Die Fahrt nach Rügen

4,00 Stern(e) 1 Stimme

Arianne

Mitglied
Ich bedanke mich bei dem Spender der Sterne, was beweist, mindestens einer hat es gelesen.

Zu viel darf man in einem Forum nicht voraussetzen, wo die geschätzte Anzahl der aktiven Schreiber maximal zehn Personen sind.
 

James Blond

Mitglied
Nein, zuviel darf man in einem Forum nicht erwarten. Auch beweisen weder Sternchen noch Aufrufzahlen, wieviele Person einen Text tatsächlich gelesen haben. Ich denke, der sicherste Hinweis dafür ist nach wie vor der auf den Text bezogene Kommentar. :)

15 Verse auf den gleichen Reim zu bringen, ohne dass ihr Inhalt (allzu sehr) darunter leidet, dabei noch das daktylische Metrum im Auge zu behalten – das ist keine leichte Aufgabe, sondern richtige Arbeit.
Und dann sind derartige Haufenreime oft noch undankbar: So strahlt die Mühe schließlich auf den Leser zurück, der anfänglich noch belustigt den Versen folgt, bis sich zuletzt Schweißperlen auf seiner Stirn sammeln: Und noch'n Reim. Bis man sie endlich alle durch hat. (Flügen fehlt noch.) Auf den Reim fixiert und vom Inhalt zunehmend abgelenkt endet man schließlich die Lektüre, dankbar es geschafft zu haben und auch mit anerkennendem Respekt vor der Leistung der Autorin. Ein lustiges Experiment, das aber schnell seinen Spaß-Charakter verliert, wenn man es zu weit treibt. Man merkt, dass in der dritten Strophe zunehmend schwieriger wurde, die verbliebenen Reime unterzubringen.

Nur gut, dass hier der Daktylus einiges auflockert und dafür sorgt, dass neben dem Reisezug auch die Verse Fahrt aufnehmen können, bevor die Sache sich zu sehr ins Quälende versteift. Allerdings sollte der Daktylus dann auch durchgängig hinkommen und nicht durch Aussetzer gestört werden.

Wir fuhren auf Urlaub in pfeilschnellen gen;
die Fahrt führte kreuz und quer Richtung gen.
Das Schielen durchs Fenster war großes Vergnügen;
es zeigte uns Felder mit Bauern beim Pflügen,
doch wir durften lümmeln auf feinen Begen.

Damit sich die Kinder besser vertrügen,
aus Langweile nicht einander stets schlügen
oder beschimpften mit lautstarken gen,
gab ich mich spendabel mit lautem Vergen:
Sofort gibt gab es Leichtbier aus nernen Krügen.

Nur einige wollten mich unbedingt gen,
sie meinten, ich rde trickreich betrügen.
Doch alsbald wollten sich alle mir gen.
Nicht einer blieb durstig, das muss doch gegen.
Bald waren wir alle fröhlich in auf Rügen.


Liebe Arianne, hoffentlich siehst du es nicht so wie in der letzten Strophe, dass dich hier jemand unbedingt rügen wollte. Ich denke, man kann von kritischen Kommentaren auch profitieren.

Viele Grüße
JB
 

Arianne

Mitglied
Danke James! Ist schon in Ordnung, ich übe nämlich auch Selbstkritik und bin ziemlich hart mit mir.
In diesem Fall wollte ich nicht länger Zeit vergeuden, weiß ich doch nicht, ob es überhaupt gelesen wird.

An schlechten Werken sollte man sich nicht orientieren, so auf die Art "Es gibt ja noch Schlechteres". Das
mache ich bestimmt nicht. Das Gedicht kam aus einer Laune als einmal Rügen im Gespräch war.

Es ist gar nicht mein Thema, das ich bevorzuge; meistens ist mir das Thema Leben, Ewigkeit und die Zeit ein Anliegen.
Dabei dichte ich nicht umher, weil ich unbedingt ein Gedicht machen will. Beim Grübeln um das Leben, sind einfach
plötzlich einige Verse da, die mir im Kopf schwirren, die ich dann nur fertig schreibe.

Meine Beurteilung zur 'Fahrt nach Rügen' wäre: es geht, etwas Humor ist auch da, lesbar
und passt einigermaßen.

Danke für Deine freundliche und aufschlussreiche Rückmeldung – mit Gruß – Arianne
 

Arianne

Mitglied
Danke, Hans, gar so viel Arbeit auch wieder nicht. Nur etwas denken, warten und nochmals ansehen.
Es ist eine der einfachsten Formen eines Gedichtes. Wie man auch denken kann, konstruiert und nicht
aus dem Leben gegriffen.
So etwas ist eine kleine Erholung zwischendurch, wenn man nur über Tatsachen
des Lebens schreibt, die nicht so erquicklich sind. Von solchen gäbe es viele Themen.
Deshalb bin ich auch erstaunt, wie oft etwas konstruiert wird, was als Ergebnis nur einige Sätze aufzuweisen
hat, mit 'bei den Haaren herbeigezogene' Themen; ein Zeichen, dass manchen Ideen ausgehen.

Selbstverständlich kann man nicht ununterbrochen von Schmerz und Leid schreiben, was zwar der Wirklichkeit
näher käme, doch auch das ist sehr unterschiedlich.
Der eine kennt das Leben nur von der vergnüglichen Seite mit Jux und Genüssen, während ein anderer wieder
so betroffen ist, an Freude und Vergnügen gar nicht denken zu können, während er darum kämpft,
dass sein Antrag auf passive Sterbehilfe nicht abgelehnt wird und er das Mittel erhält, das ihn vom
Übel dieses Daseins erlöst.
 



 
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