Die Glühmücken

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Die Glühmücken

Rolf-Peter Wille

Ich ging in einem heissen Wald,
Darin die Mücken glühten.
Die Mücken glühten weiss und kalt.
Ich dacht an finstre Mythen.

Ich dacht an eine dunkle Gruft.
Da huschten Ungetiere.
Es tanzten in der heissen Luft
Die winzigen Vampire.

Ich strich durch Dickicht und Gebüsch,
Wo giftig Blumen blühten.
Manch Falter zappelt wie ein Fisch.
Und nur die Mücken glühten.

Da lief ich fehl und in die Irr.
Die Nacht mit ihren Tücken,
Die glimmert fahl, sie redet wirr.
Es glühten nur die Mücken

Es flimmert im Gespensterwald.
Es glüht die Mückenbrut.
Sie leuchtet mir so weiss und kalt
Und trinkt mein heisses Blut.

Bald werd ich schwach und müde sein.
Mein Wandern ist vollbracht.
Dann stellt sich auch das Glühen ein.
Dann wirds wohl schwarze Nacht.
 
Lieber Rolf-Peter,

Du hast die Glühmücken so beeindruckend lebendig beschrieben, wie man es nur kann, wenn man es selber erlebt hat, sehr schaurig-schön!
Ich hoffe und wünsche Dir, daß Du stets heile und gesund aus diesem Gespensterwald herausfindest! Denn ich freue mich jedesmal wenn ich ein neues Gedicht von Dir vorfinde. Doch das weißt du ja sicher?!

Mit lieben Grüßen,

Brigitte.
 
Danke Brigitte,

(Du stehst aber frueh auf...). Ich erlebte es genau heute morgen um zwei Uhr nachts in den Bergen. Die Gluehwuermchen gluehten recht schaurig, ich ward von Muecken zerstochen, es war ganz grausig heiss und feucht, ich kam vom Weg ab und verlor mich im Dickicht. Aber da ich dieses Gedicht ersann, fiel mir die Muedigkeit nicht so auf. Nachdem ich meinen Weg wiedergefunden hatte, kamen mir die ersten halb-nackten Wanderer entgegen. Ich sagte "Gute Nacht" aber sie sagten "Guten Morgen".

Liebe Gruesse,
Rolf-Peter
 

vicell

Mitglied
Die Nacht mit ihren Tücken...

Guten Morgen, Rolf-Peter!

Trotz (oder vielleicht gerade aufgrund dessen) der sich ständigen Wortwiederholung von "glühenden Mücken" kommt hier die beschriebene Situation sehr intensiv und lebendig rüber.
Mir gefällt auch insgesamt deine Wortwahl hier in dem Gedicht, die Assoziationen sind klar und dein ausgewogenes a b a Reimschema verschafft diesem Gedicht zusätzlich eine klare Struktur.

Abgesehen davon hoffe ich, dass die müden Wandersbeine nun Ruhe gefunden und die Nacht bei dir ihre grausige Feuchte verloren hat...

Mückengruß! ;)
die vic
 
Guten Nachmittag, Vic!

Vielen Dank fuers Lesen und die Ermunterung. Nach etlichen Tassen schwarzen Kaffees bin ich wieder auf den Beinen. Nun sind die Nachtfalter verflogen, es scheint so recht die Sonne in nachmittaeglich mildem Glanz, ein angenehmer Wind weht..., und ich muss Klavier unterrichten..., yuck! ...vielleicht doch lieber die Gluehmuecken...?

Uebrigens: Kann das Wort Musik erzeugen?

Ja! Es ist Musik.

Ohne die Kenntnis der Prosodie ist beim Schüler nichts zu erreichen, denn auf dieser Kenntnis beruht die Kunst der richtigen Accentuation und Unterscheidung von Längen und Kürzen.
(Ludwig van Beethoven)


Mit musikalischen Gruessen,
Rolf-Peter
 
A

AndreasGaertner

Gast
glühender Muckefuck

Hallo Rolf Peter,

Man wird das Schmunzeln von Strophe zu Strophe nicht los

Du must ja eine wahnsinns Austrahlung besitzen, daß dich die lieben Tierchen auf deiner Reise begleiten und Dir die
Taschenlampe ersparen.

Ein überaus angenehmes Gedicht.

Liebe Grüsse

Andreas
 
A

AndreasGaertner

Gast
Hallo nochmal,

Ich zitiere:

Es tanzten in der heissen Luft
Die winzigen Vampire.

Denen schmeckt Dein Blut...!!!

Denn kein Leuchten ist umsonst!

LG

Andreas
 
Hallo Rolf-Peter,

vielleicht ist es die Musik im Blut des Autoren, die die Glühtierchen so anzieht? Ich nehme das an, da ich sehr unmusikalisch bin, und die Mücken mich wohl aus diesem Grund ignorieren, was ich jedenfalls nicht bedaure!

Dein Gedicht gefällt mir sehr!

Liebe Grüße
Anne-Marie
 
Hallo Rolf-Peter,

wie tröstlich, dass ich wenigstens einen musikalischen Vornamen habe. Ich liebe Musik dennoch sehr, und finde, dass diese die Harmonie im Leben fördert...

Herzliche Grüße aus Brüssel
Anne-Marie
 

vicell

Mitglied
Guten Morgen, Rolf-Peter!!

Die Prosodie...ja, da ist sie, die wahre Kunst...dein Beethoven Zitat ist übrigens absolut zutreffend. Gerade, was die richtige Akzentuierung und Nuancen anbelangt!(für mich persönlich mal wieder spürbar bei Debussys Cellosonate geworden, die ich übermorgen vorspielen muss...)

[qote]"Nirgends kann das Leben so roh wirken,
wie konfrontiert mit edler Musik."
(Christian Morgenstern)[/quote]

Dieser Satz kam mir wiederum in den Sinn, bezogen auf deine gelungene Mücken-"Ode"....leicht und köstlich zu lesen ist sie, nach wie vor!(ich hoffe, den Mücken hats geschmeckt...und dir dein Kaffee auch)

Ich wünsche dir noch eine schöne Woche!

lg,
vic
 



 
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