die Frage

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Aniella

Mitglied
Hallo @wiesner,

gefällt mir sehr gut in seiner Aussage. Deswegen bekommst Du von mir wieder die vollen Sterne dafür.
Trotzdem wage ich mich mal unter meinem selbst gewählten Teppich hervor und würde hier einige Worte weglassen bzw. anders "schöner"/gefälliger finden.
denn nur im Deutschen
ists so eindeutig
so missdeutig
Nämlich:
Nur im Deutschen
ist es (so) eindeutig
missdeutig

Klingt für mich eindringlicher, aber ist meine persönliche Befindlichkeit.

LG Aniella
 

wiesner

Mitglied
natürlich, Aniella, die eigenen Worte finden
hier nur die Hauptsache, dass die Missdeutung erkennbar bleibt

Maren, Ubertas und Dir besten Dank für die Besuche

Gruß
Béla
 

Frodomir

Mitglied
Hallo wiesner,

wie immer ein äußerst verknapptes Gedicht von dir, aber voller Inhalt. Genau wie Maren finde auch ich den Vers Frieden kriegen gelungen, Maren hat die Gründe dafür gut benannt. Mit zwei Wörtern so eine Spannung zu erzeugen und derart viele Konnotationsmöglichkeiten zu intergrieren, ist schon genial.

Auf den Rest des Gedichtes kann man meiner Ansicht nach aber keinesfalls verzichten, da dieser ja die spezielle Situation in Deutschland anspricht, nicht nur die Sprache betreffend, sondern auch die historische und daraus abgeleitet die politische Situation mit in die Betrachtung einbeziehend. Für mich ist diese Passage sogar die Basis des Gedichtes, von der die weiteren Verse möglicherweise ihren Ausgang genommen haben.

Viele Grüße
Frodomir
 

trivial

Mitglied
Lieber Béla,

keine Ahnung, ob ich Dir mit folgenden Gedanken entspreche, widerspreche, beides – oder sogar total am Thema vorbei bin? Wie auch immer, es ging mir beim lesen Deines Gedichtes durch den Kopf ...

Ich glaube, es ist ein häufiges und tragisches Missverständnis, Krieg und Frieden als strengen Dualismus zu begreifen.

Wer Frieden als „Schonung“, als Abwesenheit jeder Störung denkt, erlebt bald jeden Schmerz, jede Verletzung als unerträglichen Bruch. Diese Logik kann nur in einer atomisierten Gesellschaft verfangen – eine Zweiteilung, die Ursache und Wirkung der Vereinzelung ist.

Denn selbst Atmen, jeder Wille, jedes Bedürfnis ist eine Anstrengung, ein Kriegen, eine kriegerische Handlung – eine Aneignung.
Jedes Verbundensein erzeugt Reibung – bis am Endes das Selbst versucht, sich von sich selbst zu lösen.

Der ventilierte, kanalisierte Konflikt – Stabilität, Schonung durch kontrollierte Anstrengung haltbar zu machen – schafft den Raum, in dem Freiheit überhaupt erst möglich wird. Der Frieden wird von außen, aus einer dialektischen Bewegung, geformt. Und umgekehrt wird der ideale Frieden in der Dichotomie von Krieg und Frieden, selbst zum Ventil des totalen Krieges.

Darin liegt die Tragik von Krieg und Frieden: Der absolute Frieden verlangt den absoluten Krieg.

Dahingehend würde ich behaupten: „Frieden kriegen“ ist keine Uneindeutigkeit der deutschen Sprache, sondern ihre Präzision. Etymologisch könnte es kaum klarer benannt sein:
Frieden als Schonung – und kriegen als sich bemühen, kämpfen, sich etwas aneignen. Das zeigt, dass es kein Dualismus, kein Entweder-oder ist, sondern die beiden Pole eines Spektrums.

Liebe Grüße
Rufus
 



 
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