die möbiusbandige schlange im baum der erkenntnis (distichen)

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mondnein

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Zuerst einmal ein herzliches Dankeschön an schwarzer Lavendel und Bernd!

Dieser Distichen-Monolog der Schlange im Baum mit der Frau, die nach der Vertreibung aus dem Paradies "Eva" (Leben, Mutter des Lebens) genannt wird, und in dem diese Schlange das Ich der Frau als ein universelles, als sei es ihr eigenes, anspricht, geht unter anderem auf das Gedicht von trivial https://www.leselupe.de/beitrag/letzter-politischer-gedanke-161398/ im Ungereimten ein:

Ich denke, das ließe sich so erwägen:
Der andere, den ich aus moralischen Gründen töten will oder situationsbedingt töten muß, ist gerade in der Intimität, mit der er sich selbst als "Ich" bezeichnet, mit mir im Grunde identisch,
so wie auch ich selbst mit ihm, dem scheinbar absolut Fremden, absolut identisch bin,
sodaß ich gerade dann, wenn ich mich selbst entleibe, die ganze Menschheit, insbesondere die mir fremdesten, feindlichsten, disparatesten unverständlichsten Unmenschen, mit einem Schuß in den Hades schicke.
grusz, hansz
 

mondnein

Mitglied
was tule-monde nicht fasst - sing ich zu zweien zu spasz
tule-monde natürlich (wie auch sonst schon mal) Anspielung auf das französische "Allewelt", nicht nur auf den Mond von Thule

zu zweien - leicht verschoben aus "entzwei", was ich auch erwogen habe. das "zu" in "zu spasz" so wie in "zugrunde", aber das klingt nur wie in einem schließenden outfading leise nach

Noch einmal ein herzliches Dankeschön dem großzügigen Wertern, allen,
und noch einmal Danke! an Bernd für die Empfehlung! Das macht Freude.

grusz, hansz
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Beachte auch das Möbiusband. Adam und Eva kehren im Gedicht gespiegelt ins Paradies immer wieder zurück. Ihre Welt hat eine einseitige gewundene Topologie.
 

mondnein

Mitglied
ja, ich erinnere mich, obwohl ich das beim Schreiben dieses Lieds (orientiert am französischen Wort) nicht bewußt im Sinn gehabt habe; ich kannte diesen Morgenstern-Tulemond aber schon aus dem vorigen Jahrtausend:

Tule monde ist natürlich eine Anspielung auf die Galgenlieder.
Dinge gehen vor im Mond,
die das Kalb selbst nicht gewohnt.

Tulemond und Mondamin
liegen heulend auf den Knien...
Beachte auch das Möbiusband. Adam und Eva kehren im Gedicht gespiegelt ins Paradies immer wieder zurück. Ihre Welt hat eine einseitige gewundene Topologie.
fruchtbare Interpretation, geht auch über meine Wege-Verfolgung hinaus. Das ist sehr sinnvoll: die (in der Konsequenz identische, in der jeweiligen Situation aber gegensätzliche) Vorder- und Rückseite als "Paradies und Verbannung" zu deuten, die eine identifizierende Rückkehr und Wiederverfremdung durchlaufen. Und immer polar aufeinander angewiesen sind.

Ich sah (vorher) zunächst das dichte Beieinander, die scheinbare Gegenpolarität und zugleich Identität von Vorder- und Rückseite,
Das Wiederkehren zum Ausgangspunkt macht mir beim Wiederlesen Schwierigkeiten: Es beginnt zwar mit klarer philosophischer Fragestellung, endet aber in babylonischer Sprach-Verwirrung. Das könnte natürlich die Gegenpolarität konkret machen, ohne daß die "andere" Seite vollständig ausgeführt wäre und bei der logischen Analyse des "Böse"-Begriffs wieder beim Ausgangspunkt ankäme. Alles geht "entzwei" bzw. "zuzwei" und "zuspaß", disparat zu der ernst-analytischen Begriffsunterscheidung von Tatfolge und Gesinnung.
Es sei denn, es ginge "zuzwei" umnd "zuspaß" gerade in dieser Begriffs-Polarität.
Das mag wohl Lesersache sein,
oder es zerreißt den "Sinn" wie der bewußtgewordene Rumpelstelz, am Ende jedenfalls.
Oder auch davor schon, bevor die letzten zwei Strophen alles im übermütigen Sprachspiel "zuzwei" und "zuspaß" machen.

grusz, hansz
 



 
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