Mößner Bernhard
Mitglied
Die Loreley
oder
Wie kam der Steinbock ans Firmament
Vater Zeus saß im Olympus
stolz auf seinem Götterthron,
seine treue Gattin Hera
saß ein Stückchen rechts davon.
Und er schaute mit Interesse
nach dem Land Germania,
wo er durch sein Fernrohr eine
wunderschöne Jungfrau sah.
Diese saß auf einem Felsen,
kämmte sich ihr goldnes Haar,
sie war arm, Zeus sah das daran,
dass sie unbekleidet war.
Sie sang wundersame Lieder
und man hieß sie Loreley,
unter ihrem Sitzplatz floss der
gute alte Rhein vorbei.
Die Fischer in den Fischerbooten
sangen mit, sie konnten dies,
Heine war noch nicht geboren,
der die Kähne kentern ließ!
Zeus sah nun mit Wohlgefallen,
was da unten vor sich ging,
aber seine hehre Gattin
schaute scheel, sie kannte ihn!
Nun, klammheimlich, wie er meinte,
schlich der große Zeus davon,
seine Gattin Hera setzte
sich statt dessen auf den Thron,
von wo man auf dieser Erde
alles sieht und alles hört;
Loreley sang ihre Weisen
ahnungslos und ungestört.
Doch nun naht sich ihr ein Jüngling,
wohlgestaltet und galant,
überreicht er ihr ein Kleidchen -
Haute Couture aus Grichenland,
hergestellt aus reiner Seide,
mit Bordüren und Plissee
und mit feinen Häkelspitzen
um das tiefe Dekollete.
O, wie freute sich die Kleine
und wie sagte sie ihm Dank!
Hera sah mit Missvergnügen,
wie sie ihm in die Arme sank.
Als die Jungfrau gar dem Toren
einen Kuss gab, oder zwei,
war es mit der Gattin Nachsicht
ein- für allemal vorbei.
Grimmig rief sie, nun ganz Göttin,
ein gewaltig Zauberwort:
Sieh, da schwanden bei der Jungfrau
Anmut, Kleid und Schönheit fort.
Schon entsprossen ihr zwei Hörner
und ein dichtes Fell in Grau,
Vater Zeus hört noch ihr Klagen
und das Lachen seiner Frau.
Unsre Jungfrau sitzt wie früher
auf dem Fels über dem Rhein,
doch sie könnte nicht mehr singen,
sie besteht aus Erz und Stein.
Aber hoch am Sternenhimmel
zieht ein Steinbock seine Bahn,
dem Gott Zeus zwar etwas wünschen,
jedoch nichts mehr schenken kann.
oder
Wie kam der Steinbock ans Firmament
Vater Zeus saß im Olympus
stolz auf seinem Götterthron,
seine treue Gattin Hera
saß ein Stückchen rechts davon.
Und er schaute mit Interesse
nach dem Land Germania,
wo er durch sein Fernrohr eine
wunderschöne Jungfrau sah.
Diese saß auf einem Felsen,
kämmte sich ihr goldnes Haar,
sie war arm, Zeus sah das daran,
dass sie unbekleidet war.
Sie sang wundersame Lieder
und man hieß sie Loreley,
unter ihrem Sitzplatz floss der
gute alte Rhein vorbei.
Die Fischer in den Fischerbooten
sangen mit, sie konnten dies,
Heine war noch nicht geboren,
der die Kähne kentern ließ!
Zeus sah nun mit Wohlgefallen,
was da unten vor sich ging,
aber seine hehre Gattin
schaute scheel, sie kannte ihn!
Nun, klammheimlich, wie er meinte,
schlich der große Zeus davon,
seine Gattin Hera setzte
sich statt dessen auf den Thron,
von wo man auf dieser Erde
alles sieht und alles hört;
Loreley sang ihre Weisen
ahnungslos und ungestört.
Doch nun naht sich ihr ein Jüngling,
wohlgestaltet und galant,
überreicht er ihr ein Kleidchen -
Haute Couture aus Grichenland,
hergestellt aus reiner Seide,
mit Bordüren und Plissee
und mit feinen Häkelspitzen
um das tiefe Dekollete.
O, wie freute sich die Kleine
und wie sagte sie ihm Dank!
Hera sah mit Missvergnügen,
wie sie ihm in die Arme sank.
Als die Jungfrau gar dem Toren
einen Kuss gab, oder zwei,
war es mit der Gattin Nachsicht
ein- für allemal vorbei.
Grimmig rief sie, nun ganz Göttin,
ein gewaltig Zauberwort:
Sieh, da schwanden bei der Jungfrau
Anmut, Kleid und Schönheit fort.
Schon entsprossen ihr zwei Hörner
und ein dichtes Fell in Grau,
Vater Zeus hört noch ihr Klagen
und das Lachen seiner Frau.
Unsre Jungfrau sitzt wie früher
auf dem Fels über dem Rhein,
doch sie könnte nicht mehr singen,
sie besteht aus Erz und Stein.
Aber hoch am Sternenhimmel
zieht ein Steinbock seine Bahn,
dem Gott Zeus zwar etwas wünschen,
jedoch nichts mehr schenken kann.