Die Geschichte vom Pfarrer, der den Glauben verlor

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Retep

Mitglied
Hallo bluefin,

du weißt, dass ich deine Kommentare sehr schätze.
Ich wusste aber bisher nicht, dass du ein großer Optimist zu sein scheinst.

Gruß

Retep
 
B

bluefin

Gast
walfische sind weder optimisten noch pessimisten, @retep. sie wissen dinge so zu nehmen, wie sie sind und werden nicht von der hoffnung getrieben, sondern von der sehnsucht. und von der neugier.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

jon

Mitglied
Ich bin beim Lesen, ehrlich gesagt, nicht eine Sekunde auf die Idee gekommen, es seien ALLE Pfarrer gemeint oder das ganze sei auf PFARRER beschränkt. Ich nahm die Wahl dieser Berufsgruppe einfach als Mittel, die Aussage mit möglichst wenig Brimborium auf den Punkt zu bringen, ebenso die "fehlende" ausführliche Analyse des Glaubensverlustes. Der Ton passt, die ungesagten Inhalte (wie z.B. dass den Menschen der Glaubesverlust ihres Pfarrers offenbar nicht auffiel, dass die Welt mit Beten statt Handeln zu bessern gedachte, dass man – real betrachtet – aus "Gott fehlte ihm nicht" etwas über den Glauben des Mannes vor dem Verlust erfährt … etc.) bringen das Plus, das eine gute Geschichte haben sollte – 9 Punkte!
 

ridding

Mitglied
Hallo jon,
vielen Dank für deine Anmerkungen, die - nach einigen recht abschweifenden Diskussionen - etliches wieder auf den Punkt der Geschichte bringen.
Gruß, ridding
 

Duisburger

Mitglied
Welcher Pfarrer das nun ist, ist mir vorne lang wie hinten kurz. Es kann ihn so geben und das ist das einzige, was zählt.
Der Prot hier ist für mich glaubhaft, egal ob in Berlin oder Klein-Kleckersdorf.
Die Geschichte ist leise erzählt, ohne zu werten oder zu pauschalieren. Ein kleines Stück mögliches Leben.
taufte die Kinder im Namen des Herrn, an den er nicht mehr glaubte,
Hier würde ich "eines Herrn" schreiben, dass scheint mir passender, entgültiger.
Und da er nicht gestorben ist, macht er das noch heute in seinem kleinen Dorf.
Dieser Abschlußsatz scheint mir zu wenig, zu einfach. Hier sollte die Sache noch einmal auf den Punkt gebracht werden.
Und da er nicht gestorben ist, dient er immer noch sich selbst.

lg
Uwe
 

ridding

Mitglied
Hallo Duisburger,

vielen Dank für die genaue Lektüre und die Rückmeldung. Die Anregung, „eines Herrn“ zu schreiben nehme ich gerne auf, die Formulierung trifft bei einem sich auflösenden und damit mit einer gewissen Beliebigkeit behafteten Glauben sicher deutlich besser.

Der von dir vorgeschlagene Schlusssatz entspricht allerdings aus zwei Gründen nicht meine Intention. Zum einen bringt er den Tonfall einer moralischen Verurteilung hinein. Die Geschichte hat ja durchaus etwas parabelhaftes, und so wie dem Pfarrer geht es ja unzähligen Menschen nicht nur in ihrem Beruf, sondern auch in ihrem Privatleben, im Verein, in der Partei oder sonst wo. Ich finde das zu verständlich und zu menschlich, um mit einer solchen wertenden Formulierung den Stab drüber brechen zu wollen.
Zum anderen, und das hat bluefin in einem seiner Kommentare treffend bemerkt, erbringt der Pfarrer ja Dienstleistungen, die, weitgehend unabhängig davon ob er glaubt oder nicht, für seine „Kunden“ hilfreich sind und somit auch einen Nutzen haben. Insofern würde ich nicht sagen, dass er nur noch sich selbst dient. (Wenn man nun ganz bösartig ist und an Marx’ „Religion ist Opium fürs Volk“ denkt, könnte man natürlich sagen, er sei einer von diesen ganz skrupellosen Dealern, die Drogen verkaufen, ohne selber zu konsumieren oder abhängig zu sein. Aber das will ich mit der Geschichte wirklich nicht sagen.)

Gruß, ridding
 

ridding

Mitglied
Die Geschichte vom Pfarrer, der den Glauben verlor

Es war einmal ein Pfarrer, der tat immer treu und brav seinen Dienst in seiner kleinen Provinzgemeinde, hielt des Sonntags den Gottesdienst, taufte die Kinder, vermählte die Paare und sprach das Vaterunser am Grab der Verstorbenen. Und weil er eine mitfühlende Seele war und das ganze Elend, die Armut und das Leid ringsherum sah, so betete er auch immer fleißig für seine Schäfchen. Doch mit der Zeit fiel ihm auf, dass sein Beten nie etwas nützte. Die Kranken wurden nicht gesund, die Armen nicht reicher, die Geizigen nicht weichherziger, und die Welt im Großen und Ganzen blieb so ungerecht und unvollkommen wie sie war. Da begann er zunächst an der Gnade Gottes zu zweifeln, dann an dessen Allmacht und schließlich kam er zu dem Ergebnis, dass Gott gar nicht existiere. Und als er merkte, dass Gott ihm auch nicht fehlte, gab er schließlich das Grübeln und Zweifeln über dessen Existenz gänzlich auf. Aber da er nichts anderes als seinen Pfarrerberuf gelernt hatte und er auch sehr gerne im Pfarrhaus mit dem schönen Garten wohnte, konnte er sich nicht dazu entschließen, seine Stellung aufzugeben. Also stellte er sich weiterhin sonntags auf die Kanzel und predigte vom Reich Gottes, taufte die Kinder im Namen eines Herrn, an den er nicht mehr glaubte, ermahnte die Hochzeitspaare, ein gottgefälliges Leben zu führen und versprach den Hingeschiedenen am Grab ihre Auferstehung. Und da er nicht gestorben ist, macht er das noch heute in seinem kleinen Dorf.
 
S

suzah

Gast
Die Geschichte vom Pfarrer, ...

hallo ridding,

ich würde die geschichte so lassen wie du sie geschrieben hast.

die vorschläge von duisburger kann ich nicht nachvollziehen, weder den schluß noch
"Hier würde ich "eines Herrn" schreiben, dass scheint mir passender, entgültiger." (duisburger, du meinst wohl endgültiger.)

"eines herrn" verwirrt nur.

lg suzah
 



 
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