Die Frau von der anderen Seite des Sees

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Pennywise77

Mitglied
Sie sitzt auf dem Steg und berührt jeden Abend
das Wasser zuerst mit der Spitze des Zehs.
Man sieht sie im Himmelsgespiegel dann badend,
die Frau von der anderen Seite des Sees.
Schon reif ist der Sommer, es schleichen sich Farben
des Herbstes -noch schüchtern- an manches Geäst.
Sie würde mir fehlen an lichtlosen Tagen,
so sicher wie Laub bald die Bäume verlässt.
Es glitzert das Wasser im Spätsommerschimmer,
sie steigt aus dem See und ihr Blick schweift zu mir.
Geblendet vom Licht schaut sie weg und wie immer
bleib ich ihr verborgen im Jetzt und im Hier.
Wenn schließlich das Leuchten des Mitternachtsmondes
das Dach ihrer Hütte mit Silber verziert,
folg´ ich meinem Herzen, verlasse Gewohntes
und schwimme mit Sehnsucht beladen zu ihr.
Das Licht aus dem Innern stellt Gold in ihr Fenster,
es dient mir als Kompass in dunkelster Stund.
Doch bindet das Schicksal ans Grab uns Gespenster
und meines bleibt ewig der modrige Grund.
 

anbas

Mitglied
Wieder mal ein Gedicht von Dir, dass mir wirklich gut gefällt - es erzeugt eine dichte Atmosphäre, enthält tolle Formulierungen und lässt sich insgesamt gut lesen. Ich freue mich auf mehr.

Liebe Grüße

Andreas
 
G

Gelöschtes Mitglied 24194

Gast
Da ist es wieder, dieses (lyrische) Ich.
 

Pennywise77

Mitglied
Hallo zusammen,
vielen Dank für die Resonanz. Freut mich sehr, dass der Ausflug in den romantischen Spuk gefällt.

Gruß

Pennywise
 

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Mitglied
Seeeeehr schön - der Rhythmus und die Bilder, die du webst, Pennywise!

Ich liebe schaurig-schöne Balladen und bei deiner passt für mich einfach alles! Sehr sehr gerne gelesen!

Lieber Gruß,
fee
 

Pennywise77

Mitglied
Danke Trist und Fee,
im Grunde ist es auch nur die eine Seite der Medaille, denn das Teil ist eigentlich eine einzige Metapher. Ursprünglich sollte diese Szenerie ein Traum sein. Ich hab sie aber in diesem klassischen Spukgewand für sich stehen lassen.
Gruß

Pennywise
 
G

Gelöschtes Mitglied 24194

Gast
Sie sitzt auf dem Steg und berührt jeden Abend
das Wasser zuerst mit der Spitze des Zehs.
Man sieht sie im Himmelsgespiegel dann badend,
die Frau von der anderen Seite des Sees.
Schon reif ist der Sommer, es schleichen sich Farben
des Herbstes -noch schüchtern- an manches Geäst.
Sie würde mir fehlen an lichtlosen Tagen,
so sicher wie Laub bald die Bäume verlässt.
Es glitzert das Wasser im Spätsommerschimmer,
sie steigt aus dem See und ihr Blick schweift zu mir.
Geblendet vom Licht schaut sie weg und wie immer
bleib ich ihr verborgen im Jetzt und im Hier.
Wenn schließlich das Leuchten des Mitternachtsmondes
das Dach ihrer Hütte mit Silber verziert,
folg´ ich meinem Herzen, verlasse Gewohntes
und schwimme mit Sehnsucht beladen zu ihr.
Das Licht aus dem Innern stellt Gold in ihr Fenster,
es dient mir als Kompass in dunkelster Stund.
Doch bindet das Schicksal ans Grab uns Gespenster
und meines bleibt ewig der modrige Grund.
Herausragend und Wundervoll, danke Pennywise.
 



 
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