aber insgesamt finde ich diesen Beitrag auf ganzer Linie nicht gelungen.

Bewerten werde ich nicht, weil diese Wertung eh gestrichen würde; wenn ich aber müsste, bekäme dieser Text eine 3 von mir.

Lieben Gruß
eisblume
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke für alle Meinungen und Wertungen.

@Anbas: Danke !!!

@Usch: Danke für den Link, den ich schon lange kenne, und ich freue mich, dass auch Dir das Ganze gefällt. "Hände" wäre mir als Titel zu kurz, es geht eben um die Dinge des Lebens, die durch die Hände verdeutlicht werden. Ich überschlafe es nochmal.

@Paloma: Ich bin bereit, einen Satz herauszunehmen, der tatsächlich überflüssig ist. Deine Kürzungsvorschläge wären interessant!

@nichts: Gern geschehen. Nichts ist mir bekannter als die Leserin von Kantopia, was wieder zeigt, dass die Welt ein Dorf ist und wir alle gemeinsam im Wohnzimmer sitzen. :)

@eisblume: Was war denn besser als das hier?
Schade, dass das Ganze nicht gefällt, es ist keine Geschichte, es sind Fragmente des Lebens, die einen weiten Bogen schlagen.
Du kannst ruhig werten, wieso das immer androhen und dann nicht tun, auch wenn es gestrichen wird - einfach werten und gut ist.

Allen einen schönen fußballfreien Sonntag :)

LG Doc
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Eine Hand schiebt vorsichtig den Vorhang der Wiege beiseite, die Augen erblicken etwas, was die Frau die Hand vor den Mund schlagen lässt. Ihre Augen zeigen ein Entsetzen, für das ihr Mund noch nicht mal einen Schrei findet. Meine Hand zerdrückt das Sofakissen, wie immer bei dieser Szene, in der Rosemary zum ersten Mal ihr Baby sieht. Wie verrückt bin ich, diesen Film alleine so spät zu sehen? Manchmal ist das Leben so, dass man das will. Dass man es muss. Allein mit sich und dem Film von Roman Polanski.

Meine Hand hält eine andere Hand, sie ist dünn, sie bewegt sich nicht, die Haut wie Pergament, blaugeädert. Ich spüre, dass der Tod schon angeklopft hat, dass sie sich bald nicht mehr bewegen kann, diese Hand. Was kann ich tun, außer sie zu halten, nicht mal sprechen ist hier angebracht, wie auch die richtigen Worte finden? Also bleibt nur die Hand in meiner Hand. Wie viel hat diese Hand gearbeitet, wie oft hat sie sich mit der anderen Hand im Gebet vereint, wie oft hat diese Hand fremde Hände geschüttelt, wie oft hat sie gestreichelt, fest zugepackt, wie oft war sie gefüllt oder leer? Man kann es nur erahnen.

Eine andere Hand, sie ist jung, keine sichtbaren Adern, keine Falten, die Nägel blitzen übermütig goldfarben und sie ist sehr warm. Schlanke Finger verschränken sich mit meinen, unterbrechen ihr Gestikulieren und ich freue mich über das sprudelnde Leben, das mir die Hand meiner Tochter verheißt, auch ein Teil von mir fließt darin. Hoffnung und Zukunft liegen in dieser Hand, Freude und Zuversicht.

Ich sehe zwölf weiß behandschuhte Hände, sie fassen den Sarg mit kräftigem Griff und lassen ihn ins Grab gleiten, die letzte Station des irdischen Lebens. Die Hände der Trauernden fassen sich an, die überlebenden Hände, geben sich Kraft.

Meine Hände schneiden Zwiebeln und tun tausend andere praktische Dinge, weil das Leben weitergeht, weitergehen muss, auch nach Begegnungen mit vielen weißen Handschuhen. Meine Hände tragen keine solchen, noch nicht mal bei der gröbsten Arbeit, weil mir sonst das Gefühl fehlt.

Das Gefühl für anderes. Vor allem das Gefühl für eine andere Hand, die wortlos von den Dingen des Lebens erzählt.
 

Paloma

Mitglied
@Paloma: Ich bin bereit, einen Satz herauszunehmen, der tatsächlich überflüssig ist. Deine Kürzungsvorschläge wären interessant!
Du hast es so gewollt ;)

hab alles was überflüssig ist, was sowieso klar ist und was keinen Sinn macht gestrichen. Und nur in einer ersten Fassung - da geht noch mehr.
Aber … auch jetzt ist es noch keine richtige Kurzprosa, es ist keine wirkliche Geschichte, es sind Betrachtungen. Jetzt könnte man allerdings davon ausgehen, dass das ICH gerade von einer Beerdigung kommt.

[strike]Eine Hand schiebt vorsichtig den Vorhang der Wiege beiseite, die Augen erblicken etwas, was die Frau die Hand vor den Mund schlagen lässt. Ihre Augen zeigen ein Entsetzen, für das ihr Mund noch nicht mal einen Schrei findet. Meine Hand zerdrückt das Sofakissen, wie immer bei dieser Szene, in der Rosemary zum ersten Mal ihr Baby sieht. Wie verrückt bin ich, diesen Film alleine so spät zu sehen? Manchmal ist das Leben so, dass man das will. Dass man es muss. Allein mit sich und dem Film von Roman Polanski.[/strike]

Meine Hand hält eine andere [strike]Hand, sie ist dünn, sie bewegt sich nicht, die Haut[/strike] wie Pergament, blaugeädert. Ich spüre, dass der Tod [strike]schon [/strike]angeklopft hat, dass sie sich bald nicht mehr bewegen [strike]kann, diese Hand.[/strike] [blue]wird[/blue]. [strike]Was kann ich tun, außer sie zu halten, nicht mal sprechen ist hier angebracht, wie auch die richtigen Worte finden? Also[/strike] [blue]Nichts kann ich tun,[/blue] bleibt nur die Hand in meiner [strike]Hand.[/strike] Wie viel hat [strike]diese Hand[/strike] [blue]sie [/blue]gearbeitet, [strike]wie oft hat sie[/strike] sich mit der anderen [strike]Hand [/strike]im Gebet vereint, [strike]wie oft hat diese Hand [/strike]fremde Hände geschüttelt, [strike]wie oft hat sie [/strike]gestreichelt, fest zugepackt, [strike]wie oft war sie[/strike] gefüllt oder leer? [strike]Man kann es nur erahnen.
[/strike]
Eine andere Hand, sie ist jung[strike], keine sichtbaren Adern, keine Falten, die Nägel blitzen übermütig goldfarben und [/strike]sie ist [strike]sehr [/strike]warm. Schlanke Finger verschränken sich mit meinen, unterbrechen ihr Gestikulieren und ich freue mich über das sprudelnde Leben, [strike]das mir die Hand[/strike] meiner Tochter[strike] verheißt, auch ein Teil von mir fließt darin.[/strike] Hoffnung und Zukunft liegen in dieser Hand,[strike] Freude und Zuversicht. [/strike]

Ich sehe zwölf weiß behandschuhte Hände, sie fassen den Sarg mit kräftigem Griff und lassen ihn ins Grab gleiten, die letzte Station des irdischen Lebens. Die Hände der Trauernden fassen sich an, [strike]die überlebenden Hände,[/strike] geben sich Kraft.

Meine Hände [strike]schneiden Zwiebeln und [/strike]tun tausend [strike]andere [/strike]praktische Dinge, weil das Leben [strike]weitergeht,[/strike] weitergehen muss, auch nach Begegnungen mit [strike]vielen [/strike]weißen Handschuhen. [strike]Meine Hände tragen keine solchen, noch nicht mal bei der gröbsten Arbeit, weil mir sonst das Gefühl fehlt.

Das Gefühl für anderes. Vor allem das Gefühl für eine andere Hand, die wortlos von den Dingen des Lebens erzählt. [/strike]

Liebe Grüße
Paloma
 
A

Architheutis

Gast
Tach. Ich finde Monikas (Paloma) Kürzungen überlegenswert. Hier zählt jede Silbe! Unbedingt solltest Du hier nochmal ran, denn die Gedanken hierin sind tief genug.

Da geht noch was,
Archi
 
U

USch

Gast
Hallo Doc,
nach einem zweiten Lesen bin ich auch der Meinung, dass alle Kürzungsvorschläge von Paloma den Text wesentlich verbessern, es direkter und klarer auf den Punkt bringen. Solltest du übernehmen.
LG USch
 

anbas

Mitglied
Damit es nicht zu einfach wird :D:

Für mich geht es bei diesem Text nicht nur um den Inhalt. Den könnte man vielleicht sogar auf ein bis zwei Sätze zusammendampfen ;). Mir geht es auch um die Stimmung, die Athmosphäre, die bei diesem Text für mich rüber kommt. Ich befürchte, dass ein zu ausschweifiges Streichen genau dies zerstören würde. Also, wenn Du streichen willst, sei bitte seeeehr vorsichtig ;).

Liebe Grüße

Andreas
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Nach Palomas Kürzungen sähe der Text so aus:

Meine Hand hält eine andere wie Pergament, blaugeädert. Ich spüre, dass der Tod angeklopft hat, dass sie sich bald nicht mehr bewegen wird. Nichts kann ich tun, bleibt nur die Hand in meiner. Wie viel hat sie gearbeitet, mit der anderen im Gebet vereint, fremde Hände geschüttelt, gefüllt oder leer.

Eine andere Hand, sie ist jung, sie ist warm. Schlanke Finger verschränken sich mit meinen, unterbrechen ihr Gestikulieren und ich freue mich über das sprudelnde Leben meiner Tochter. HOffnung und Zukunft liegen in dieser Hand.

Ich sehe zwölf weiß behandschuhte Hände, sie fassen den Sarg mit kräftigem Griff und lassen ihn ins Grab gleiten, die letzte Station des irdischen Lebens. Die Hände der Trauernden fassen sich an, geben sich Kraft.

Meine Hände tun tausend praktische Dinge, weil das Leben weitergehen muss, auch nach Begegnungen mit weißen Handschuhen.


Das ist nun Palomas Text und nicht mehr meiner. Es kommt mir vor, als hätten wir beide die Aufgabenstellung, über die Dinge des Lebens zu schreiben, verschieden gelöst.

Ich werde meinen Text noch etwas kürzen, ansonsten empfinde es ich es so, wie anbas schrieb: Die Stimmung, die Gefühle, die Atmosphäre - das darf für mich nicht ZU kurz kommen.

Vielen Dank für alle Überlegungen zum Text !!!

LG Doc
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Eine Hand schiebt vorsichtig den Vorhang der Wiege beiseite, die Augen erblicken etwas, was die Frau die Hand vor den Mund schlagen lässt. Ihre Augen zeigen ein Entsetzen, für das ihr Mund noch nicht mal einen Schrei findet. Meine Hand zerdrückt das Sofakissen, wie immer bei dieser Szene, in der Rosemary zum ersten Mal ihr Baby sieht. Wie verrückt bin ich, diesen Film alleine so spät zu sehen? Manchmal ist das Leben so, dass man das will. Dass man es muss. Allein mit sich und dem Film von Roman Polanski.

Meine Hand hält eine andere, sie ist dünn, sie bewegt sich nicht, die Haut wie Pergament, blaugeädert. Ich spüre, dass der Tod schon angeklopft hat, dass sie sich bald nicht mehr bewegen kann. Was kann ich tun, außer sie zu halten, nicht mal sprechen ist hier angebracht, wie auch die richtigen Worte finden? Wie viel hat diese Hand gearbeitet, wie oft hat sie sich mit der anderen im Gebet vereint, wie oft hat diese Hand fremde Hände geschüttelt, gestreichelt, fest zugepackt, gefüllt oder leer?

Eine andere Hand, sie ist jung, keine sichtbaren Adern, keine Falten, die Nägel blitzen übermütig goldfarben und sie ist sehr warm. Schlanke Finger verschränken sich mit meinen, unterbrechen ihr Gestikulieren und ich freue mich über das sprudelnde Leben, das mir die Hand meiner Tochter verheißt, auch ein Teil von mir fließt darin. Hoffnung und Zukunft liegen in dieser Hand, Freude und Zuversicht.

Ich sehe zwölf weiß behandschuhte Hände, sie fassen den Sarg mit kräftigem Griff und lassen ihn ins Grab gleiten, die letzte Station des irdischen Lebens. Die Hände der Trauernden fassen sich an, geben sich Kraft.

Meine Hände tun tausend andere praktische Dinge, weil das Leben weitergeht, weitergehen muss, auch nach Begegnungen mit weißen Handschuhen. Meine Hände tragen keine solchen, noch nicht mal bei der gröbsten Arbeit, weil mir sonst das Gefühl fehlt.

Das Gefühl für anderes. Vor allem das Gefühl für eine andere Hand, die wortlos von den Dingen des Lebens erzählt.
 

Paloma

Mitglied
Das ist nun Palomas Text
Nein, ist es nicht! Das ist max. ein Entwurf und das habe ich auch dazu geschrieben. Ich dachte es wäre klar, dass nicht das Streichen einiger Sätze automatisch eine Kurzprosa fertigt. So einfach ist das nun nicht. Aus dem, was bei meinen Kürzungen übrig blieb kann man nun eine KP basteln.

Ich würde dir raten nicht den Fehler zu begehen, die Leser zu unterschätzen, jeder weiß, wie eine alte/junge Hand aussieht - oder, dass das Blut der Mutter in der Tochter fließt. Solche Selbstverständlichkeiten haben in einer KP nicht zu suchen. Das kann man in einem langen Roman machen ... wenn's denn sein muss.

Liebe Grüße
Paloma
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Paloma, nichts liegt mir ferner, als den Leser zu unterschätzen. Wenn ich Selbstverständliches mit einfließen lasse, transportiert es Gefühle und Stimmungen. Wenn mein Text jetzt zu lang ist oder eben immer noch zu viel drin hat, ist er evt. keine Kurzprosa.
Angeblich passt er in keine Kategorie. Ist auch keine Geschichte.

Ach, ich sollte ihn unter Tagebuch einstellen.

Egal, ich geb's jetzt erstmal auf.
:)

LG Doc
 

Paloma

Mitglied
Egal, ich geb's jetzt erstmal auf.
Das finde ich sehr schade, denn die Idee hinter dem Text finde ich richtig gut - vielleicht überlegst du es dir noch mal, wenn er ein bisschen abgehangen ist.

Ich verstehe deine Intention Gefühle rüberbringen zu wollen und das ist ja auch gut, aber das funzt nicht wirklich mit Beschreibungen.

Liebe Grüße
Paloma
 

anbas

Mitglied
Hallo Doc,

mir gefällt der Text weiterhin. Beim Lesen fallen mir die Veränderungen nicht auf. Das bedeutet für mich, dass das, was Du z.B. gestrichen hast, auch streichenswert war ;).

Ich habe noch ein paar Stellen, an denen ich über Änderungen nachdenken würde:

Eine Hand schiebt vorsichtig den Vorhang der Wiege beiseite, die Augen erblicken et[blue]was[/blue], [blue]was[/blue] (spontan wollte ich hier vorschlagen "etwas, das...", doch dann kämen kurz darauf mehrere "das" hintereinander, was auch nicht so klingt - vielleicht hast Du ja 'ne Idee)
die Frau die Hand vor den Mund schlagen lässt. Ihre Augen zeigen ein Entsetzen, für das ihr Mund noch nicht mal einen Schrei findet. Meine Hand zerdrückt das Sofakissen, wie immer bei dieser Szene, in der Rosemary zum ersten Mal ihr Baby sieht. Wie verrückt bin ich, diesen Film alleine so spät zu sehen? Manchmal ist das Leben so, dass man das will. Dass man es muss. Allein mit sich und dem Film von Roman Polanski.

Meine Hand hält eine andere, sie ist dünn, sie bewegt sich nicht, die Haut wie Pergament, blaugeädert. Ich spüre, dass der Tod schon angeklopft hat, dass sie sich bald nicht mehr bewegen kann. Was kann ich tun, außer sie zu halten, nicht mal sprechen ist hier angebracht, wie auch die richtigen Worte finden? Wie viel hat diese Hand gearbeitet, wie oft hat sie sich mit der anderen im Gebet vereint, wie oft hat diese Hand fremde Hände geschüttelt, gestreichelt, fest zugepackt, gefüllt oder leer?

Eine andere Hand, [blue][strike]sie ist jung[/strike][/blue], keine sichtbaren Adern, keine Falten, die Nägel blitzen übermütig goldfarben und sie ist sehr warm. Schlanke Finger verschränken sich mit meinen, unterbrechen ihr Gestikulieren und ich freue mich über das sprudelnde Leben, das mir die Hand meiner Tochter verheißt, auch ein Teil von mir fließt darin. Hoffnung und Zukunft liegen in dieser Hand, Freude und Zuversicht.

Ich sehe zwölf weiß behandschuhte Hände, sie fassen den Sarg mit kräftigem Griff und lassen ihn ins Grab gleiten, die letzte Station des irdischen Lebens. Die Hände der Trauernden fassen sich an, geben sich Kraft.

Meine Hände tun tausend [blue]andere[/blue]
(hier stolpere ich über "andere" - worauf bezieht sich das? Ich ahne es, doch für mein Gefühl steht es etwas zusammenhangslos da)
praktische Dinge, weil das Leben weitergeht, weitergehen muss, auch nach Begegnungen mit weißen Handschuhen. Meine Hände tragen keine [blue]solchen[/blue]
(Grübel... solche/solchen - bin gerade selbst verwirrt... :D - allerdings finde ich die Formulierung insgesamt etwas unglücklich),
noch nicht mal bei der gröbsten Arbeit, weil mir sonst das Gefühl fehlt.

Das Gefühl für anderes. Vor allem das Gefühl für eine andere Hand, die wortlos von den Dingen des Lebens erzählt.
Das war's auch schon. Aus meiner Sicht ist das weiterhin ein wirklich guter Text.

Liebe Grüße

Andreas
 



 
Oben Unten