Die Gartenlaube und der Elfenbeinturm - Moderne Fabel

Liebe Kinder, sagte die Kindergartentante, heute wollen wir Elfenbeinturm spielen … - Wie geht denn das Spiel? wollten sie wissen. - Also, hört genau zu: Wir tun so, als ob wir in einem hohen, schmalen, feinen, stillen Turm säßen. Da kann uns keiner stören und wir reden nur ganz, ganz kluges Zeug. - Au fein!

Sie bemühten sich sehr. Versuchten es mit richtigem Hochdeutsch und sprachen geziert von Dingen, von denen sie nicht viel verstanden. Die Tante schlug das Thema Blumen vor und sie ließen im Frühjahr Dahlien blühen und im Herbst Narzissen. Dann fragte Uschi plötzlich: Was ist denn Seelenwanderung? - Und Maximilian krähte: Wenn du tot bist und dann bist du nicht mehr tot, sondern irgendwas anderes, eine Katze oder ein Kanarienvogel. - Ah, ich bin dann die Katze, meinte Katharina, und Bodo ist der Kanarienvogel. - Bodo schrie: Ich will aber nicht gefressen werden! - Darauf Maria: Musst du aber, es ist doch Krieg. - Uschi: Ich will lieber keine Seelenwanderung! - Maximilian: Im Krieg wirst du nicht gefragt, mein Papa sagt: Man wird einfach geschnappt und muss mitmachen, wie in der ---

Hier griff die Tante rasch ein: Schluss, Kinder, mit euch kann ich jetzt nicht im Elfenbeinturm bleiben. Kommt alle wieder runter. Schaut mal aus dem Fenster. Wie schön die Sonne scheint … Wir sitzen in einer Gartenlaube und bald kommt Oma und bringt euch Kuchen, den sie selbst gebacken hat. - Habt ihr die Taube gesehen? fragte Maria. Sie ist gerade vorbeigeflogen. - Bodo: Ich hab gestern ganz viele Tauben gesehen, sie waren alle aufgemalt auf weißen Schildern, und da waren Leute, die haben die Schilder mit den Tauben ---

Da schlug die Tante schnell einen Spaziergang in den Stadtpark vor und alle jubelten.

Es war nicht mal ein richtiger Kindergarten, nur eine Kindergruppe, aber sie saß tatsächlich in einer richtigen Gartenlaube.
 



 
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