Die heilige Ursula

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Die heilige Ursula




Dies ist die Geschichte der heiligen Ursula. Die heilige Ursula ist im Jahre 383 nach Christus gestorben. Sie wurde ermordet. Diese Geschichte ist nichts für schwache Nerven. Einige Ausführungen dieser Geschichte sind für Jugendliche unter 18 Jahren nicht geeignet.

Wir schreiben das Jahr 380 nach Christus. Aetherius, Sohn des Königs von England, hatte sich entschieden zu heiraten. Ursula, Königstochter des Königs Maurus aus einem benachbarten Königsreich der Bretagne, schien ihm für seine Hochzeit geeignet. Er schrieb ihr einen Brief und bat um ihre Hand. Ursula war nicht begeistert.

Ursula war eine an Gott glaubende Jungfrau, die ihr Herz und ihre Seele, vor allem aber ihr Leben, ganz der Liebe zu Jesus Christus geweiht hatte. Sie war fromm, betete jeden Tag und hatte viele Freundinnen, denen sie das Christentum nahe gebracht hatte. Ihre Freundinnen waren: Sambatia, Martha, Saula, Pinnosa, Brittola, Palladia, Gregoria, Saturnina und auch die Freundinnen der Freundinnen: Aurelia, Cordula und Kunigunde. Die Freundinnen der Freundinnen hatten ebenfalls Freundinnen. Es waren: Antonia, Brisca, Clementine, Eugenia, Gratia, Odilia und Verena, um nur einige zu nennen. Sie alle waren Jungfrauen und im tiefen Glauben mit Jesus Christus verbunden.

Aetherius war dagegen ein heidnischer Atheist. Er empfand das aufkommende Christentum in Britannien als ein großes Übel. Dieses war für Ursula unannehmbar. Sie beantwortete seinen Antrag mit einem Gegenbrief:
Sehr geehrter Fürst Aetherius,
ich nehme Ihren Antrag, mich zu ehelichen, nur unter Bedingung an. Auch Sie, geehrter Aetherius, müssen der christlichen Kirche beitreten. Sie müssen sich nicht nur in Wort und Schrift zu Jesus Christus bekennen, sondern auch mit Herz und Seele sich dem christlichen Glauben anschließen. Zudem akzeptiere ich die Hochzeit nur unter Gottes Dach und mit göttlichem Segen. Ich habe noch weitere Forderungen. Sie müssen sich taufen lassen. Nach der Taufe müssen Sie drei Jahre auf unsere Hochzeit warten. Die Zeit an sich ist jedoch nicht alleinig für mein Ja-Wort entscheidend. In diesen drei Jahren müssen Sie auch durch Ihre Taten beweisen, dass Sie den christlichen Glauben leben. Zudem möchte ich eine Pilgerfahrt nach Rom zum Papst Siricius bestreiten. Hierbei möchte ich alle meine Freundinnen, sofern sie mich begleiten wollen, mitnehmen. Die Kosten dieser Fahrt muss das Königshaus von England übernehmen.
Gott segne und beschütze unser geliebtes Britannien.


Aetherius war empört, als er diesen Brief las. Er wütete. Ihm, den Fürsten von England und Thronfolger, hatte man keine Forderungen zu stellen. Er machte sich mit einem kleinen Gefolge ins Königreich Maurus auf, um Ursula die Leviten zu lesen. Es wäre in Britannien durchaus üblich, dass sich Königskinder miteinander vermählen, um den Frieden der Region zu bewahren. Er wolle ja nicht gleich den Krieg erklären, wohl jedoch darauf hinweisen, dass er über ein erfahrenes und schlagkräftiges Heer verfüge, das schon viele Schlachten erfolgreich entschieden hätte. Als er jedoch Ursula gegenüber trat, wobei er sie zum ersten Mal sah, verstummte er, denn Ursula war von bezaubernder Schönheit. Ihre Ahnmut, ihre Ausstrahlung und ihre überwältigende weibliche Würde zogen ihn in seinen Bann. Von überragender Schönheit waren auch ihr goldglänzendes blondes Haar und das edelsteinähnliche Funkeln ihrer blauen Augen. Eigentlich war jedes Detail an ihr von überragender Schönheit. Für Aetherius war es Liebe auf den ersten Blick. Er ließ sich noch am selben Tag taufen und ging auch auf alle anderen Forderungen ohne Widerworte ein.
Wenige Wochen später brach Ursula mit ihren Freundinnen zu einer Pilgerfahrt nach Rom auf. Es waren elftausend Jungfrauen in 38 Booten.

Ursula und ihre Gefährtinnen segelten über die Nordsee nach Germanien. Auf der Fahrt sangen sie oft Lieder. Schließlich erreichten sie den Rhein, den sie stromaufwärts fuhren. Das war sehr mühsam. Bei scharfem Nordwind segelten sie am Rande des Stromes, wobei sie nur langsam vorankamen. Kamen sie an besiedeltem Gebiet vorbei, so wurden die Boote von Pferden gezogen, die vom Ufer her ihre Kraft einsetzten. Die Helfer wurden später von Aetherius entlohnt. Meistens mussten sie jedoch an Orten verweilen und auf bessere Windbedingengen warten. Nach langer Zeit kamen sie endlich an der römischen Stadt Köln an, wo sie sich von den Strapazen der ersten Reiseetappe erholen wollten. Sie legten ihre Boote an, und elftausend Jungfrauen strömten in die Stadt Köln. Tagsüber genossen sie die Vorzüge des urbanen römischen Lebensstils; nachts übernachteten sie in einem Zeltlager vor dem Nordtor außerhalb der Stadtmauer. Hier gab es einen Friedhof mit einer kleinen Basilika, in der überwiegend römischen Göttern gehuldigt wurde. Ursula lagerte auf dem Platz vor der Basilika. An dieser Stelle steht heute die Kirche Sankt Ursula. Nachts hatte sie einen Traum: Sie träumte, dass die Jungfrauen ziellos und von Sinnen durch die Stadt irrten. Ein Dachziegel fiel herunter und traf eine Jungfrau am Kopf. Blutüberströmt sank sie nieder. Eine andere Jungfrau wollte ihr zu Hilfe eilen, stolperte, fiel und verletzte sich ebenfalls schwer. Eine dritte sah dies, viel in Ohnmacht und knallte mit dem Kopf auf den Pflastersteinboden. Aufgeregt wurde Ursula berichtet, dass eine Jungfrau von einer Schlange gebissen wurde. Sie drehte sich um und sah sie. Die Schlange hatte sie in die Halsschlagader gebissen, und das Blut schoss im hohen Bogen heraus. Eine Jungfrau blickte sich um, wurde von der Sonne geblendet und lief gegen einen Baum. Hierbei durchbohrte ein ausgetrockneter Ast ihr Herz. Zappelnd war sie am Baum aufgespießt, und es quoll Blut aus ihrem Mund. Eine Jungfrau schien zu schlafen. Ursula schüttelte sie, wobei der Jungfrau der Kopf und beide Arme abfielen. Inzwischen hatten sich alle Jungfrauen auf irgendeine Art und Weise verletzt und rangen blutüberströmt mit dem Tod. Die Straßen färbten sich rot. Schweißgebadet wachte Ursula aus ihrem Traum auf. Am nächsten Tag ging sie in die Basilika um zu beten. Da erschien ihr ein Engel. Er sagte zu ihr: „Ursula, Du hast letzte Nacht das Martyrium gesehen.“

Einige Tage später kam ein scharfer Nordwind auf. Sie segelten weiter Richtung Süden, vorbei an Bonn, dem Drachenfels und der Loreley. Hinter Bonn hat sich der Rhein durch ein Gebirge gegraben. Die Bürger von Bonn und Koblenz halfen den Jungfrauen die schwere Passage des Gebirges, die heute Weltkulturerbe ist, zu überwinden. Sie stellten erfahrene Schifffahrer zur Verfügung, die sie durch die gefährlichen Stromschnellen losten, und wenn es notwendig war, dann zogen die Menschen auch die Boote vom Land her. Man wollte keine Entlohnung haben; aber es stellte sich später heraus, dass ihre Hilfe nicht zu ihrem Nachteil war.
Hinter den Bergen konnte der Wind wieder in die Segel schlagen. Sie fuhren an der Stadt Mainz vorbei, die sie gerne besucht hätten; jedoch waren sie darauf angewiesen, den Nordwind zu nutzen, wenn er seltener weise aufböte. Irgendwo zwischen Mainz und Basel, fern ab von jeglicher Zivilisation, lagerten sie erneut.
Die Jungfrauen zogen sich aus und badeten im Rhein. Sie legten großen Wert auf Reinlichkeit. So wuschen sie ihre Haare, ihre Fuße, die weiblichen Rundungen, ihren Busen, und an schwer zugänglichen Stellen wuschen sie sich auch gegenseitig. Danach gingen sie nackt in die Rheinauenwälder, um Kräuter zu sammeln. Mit den Kräutern rieben sie sich ein, damit sie herrlich dufteten; dann zogen sie sich wieder an.
Ursula versammelte sie und sprach zu ihnen:
„Die Würde der Frau muss hochgehalten werden. Eine Frau ist eben soviel wert wie ein Mann. Es soll der Wille der Frau sein, ihre Jungfräulichkeit zu bewahren. Erst mit der Ehe soll sie, wenn es ihr möglich war, ihre Jungfräulichkeit aufgeben. Dies soll geschehen aus Lust an ihrem Körper und zur Gründung einer Familie.
Auch Frauen können einem Orden beitreten oder einen Orden gründen. Ebenso dürfen sich Frauen untereinander im sportlichen Zweikampf messen. Eine Frau ist freundlich, hilfsbereit und aufopferungsvoll. Wenn eine Frau die Möglichkeit hat, so gewährt sie Hilfsbedürftigen und Ausgestoßenen Schutz.“

Sie segelten weiter. Von nun an ging die Fahrt einfacher. Sie fuhren an Basel vorbei, erreichten auf der linken Seite die hügligen Wälder des Hochschwarzwaldes und sahen schließlich von weitem das offene Meer. Der Rhein wurde breit wie ein See. Am Ende des Sees war eine Stadt, die eine Forte zum Meer bildete. Sie glaubten, es sei das Mittelmeer. Bald sahen sie Rom und steuerten die Stadt an. Es war jedoch die Stadt Konstanz am Bodensee.
In Konstanz wohnte der schöne Albert, dem keine Frau widerstehen konnte. Jedoch mochte er sich mit keiner Frau vermählen. Der schöne Albert hatte oft seine Mandoline dabei, um mit seiner brillanten Stimme den Minnesang zu zelebrieren. Die elftausend Jungfrauen konnten dem schönen Albert widerstehen. Aufgrund der Begegnung mit dem schönen Albert, bildete eine kleine Gruppe der Jungfrauen einen Orden. Sie nannten sich Die Eisernen Jungfrauen.

Es waren eineinhalb Jahre vergangen, seitdem sie Britannien verlassen hatten. In Konstanz fanden sie neue Orientierung und fuhren über den Bodensee in die Oberrheinmündung nach Graubünden. Hier wurde das Rheinbecken sehr schmal, so dass sie nicht mehr im Konvoi fahren konnten, sondern einen Zug bildeten. Der Zug war mehr als einen Kilometer lang. Nahe der Rheinquelle war der Fluss so schmal und unwegsam geworden, dass sie ihre Boote anlegen mussten und zu Fuß weitergingen. Ursula und ihre Gefährtinnen wanderten über die Alpen nach Venedig, wo Ursula, auf kosten des englischen Königshauses, drei Schiffe kaufte.
In Venedig schlossen sich ihnen ein Priester und zwei Prediger an, die ebenfalls auf dem Weg nach Rom waren und später nach Jerusalem weiter pilgern wollten. Mit den drei Schiffen fuhren sie durch die Adria ins Mittelmeer. Jeden Tag hielten sie einen Gottesdienst ab mit Predigt. Auch Ursula sprach zu den Jungfrauen:
„Die Ehre der Frau muss hochgehalten werden. Eine Frau ist eben so stark wie ein Mann. Im Gegensatz zum Mann besteht die Stärke der Frau nicht in ihrer körperlichen Kraft, sondern in ihrer Liebe, ihrem Fleiß und der Fähigkeit Leben zu schenken. Auch Frauen können unabhängig sein, selbständig handeln und aktiv als Pioniere tätig werden.“

Im Frühjahr des Jahres 382 erreichten sie Sizilien. Hier besuchte Ursula ihre Tante. Tante Gerasina war Königin von Sizilien und freute sich über den Besuch riesig. Derweilen machten die Jungfrauen, an den schönen Stränden der Insel, Urlaub. Von den scharmanten sizilianischen Junggesellen, die ihnen feurig temperamentvoll den Hof machten, schienen sie unbeeindruckt. In Wirklichkeit war es für die Jungfrauen eine harte Probe. Es waren nicht wenige Jungfrauen, die Briefadressen austauschten und sich vornahmen, hierher wieder zurückzukommen.
In Sizilien schlossen sich auch drei Bischöfe der Reisegruppe an. Pantalus und Mauritius gewannen auch ihren Bischofskollegen Marculus aus Griechenland dafür, die Kolonne mit ihrem göttlichen Beistand zu begleiten.

Endlich kamen sie in Rom an. Die Größe der Stadt war unfassbar. Hier wurde die Weltpolitik gemacht. Hier fand das kulturelle Leben statt. Auch die moderne Architektur war beeindruckend. Alle Straßen waren gepflastert, und es gab fließendes Wasser. Kräuter wie Majoran oder Thymian, die woanders mit Gold aufgewogen wurden, wuchsen hier als Unkraut. Auf den Märkten gab es alle Güter dieser Welt zu kaufen. Menschen zu begegnen, die aus anderen Kulturkreisen kamen, war hier gang und gebe. Sie sahen sogar einen Mann, der komplett schwarz war. Oft waren diese Menschen Sklaven, die durch Gladiatorenkämpfe ihre Freiheit gewonnen hatten. Gladiatorenkämpfe fanden seit hundert Jahren nur noch auf freiwilliger Basis statt. Vorher wurden auch Christen, die von ihrem Glauben nicht abschwören wollten, im Kolosseum Todesspielen ausgesetzt. Ihr Glaube war jedoch so tief, dass sie furchtlos und singend dem Märtyrertod ins Auge blickten. Diese übermenschlichen Kräfte hatten die Römer so sehr beeindruckt, dass sie sich massenhaft dem Christentum angeschlossen hatten, um ebenfalls diese Kräfte zu erlangen. Inzwischen war das Christentum im römischen Reich anerkannt. Natürlich gab es noch die Verehrung der Jagdgöttin Diana oder der Isis und auch noch so manch anderen Hokuspokus; jedoch war es in Rom nichts außergewöhnliches Christ zu sein.
Papst Siricius freute sich darüber, dass das Christentum in Britannien Fuß gefasst hatte. Elftausend Jungfrauen zu empfangen, war für ihn schon etwas besonders, und er war ganz in seinem Element. Jeden Tag empfing er 80 Jungfrauen zu einer Audienz. Für jede nahm er sich drei Minuten Zeit; in Einzelfällen dauerte die Audienz aber auch bis zu einer halben Stunde. Bei einer Massentaufe taufte er 431 Jungfrauen, die noch nicht getauft waren. In den letzten Tagen des Aufenthaltes hielt er eine Predigt und segnete die elftausend Jungfrauen. Kurz von der Abreise hatte er nachts einen Traum:
In seinem Traum begegnete er dem Teufel. Er grüßte den Teufel, und der Teufel grüßte ihn. Dann sah er die Jungfrauen; sie waren splitternackt. Ehe er es sich versah, war er ebenfalls nackt. Er fasste eine Jungfrau an. Doch ihre Haut war dünn wie Papier, sodass er sie schwer verletzte. In seiner Hand hielt er ihren blutigen linken Busen. Er blickte zurück zum Teufel und fragte, was er getan hätte. „Du hast nichts schlimmes getan, aber sieh Dir an, was mit den Jungfrauen geschehen ist“, antwortete der Teufel. Er richtete seinen Blick wieder nach vorne und sah die Jungfrauen niedergemetzelt und blutüberströmt. „Warum zeigst Du mir das? Du bist doch der Teufel“, fragte der Papst. „Fürchte Dich nicht, ich bin nur derjenige, der es dir zeigt“, sagte der Teufel und verschwand. Er wachte auf.
Am nächsten Morgen ging er in seine kleine Kapelle. Dort erschien ihm ein Engel. „Siricius, Du hast letzte Nacht das Martyrium gesehen“, sprach er Engel zu ihm. Papst Siricius bekreuzigte sich und fing an für die Jungfrauen zu beten. Doch der Engel verschwand nicht. Nach einer Weile trat der Engel zu ihm heran und überreichte ihm einen goldenen Palmzweig, bevor er dann verschwand. Siricius erbleichte, denn er wusste, was dies bedeutete.
Papst Siricius schloss sich den elftausend Jungfrauen an, weil er sich nun zu einer Mission berufen fühlte. In den folgenden Tagen traten sie die Rückreise an.

Die erste Etappe der Rückreise war Genua. Es hatte sich bereits herumgesprochen, dass elftausend Jungfrauen in göttlicher Mission das Land bereisten, und sie wurden freundlich empfangen. Ursula wollte jetzt jedoch so schnell wie möglich zurück nach Britannien, um Aetherius zu heiraten. Es waren schon zweieinhalb Jahre vergangen, seit dem sie Britannien verlassen hatte.
In Genua verkaufte Ursula, mit kleinem Verlust, die drei Schiffe. Hier trennte sich die Gruppe auch kurz. Es waren etwa vierhundert Jungfrauen, die über Südtirol nach Graubünden wanderten, um am Rheinquell ihre Boote zu holen, die sie dann nach Basel steuerten. Unter ihnen war auch der Orden der Eisernen Jungfrauen. Sie wollten noch einmal den schönen Albert sehen.
Indessen wanderte der Rest, unter Führung von Usrula und Papst Siricius, vorbei am Matterhorn, durch die Schweiz nach Basel. Dem Tross schlossen sich die Bischöfe von Genua und Basel an.
Rheinabwärts war die Fahrt wesentlich einfacher als auf der Hinfahrt, so dass ihre Pausen freiwilliger Natur waren. So eine Pause legten sie im Breisgau ein. Papst Siricius segnete hier die Weinberge, und auch Ursula rief die Jungfrauen zusammen, um zu ihnen zu sprechen:
„Auch wenn wir auf dem Land sind, meine lieben Schwestern, befinden wir uns in einem Schiff. Es ist das Schiff der Kirche. Das Schiff trägt uns durch die weltliche Reise. Es schützt uns und es bindet uns in unserer Gemeinschaft. Wichtig ist die Eintracht unter uns Christen. Hierfür müssen wir dem Bösen widerstehen. Es ist notwendig wachsam zu sein, denn unser Widersacher die Sünde ist allgegenwärtig. Die Sünde schläft nicht, sondern blickt wie ein Löwe umher und sucht, wie sie eine von uns verschlingen könnte. Deshalb ist es nötig wachsam und klug zu sein, aber vor allen Dingen dem Glauben treu zu bleiben.“

Sie fuhren weiter nach Mainz und nahmen sich die Zeit, diese Stadt doch noch zu besuchen. Auch der Bischof von Mainz schloss sich den elftausend Jungfrauen an. Auf der Weiterfahrt hinter Mainz wurde ihr Frohsinn jedoch getrübt. An den Ufern sahen sie verwüstete Landschaften. Die Felder waren niedergebrannt, und die Dörfer waren zerstört. Leichen lagen in der Gegend herum, und es gab niemanden, der sie begrub. Bald sprach sich herum, dass die Hunnen in Germanien eingefallen waren. Wie die Heuschrecken zogen sie durchs Land und brandschatzten und zerstörten, was ihnen in die Quere kam. Nur die Städte Koblenz und Bonn waren zufällig verschont geblieben.

Auch Aetherius in Britannien hatte vom Einfall der Hunnen erfahren. Er betete für Ursula. Sein Vater, der König von England, schickte sein Heer nach Germanien, um Ursula zu beschützen. Leider konnte es Germanien nicht zeitnah erreichen.
In Köln legten die Boote der Rückreisenden an, und elftausend Jungfrauen strömten in die Stadt. Zu spät merkten sie, dass grade diese Stadt zurzeit von den Hunnen besetzt war.

Sie spazierten in das Innere der Stadt, allen voran Papst Siricius, dem ein Hunne mit einem Morgenstern den Schädel einschlug. Dann metzelten die Hunnen den Pulk nieder. Die Jungfrauen wehrten sich nicht. Sie blieben gefasst und fingen an zu beten. Duldend nahmen sie hin, wie eine nach der anderen von ihnen massakriert wurde. Einige sangen auch, so wie es in der Vergangenheit die Christen im Kolosseum in Rom getan hatten. Es genügten drei Hunnen, um hundert Jungfrauen niederzustrecken. Ein Bischof sprach noch:„Allmächtiger, Du rufst nach unserem Weltenherz, doch wir kriegen kein Herzklopfen…“, da hatte er auch schon einen Dolch im Herzen.
Alle Jungfrauen waren des Todes; nur Ursula wurde gefangen genommen, weil sie von königlichen Blut war.

Der Hunnenführer Julius hielt Ursula gefangen. Ursulas Schönheit reizte ihn sehr. Er versuchte sie oft zu trösten, machte ihr aber auch häufig Komplimente. Drei Tage nach dem Martyrium bat er sie ihn zu heiraten. Ursula sagte: „Nein, ich will nicht.“ Das kränkte Julius sehr, und er wurde zornig. Er trat nahe an sie heran; so nah, dass sie seinen Atem im Nacken spürte. Dann zog er seinen Bogen von seinem Rücken, spannte ihn mit einem Pfeil und setzte diesen an Ursulas Schläfe an. Ursula fing an zu beten. Julius schoss. Der Pfeil bohrte sich durch den Kopf und kam am anderen Ende wieder heraus. Ursula sank kurz auf ihre Knie. Ihre Augen färbten sich rot, und aus ihrer Nase tropfte Blut. Dann fiel sie nach vorne nieder.

Es kamen elftausend Engel von ihren Wolken herab geflogen. Sie geleiteten die Jungfrauen in den Himmel. Danach kamen die Engel jedoch ein zweites Mal nach Köln zurück, um die Hunnen aus der Stadt zu vertreiben. Sie standen einem Heer von ungefähr zwanzigtausend Hunnen gegenüber, die bis an die Zähne bewaffnet waren. Die Engel waren mit herumliegenden Knüppeln bewaffnet.
Ein Hunne schlug mit einer Axt auf einen Engel ein; doch die Wunde heilte sofort. Ein Anderer schlug mit seinem Schwert den Kopf eines Engels ab. Der Engel setzte seinen Kopf wieder auf, und der Kopf wuchs sofort wieder an. Ein Engel wurde, aus dem Heer der Engel, abgetrennt und in kleine Stücke gestückelt und zerhackt. Sobald sie jedoch von ihm abließen, setzte er sich selbst wieder zusammen und war ganz unversehrt.
Die Engel finden an die Hunnen nieder zu knüppeln. Voller Angst verließen die Hunnen fluchtartig die Stadt.
Dann gingen die Engel zu den Toten. Die Bischöfe von Genua, Basel und Mainz wurden wieder zu Leben erweckt und aufgefordert in ihre Städte zurückzukehren, um ihre Mission zu erfüllen. Die Bischöfe Pantalus und Mauritius wurden wieder zum Leben erweckt und aufgefordert nach Sizilien zurückzukehren, um ihre Mission zu erfüllen. Auch Bischof Marculus aus Griechenland wurde wieder zu Leben erweckt und zurückgeschickt.
Papst Siricius hielt einen goldenen Palmzweig in seiner Hand. Er starb als Märtyrer.

Aetherius war sehr traurig über den Verlust seiner geliebten Ursula.
Er hatte eine kleine Kapelle gebaut. Als er eines Tages dort Andacht hielt, erschien ihm die heilige Ursula und sprach zu ihm:
„Lieber Aetherius, es tut mir Leid, dass ich dir nicht die Freude machen konnte deine Frau zu werden. Ich weiß, dass du mich früher oder später befreit hättest. Ich konnte Julius jedoch nicht heiraten; denn die Würde einer Königin ist mehr wert als ihr Leben.
Die elftausend Jungfrauen sind jetzt alle im Himmel. Hier sind sie alle Königinnen.“

Das war die Geschichte der heiligen Ursula. Die Gebeine der heiligen Ursula liegen in einem goldenen Schrein in der Kirche Stankt Ursula in Köln. Auf dem Kölner Stadtwappen befinden sich elf schwarze Flammen, und der Karneval beginnt am 11.11. um 11Uhr11.
 



 
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