Die Katze (gelöscht)

B

bluefin

Gast
hallo @schreibix,

willkommen in der leselupe! ich bin zwar nur ein walfisch hier drinnen (vor sich mancher fürchtet), aber ich freue mich immer, wenn jemand neues kommt, dessen text es wert ist, sich damit zu befassen.

deine geschichte gefällt mir sehr gut und sie ist, jedenfalls bis zu der stelle, wo frank plötzlich zu träumen beginnt, so geschickt geschrieben und hat soviel drive, dass man gar nicht aufhören mag.

dann aber verlierst du den direkten kontakt zu deinen protagonisten. die umständliche nummer mit der retrospektive kommt daher wie ein mühsamer anbau an das einfamilienhaus, der wechsel an einen anderen ort bringt nichts prickelndes und die metapher mit der katze als platzhalterin für bis dato nicht überwundenes gerät dir zu umständlich.

ich geb dir den rat rigoroser verkürzung. etwa so, dass die katze frank dazu bringt, elli im bett zu erzählen, was damals los war. und dann müsste elli irgendwas machen mit frank, damit's nicht nur eine kindergeschichte bleibt - schließlich verfolgt das gespenst ja auch frank.

bei diesem tier rate ich zu weniger details und zu einem kürzeren zeitraum - ein oder zwei jahre genügen doch, und die nummer mit dem haarbüschel und dem fleck ist ein bisschen zu holzhammerig.

tipp: gib der familie einen (kurz gefassten) zweiten tag vor ort mit der abschließenden frage des kleinen, ob elli nicht immer dableiben kann, aber bleib so schnodderig wie am anfang der geschichte. und dann lass die katze einfach nicht mehr kommen. ob das den protagonisten überhaupt auffällt, kann dahinstehen. vielleicht wär's sogar besser, man sagt, dass das tier zum ersten mal seit dem tod der mutter nicht mehr erscheint, aber dass keiner darauf achtet. das wär weniger melodramatisch und funzte doch.

viel spaß noch hienieden und mit lieben grüßen aus münchen

bluefin
 

schreibix

Mitglied
danke für deine kritik, blauwal. das mit der retrospektive überlege ich mir, ich bin irgendwie ein großer fan davon, aber manchmal muss es wirklich nicht sein. dass der kleine gleich will dass elli dableibt kommt mir arg klischeehaft vor, aber es würde ja schon reichen, wenn der beim zubettgehen erwähnt, dass elli anders ist als die anderen und das er sie mag. holzhammer und melodramatik: damit hast du sicher recht, es wäre vermutlich besser, die katze einfach verschwinden zu lassen und es die protagonisten nur am rande merken zu lassen.
wo du einen traum von frank liest, ist mir nicht ganz klar?
 
B

bluefin

Gast
hallo @schreibix,

die katze würd ich nur ungefähr so beschreiben:
„Ist das Eure Katze?“ Frank und Timo sahen hinaus und antworteten gleichzeitig. „Ja“ sagte Timo. „Nein“ sagte Frank[blue], "sie kam erst, als ida fort war und sie sitzt immer nur da und schaut."[/blue]
den ganzen sums:
Frank fand nur mühsam aus dem Schlaf. Erst konnte er das Geräusch nicht zuordnen, aber dann erkannte er es. Die Türklingel. Welcher Idiot klingelt um- wie spät war es eigentlich? Er suchte im Dunkeln verschlafen die Leuchtziffern des Weckers. Halb vier. Er tastete im Bett neben sich nach Ida, aber der Platz war leer. Ach ja, Ida war bei Stefan und Dörte auf dem Geburtstag. War wohl nett, wenn sie um halb vier noch nicht zu Hause war. Er stieg aus dem Bett und lief nach unten. Hendrik jammerte leise im Kinderzimmer, der Kleine war vom Klang der Türglocke aufgewacht. Na warte, du Arschloch, dachte er und riss die Haustür auf, bereit, den Störenfried anzubrüllen. Draußen standen zwei Polizisten und eine Frau im Wintermantel. Die beiden Männer waren kaum älter als zwanzig, ihre Uniformmützen wirkten zu groß für die jugendlichen Gesichter. Die Frau war Mitte vierzig, stark geschminkt, trug rot gefärbte Haare und eine schwarze Hornbrille. Der eine der beiden Polizisten sah ihn verlegen an.
„Herr Kramer, entschuldigen Sie bitte die Störung, dürfen wir einen Moment hereinkommen?“

Ida hatte keine Schuld getroffen. Sie war auf dem Rückweg von der Party frontal mit einem BMW zusammengestoßen. Der Fahrer hatte getrunken, und war mit über 120 auf die Gegenfahrbahn geraten. Er und seine Frau waren mit Knochenbrüchen und leichten Schnittverletzungen davongekommen. Ida war sofort tot gewesen. Und Frank wäre wahrscheinlich auch tot, wenn er nicht einen Migräneanfall bekommen und Ida allein zur Party geschickt hätte. Später erinnerte sich Frank nur noch mühsam an diese Nacht und die Wochen danach. Die Psychologin, deren Namen er vergessen hatte, hatte ihm ein Beruhigungsmittel verabreicht und Susanne angerufen, die sich um die Kinder kümmern sollte.

Hendrik hatte es gut genommen, aber er hatte lange gebraucht, bis er es richtig verstanden hatte. Bei Timo war es schwieriger, er hatte die Wochen vor Idas Tod im Dauerstreit mit ihr gelegen und suchte die Schuld bei sich. Er zog sich in sich zurück, verbrachte viel Zeit alleine auf seinem Zimmer und vergrub sich in alten Familienalben voller Fotos von seiner Mutter. Zwei Tage nach Idas Beerdigung war, wie aus dem Nichts, die Katze aufgetaucht. Weder schien sie jemandem aus der Nachbarschaft zu gehören, noch hatte man sie vorher in dieser Gegend gesehen. Hendrik mochte sie auf Anhieb, wegen ihrer grauen Augen, er redete immer davon, sie sei seine geheime Zwillingsschwester. Das Tier erschien immer dann auf der Terrasse, wenn die Familie, oder was davon noch übrig war, am Esstisch Platz nahm. Sie ließ sich nicht füttern, aber sie saß stundenlang dort, bis niemand mehr im Wohnzimmer war. Frank hätte nicht sagen können, wohin sie dann ging, er hatte sie auch niemals auf der Straße beobachtet. Man konnte fast das Gefühl bekommen, die Katze bewache sie, aber eigentlich machte sie gar nichts, außer eben da zu sitzen und hineinzuglotzen. Hendrik hatte einmal versucht, sie ins Haus zu locken, aber sie war stur dort draußen sitzen geblieben, als wenn sie das Gefühl hatte, nicht dazuzugehören. Das ging seit Jahren so, morgens, abends, im Sommer wie im Winter. Susanne hatte einmal eine Andeutung gemacht, ob zwischen dem Auftauchen des Tieres und Idas Tod ein Zusammenhang bestünde, aber Frank hatte sie angeschnauzt, sie solle so einen Mist bloß nicht vor den Kindern erzählen. Aber in seinen Augen hatte sie etwas anderes gesehen. Als ob er sich ertappt fühlte.
würd ich knicken und die beiden ins bett schicken. dort erklärt frank nur das allernotwendigste und auf die frage, ob er ein foto hat, sagt er "nein".

an abend des nächsten tages frägt der kleine um die zeit, wo die katze immer kommt, ob elli vieleicht da bleibt. das macht genug spannung, um aus der geschichte rauszukommen und von außen zu sagen, dass keinem die fehlende katze abgeht.

wer ein bisschen fantasie hat, sieht in dem tier den unbewältigten verlust und in seinem verschwinden die erlösung. wer's nicht rafft, hat die geschichte nicht verdient.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
B

bluefin

Gast
hallo schreibix,

deine katze ist immer noch eine schrecklich klobige konstruktion statt einer flüchtigen metapher.

ellis langen haare können niemals auf die schulterblätter "fallen", wenn sie seitlich auf dem linken ellbogen ruht. und dass die beiden nackt sind, muss nicht dauernd gesagt werden - wer sich vorher auszieht und so anfasst, ist es.

es fehlt nach wie vor die erklärung, warum die "katze" verschwindet. sie existiert in der ihr zugedachten form doch nur in der fantasie des protagonisten. sie kann sich also erst dann in nichts auflösen, wenn sich der protagonist in elli verliebt und damit von seiner früheren liebe lossagt. wovon du erzählst, ist aber nur geschlechtsverkehr, supernanny und lauwarmer sekt.

oder glaubst du wirklich an seelenwanderung?

lg

bluefin
 

schreibix

Mitglied
bluefin: hab noch ein paar deiner textlichen verbesserungsvorschläge übernommen, danke dafür. ansonsten, was die story an sich angeht, glaube ich, du willst eine andere geschichte lesen, als ich sie schreiben will. danke trotzdem für deine kritik.
 
B

bluefin

Gast
die geschichte wird keine andere, wenn du den ratschlägen folgst - sie würde nur entschlackt werden von allem, was sie statt zu einer kurzgeschichte zu einem märchen oder einer art fantasy-nummer macht.

die sache mit dem tier, das "erlöst" wird, oder mit dem hausgeist, der erst dann aus dem gemäuer fährt, wenn ihn die kraft der liebe vertreibt, ist ja keine neue - sie findet sich in jedem zweiten märchen ungefähr so oder anders.

es muss nicht unbedingt eine neue geschichte sein - die alten metaphern sind schon okay. aber die sicht darauf könnte man ein wenig neuer und ein wenig geschickter gestalten, finde ich.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
B

bluefin

Gast
viel besser.

nur leidenschaft gibt's keine.

ob man gut daran tut, der "neuen" zu sagen, es sei eine dummheit, sich in sie verliebt zu haben, bezweifle ich. so lau pflegt man auch indirekte liebeserklärungen nicht einzuleiten, hm?

liebe grüße aus münchen

bluefin
 



 
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