Die Erwartung

5,00 Stern(e) 1 Stimme
Morgens in italienischen Kneipen hocken und das Leben an sich vorüberziehen lassen. Am Nebentisch gibt es Wein und das Lachen der Baristi füllt die enge Gasse, auf die sich kaum ein Fahrzeug traut. Der Aperol ist serviert und lässt selbst die aufziehenden Wolken wie kuschelige Schäfchen erscheinen.
Ein Hauch von Unwirklichkeit streift das Bewusstsein und nährt Zweifel an so manchem Lebensweg.
Da tritt sie auf die Straße. In langsamen Schritten bewegt sie sich auf einen der freien Stühle, erzählt vom Land, ihren Menschen und nicht stattgefundenen Revolutionen. „L‘attesa è la gioia più grande!“ ertönt der Ruf des Pizzabäckers am heißen Ofen.
So schwelgen wir in unseren Erwartungen und Hoffnungen an die Zukunft, planen das, was noch kommen möge und garnieren es mit Erinnerungen an längst verflossene Möglichkeiten und entgangene Chancen.
Ein blendender Sonnenstrahl gibt der aufkommenden Schwermut einen Tritt und unseren Sinnen die Gegenwart zurück.
Kinder spielen Fangen, Tauben picken nach Krümeln, ein betörender Duft aus dem Küchenfenster – wir sind zuversichtlich.
 
Zuletzt bearbeitet:

York

Mitglied
Hallo Bernd -

eine sehr gut eingefangene Stimmung. Und tolle Sätze: Ein Hauch von Unwirklichkeit streift das Bewusstsein und nährt Zweifel an so manchem Lebensweg.
Und: Ein blendender Sonnenstrahl gibt der aufkommenden Schwermut einen Tritt und unseren Sinnen die Gegenwart zurück. Was ist das - prosaische Lebensphilosophie?
Etwas gestört habe ich mich an "Ihr". Das ist mir etwas zu unvermittelt - ihr Start in "nicht stattgefundene Revolutionen". Hier könnte es noch einen Zwischensatz gebrauchen - nach meinem Geschmack.

Aber insgesamt mag ich deinen Stil: die Wortwahl, die Komposition der Sätze.

Gruß
York
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo Bernd,

Es wäre m.E. keine schlechte Idee gewesen, die italienischen Zitate zu checken, bevor du sie womöglich falsch hinschreibst. Der Plural von barista ist baristi und nicht *baristas, so wie poeti die Mehrzahl von poeta ist und der Plural von zucchino eben zucchini und nicht *zucchinos.
In dem Satz *„L‘altesa è la gioia piu bella“ sind mindestens zwei weitere Fehler: 1) Das Wort *altesa gibt es nicht. Du meinst entweder l´altezza , die Höhe, von alto, hoch oder l´attesa, das Warten, von attendere, warten. 2) das Wörtchen più schreibt man mit Akzent. Außerdem habe ich so meine Zweifel, ob der Pizzabäcker wohl "la gioia più bella" gesagt hat. Ich vermute, es war eher "la gioia più grande". Im Deutschen sagt man ja auch nicht, es ist mir eine schöne Freude, sondern es ist mir eine große Freude.

Zu deinem Glück hat offenbar keiner deiner Bewerter die Fehler entdeckt, sonst hätte es vielleicht einen Punktabzug gegeben.

Gruß,

Ofterdingen
 



 
Oben Unten