Die Materialisation der Seele

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amelkin

Mitglied
"Die Materialisation der Seele"
Autor: Anatolij Amelkin
Interpretation: Alexander Amelkin
(Original: http://www.stihi.ru/2014/05/12/2059)


Wir bestehen aus Seele und Körper.
Und es herrscht das Gesetz der Zeit:
obwohl wir ewig leben möchten,
unterliegen wir die Sterblichkeit.

Aber so funktioniert es in der Natur:
wir möchten, dass man sich unserer entsinnt.
Wie können wir zumindest ein Teil von uns bewahren,
damit die Erinnerung an uns entrinnt?

Wie kann man den Verfall vermeiden,
die Ketten des Vergessens sprengen,
um in der Welt nach vielen Jahren
wieder in die Erinnerung zurückzukehren?

Die Lösung ist, den Freunden zu vergeben,
nützliche Werke zu vollbringen,
um damit die Welt zu durchdringen.
So kann man in Erinnerung ewig leben.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Der Clou besteht aber wohl eher darin, daß wir und alle unsere in die Welt geprägten Taten vergessen sein müssen, wenn wir und unsere Taten fruchtbar werden sollen. Sonst bleibt der Reflexions-Rest als Minderung, Schaden, Biß in den Apfel markant.
 

Perry

Mitglied
Hallo amelkin,

Materalisation der Seele, da stellt sich mir die Frage, kann
eine geistige Wesenseinheit materiell werden und was ist danach mit ihr. Vermutlich meinst Du, das Festhalten des Gedankenguts eines Menschen als Buch, Bild etc., das seinen Tod überdauert.

Warum soll ich Freunden vergeben, wenn, dann doch eher Feinden?

Mein Tipp, etwas weniger Größe in der Themenwahl, dafür etwas mehr Stimmigkeit in Wort und Bild.

LG
Manfred
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wir bestehen aus Seele und Körper

Gewagt. Klingt Mittelalterlich und ist so unbewiesen wie das Gegenteil bewiesen ist.

Und es herrscht das Gesetz der Zeit

Schon wahrscheinlicher.

Obwohl wir ewig leben möchten

Wir? Ich möchte das nicht.
Ganze Religionen wurden auf der Sehsucht gegründet eben das nicht zu möchten.

unterliegen wir der Sterblichkeit

Für jemanden der Eingangs von "Körper und Seele" gesprochen hat eine interessante Feststellung. Man denke nur mal an den Sinn der Seele bei Plato...

aber so funktioniert es in der Natur

...

wir möchten das man sich unserer entsinnt

So möchten wir das? Schon wieder so eine Verabsolutierung.

Wie können wir zumindest einen Teil von uns bewahren

...

damit die Erinnerung an uns entrinnt

Etwas paradox, he? Einen Teil bewahren, damit die Erinnerung entrinnt. Ich dachte es geht um das Gegenteil.

Wie kann man den Verfall vermeiden

Gar nicht...

die Ketten des Vergessens sprengen

Siehe oben... anbei bemerkt, was spricht dagegen vergessen zu werden. Und selbst wenn nicht, die dich vergessen werden vergessen und dass da mal ein vergessen war wird vergessen werden.
Ich kann damit ganz gut leben.

um in die Welt nach vielen Jahren

Warum erst nach vielen Jahren? Verkannter Schriftsteller, eh.
Posthum...

in die Erinnerung zurückzukehren

Du wiederholst dich.

Die Lösung ist, den Freunden zu vergeben

Die Lösung also, DIE Lösung... Nebenbei, wie wäre es versuchsweise mit "nicht anklagen" da spart man sich das vergeben.

nützliche Werke zu vollbringen

Die Strase kehren? Schlechte Gedichte schreiben?
Aber mal im Ernst, die schönsten Taten bleiben unentdeckt.
Ich verbitte es mir bei "nützlichen" Taten nach aufmerksamkeit zu schreien.

um damit die Welt zu durchdringe

Na, den Satz musst du mir erklären...

so kann man in Erinnerung ewig leben

Ewig? Komische Angabe in einem Gedichte das auf die "Gesetze der Zeit" plädiert. Nutzliche Taten übrigens, wer ist denn hauptsächlich in den Köpfen hängengeblieben. Bei der Reihe an Kreaturen, ist es ja fast ein Lob vergeasen zu werden.

Nützliche Taten, brrr, sehr fader Nachgeschmack.





Nimm es mir nicht übel, aber ich kann mich mit solchen Gedichten beim beaten Willen nicht anfreunden. Es kann doch nicht sein, dass du dir das selber abnimmst was du hier verzapft hast.


Nun ja, dennoch grüßend
Patrick
 

amelkin

Mitglied
Vielen Dank! Aber mir gehört nur die Übersetzung. Der Autor war von Puschkin inspiriert:

Exegi monumentum (1836)

Ein Denkmal schuf ich mir, kein menschenhanderzeugtes,
Des Volkes Pfad zu ihm wird nie verwachsen sein,
Und höher ragt sein Haupt empor, sein nie gebeugtes,
Als Alexanders Mal aus Stein.

Nein, gänzlich sterb‘ ich nicht: die Seele lebt im Liede
Noch fort, wenn ihr den Staub dem Staube übergebt,
Und preisen wird man mich, solange noch hienieden
Auch nur ein einz’ger Dichter lebt.

Mein Ruf dringt bis ans End‘ der russischen Gefilde
Und hallt von jedem Stamm, der sie bewohnt, zurück:
Mich nennt der Slawe stolz und auch der heut noch wilde
Tunguse, Finne und Kalmück.

Und lange wird vom Volk mir Liebe noch erwiesen,
Weil mein Gesang erweckt Gefühle echt und tief,
Weil ich in grauser Zeit die Freiheit kühn gepriesen
Und Gnade für Gestürzte rief.

Gehorsam, Muse, sei dem göttlichen Befehle,
Die Kränkung fürchte nicht, verlange keinen Kranz,
Lob und Verleumdung trag mit ungerührter Seele
Und rechte nicht mit Ignoranz.

(Aus dem Russischen von Rolf-Dietrich Keil)

LG
Alexander Amelkin
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
und das hier ist eine Horaz-Variation, von dem ja auch "exegi monumentum" stammt. Eines seiner berühmtesten Gedichte, in aesklepiadeischen Strophen. Es beginnt:
exegi monument' aere perennius
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Auf das Horaz-Zitat gehst Du nicht ein.

Die "Übersetzung" nimmt offensichtlich auch nicht die Form wahr, die - entsprechend der Horaz-Vorlage - offensichtlich in alkäischen Strophen abgefaßt war.

Der Grundgedanke des Horaz, in der übersetzten Vorlage ist das die erste Zeile (die die letzte Zeile des Horazgedichts zitiert), kommt in Deinem Gedicht nicht einmal vor, wo sollte er dann interpretiert sein? Völlig verfehlt.

grusz, hansz
 

Tula

Mitglied
Hallo

Dass das eine Übersetzung bzw. Übertragung sein soll, war mir entgangen, macht es nicht besser, im Gegenteil.
Nun ja, da wäre noch viel herauszuholen.

LG
Tula
 



 
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