Die Kirschenpflückerin

GerRey

Mitglied
Es ist kurz nach sechs Uhr morgens; der Rock ‘n’ Roll vergangener Nacht pulsiert noch in mir, während ich mich auf zwei Stöcken durch die Flur bewege. “Morgen ist Feiertag”, hatte die Kirschenpflückerin gestern Abend gesagt, nachdem ich sie an der Autobahn am Baum überrascht hatte. “Am Feiertag muss ich nicht zur Arbeit aufstehen. Ich will ein bisschen was trinken.” An ihr Shirt kann ich mich jetzt nicht mehr erinnern, aber die Jeans-Hotpants, mit den weißen Rüschchen an den gebräunten, weichen Schenkeln, bekomme ich nicht aus dem Kopf. Auch der Whisky schwimmt noch in mir, gluckst durch die Gehirnwindungen wie durch einen Abfluss. Ich schreite auf den staubigen Wegen weit aus; Nacht-nasse Grasbüschel streifen die nackten Waden. Wie gewohnt, ist hier um diese Zeit niemand. Nur das Korn glänzt still und golden in der Morgensonne, ein kühler Göttinnen-Hauch bringt Bewegung in die reifenden Ähren, huscht über meine nackten Glieder und weckt die bereits in die Ferne gerückte Erinnerung erneut. - “Nein”, antworte ich und schüttle den Kopf. Eine Alibi-Göttin konnte die eigentliche Göttin kaum verblassen lassen. Sie hatte zwar schmale Schultern und griffige Hüften - aber ihr Arsch lag zu hoch und war zu flach, und ihr Gesicht würde niemals eine Titelseite zieren. Ich überraschte sie beim Kirschenpflücken, und die Anmut ihrer Bewegungen wirkte stark verbindlich auf mich. Dann wurde ihr Schweiß mein Schweiß. Irgendwo spielte Leslie West live “Voodoo Chile” von Jimi Hendrix - und beide sind tot? Wir alle wollen nicht vergessen werden, Vasi-Baby.

Feelings:
 
Zuletzt bearbeitet:



 
Oben Unten