Die Dummheit - Sonett (klassisch)

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Walther

Mitglied
Die Dummheit

Die Dummheit, sagt man, die sei richtig dumm.
Das sei so klar wie weiter Blick nach Regen,
So klar wie Schicksal nach dem Kartenlegen:
Um die Erkenntnis kommt man nicht herum.

Dies Wissen dient, die Klugheit frei zu fegen,
Und sie, vom Schutt geholt, fürs Publikum
Ans Licht zu bringen. Doch, wie steht sie krumm
Und schartig da! Die Zeit, sich aufzuregen –

Hier wär sie nun: Wie ist die Dummheit schön!
Dort schaut sie still aus ihren edlen Stoffen,
Das Blondhaar, weich gelockt mit einem Fön:

Man hat sie bei Tussauds schon oft getroffen,
Gefeiert auch mit Wein und Marschgedröhn
Und sich in ihrem Ausschnitt kampfbesoffen!
 
G

Gelöschtes Mitglied 13736

Gast
Moin,
Ja Walther, wenn jetzt noch die Blondine aus Uganda gekommen wäre...aber da passt du ja auf.
Prima gemacht.
LG
Oscarchen
 

Walther

Mitglied
Moin,
Ja Walther, wenn jetzt noch die Blondine aus Uganda gekommen wäre...aber da passt du ja auf.
Prima gemacht.
LG
Oscarchen
Hi Oscarchen,
warum nicht? die haben's da nicht leicht. und das ist sehr ernstgemeint!
danke fürs lesen und kommentieren!
lg W.

PS. der sonetter dankt für die leseempfehlungen!
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 13736

Gast
Hi Walther,
natürlich...warum nicht.
Jedenfalls werd ich jetzt Sonetten üben.
Sie reizen mich.
Noch schönen ersten Advent
LG
Oscarchen
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Was mir besonders gefällt, lieber Walther, (innerhalb dieses Liedes, das mir als Ganzes großes Vergnügen bereitet),

ist: Daß es meinem Drang nach unmittelbaren Antithesen zu Allgemeinaussagen unmittelbar entgegenkommt.
Allgemeinaussagen reizen zur direkten Antithese; sofort lese ich (und ich denke: auch jeder Leser, sei es bewußt verstandesklar, sei es mit dem traumrollenden Grummeln im Bauch) die Gegenaussage. Die Dummheit kann z.B. Außenseite einer listigen docta ignorantia sein.

Das ist der Witz eines "regelrechten" Sonetts, im zweiten Quartett antithetisch zu arbeiten, daran erinnerst Du "in der Tat". Du bereitest den Gegengedanken im zweiten Quartett vor, und dann formulierst Du ihn in den Terzetten, aber ironisch, so daß die These des ersten Quartetts durch den Spott hindurchschlägt, Vergnüglich. Und noch die Vieldeutigkeit des "Ausschnitts" im Klauselvers.

Natürlich ist nicht "blond gleich blöd", da läßt, wenn mans leicht nimmt, man Fünf gerade sein, denn natürlich ist es blöd, blond mit blöd gleichzusetzen. Dieser Zuschreibungsstolperer gehört wahrscheinlich zu den Scharten und Buckeln der Klugheit.

grusz, hansz
 

Walther

Mitglied
Was mir besonders gefällt, lieber Walther, (innerhalb dieses Liedes, das mir als Ganzes großes Vergnügen bereitet),

ist: Daß es meinem Drang nach unmittelbaren Antithesen zu Allgemeinaussagen unmittelbar entgegenkommt.
Allgemeinaussagen reizen zur direkten Antithese; sofort lese ich (und ich denke: auch jeder Leser, sei es bewußt verstandesklar, sei es mit dem traumrollenden Grummeln im Bauch) die Gegenaussage. Die Dummheit kann z.B. Außenseite einer listigen docta ignorantia sein.

Das ist der Witz eines "regelrechten" Sonetts, im zweiten Quartett antithetisch zu arbeiten, daran erinnerst Du "in der Tat". Du bereitest den Gegengedanken im zweiten Quartett vor, und dann formulierst Du ihn in den Terzetten, aber ironisch, so daß die These des ersten Quartetts durch den Spott hindurchschlägt, Vergnüglich. Und noch die Vieldeutigkeit des "Ausschnitts" im Klauselvers.

Natürlich ist nicht "blond gleich blöd", da läßt, wenn mans leicht nimmt, man Fünf gerade sein, denn natürlich ist es blöd, blond mit blöd gleichzusetzen. Dieser Zuschreibungsstolperer gehört wahrscheinlich zu den Scharten und Buckeln der Klugheit.

grusz, hansz
Hallo Hansz,
man kann dialektisch spaß haben. danke fürs rausarbeiten. manche/r leser/in hat das nicht verstanden.
die frage ist, ob nicht allen klar ist, das die protopische blondine selbst satire ist. die wird in gleicher weise doch schon in s1v1 evoziert und in s1v3 zum platzen gebracht.
wahrheit und die verwandte klugheit sehen nie gut aus. wer weiß das nicht. auch wenn man gerne sagt, das wahre sei auch das schöne. alles sinnestäuschung, nicht wahr? und wenn, dann gilt diese gleichung sowieso nur für den augenblick der ansehung (das anbetung vermeidend).
für kommentar und empfehlung danke ich sehr!
lg W.
 



 
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