Die Grube

Hera Klit

Mitglied
Die Grube

Wir fuhren jedes Jahr ans Meer,
aber sie wollte einen Pool.
Ich sah nicht ein, dass sich eine Firma an uns
eine goldene Nase verdient und beschloss,
alle Arbeiten selbst zu erledigen.
Sie zweifelte an meinen Fähigkeiten und
sagte Schreibtischtäter können das nicht.

Hinten im Garten begann ich zu graben.
Fünf mal acht Meter wollte ich ausheben,
2 Meter tief. Kein Ding!
Aber die hatten wohl Bauschutt, da rein
gefüllte, alles voll Steine, der Spaten ging kaum rein.
Unter sengender Sonne grub ich tagelang und kam
kaum einen Meter tief.
Ich litt, gab es aber aus Geiz nicht zu.

Eines Nachts erwachte ich mit einem höllischen
Krampf vorne im rechten Oberschenkel.
Solche Krämpfe kannte ich bisher nicht.
Fast musste ich kotzen, so weh tat es.
Ich schleppte mich mit letzter Kraft in die Küche,
um einen Schluck Wasser zu trinken.
Ich hätte schwören können, in meinem Bein steckt
ein Fleischermesser.

Dann: Blackout! Filmriss! Dunkelheit!
Mit dröhnendem Schädel erwachte ich frierend
auf den kalten Steinfliesen.
Keine Ahnung, wie lange ich dort lag.

Ich jammerte und rief meine Frau um Hilfe.
Sie kühlte meine Stirn mit einem nassen Waschlappen.
Es dauerte verdammt lange bis ich mit ihrer Hilfe
ins Bett kam.

Einen Notarzt ließ ich sie nicht holen.
Ich stellte mich aufs Sterben ein.

Die Grube blieb fünf Jahre lang offen.
Was die Nachbesitzer des Hauses damit machen,
ist mir völlig egal.
 



 
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