Die nach uns kommen

3,00 Stern(e) 5 Bewertungen
Die nach uns kommen…

Die nach uns kommen…
werden unseren Erfolg zu schätzen wissen
werden sich in der Höhle wohl fühlen, die wir ihnen gewissenhaft frei geräumt haben
werden den neuen Himmel bestaunen, der den alten an Farben bei weitem übertrifft
werden die Dinge verändern, die wir bereits begonnen haben
werden sich fragen, woher wir die Kraft nahmen, es zu bewerkstelligen,
werden dasselbe versuchen und
werden dasselbe beenden.

Die nach uns kommen…
verdanken uns das wolkenfreien Firmament,
endlos fallende Blätter, die von Regen taunass die Wege und Pfade bedecken,
die Zeichen im Herbst – wunderbar voll leuchtende Sonnenauf- und Untergänge,
Wolkenberge, die gen Westen treiben, wie Schiffe in farbloser Brandung auf dem Weg ins Nirgendwo,
Die nach uns kommen…
verdanken uns mehr als drei Viertel ihrer Welt,
mehr als Geschichten, mehr als Überlieferungen, fahl ohne Emotionen, ohne Eindruck,
verdanken uns die hellgrünen Keime in uralten Gärten,
an kräftigen Baumstämmen wuchernde Pilze, Blüten, in allen Nuancen verschieden, keiner gleich, keiner dem andern derselbe, keiner ebenbürtig, keiner gänzlich ohne Neid
jeder ein Wesen, so einzigartig, dass jedes überlieferte Wort ohne Ausnahme das falsche wäre, um zu beschreiben.

Die nach uns kommen…
werden sehen, dass die Welt sich nicht verändert hat – nicht in all den Millionen Jahren, die hinter uns liegen, die wir genutzt haben, um sie zu verwandeln, nach unserem Willen zu formen
werden sehen, dass es dieselbe Welt ist wie zu Anfang, dieselben Wolken, die über den Ozean treiben, orientierungslos, getrieben allein vom Wind, von Corioliskraft, hunderte Meter außerhalb unserer Reichweite, Kilometer außerhalb unseres Verständnisses,
wie immer für immer unbeherrscht, für immer unverstanden, für immer von uns belebt, für immer im Griff der Zeit, die uns berührt und an ihr vorbeigeht.
Sie werden sehen, was wir gesehen haben, Jahrzehnte nach uns.
Sie werden die Sonne am Horizont versinken sehen, im Meer der blaublauen Streifen, ewig auf derselben Bahn und in ihrem Farbenspiel, das jeden Tag auf neu verblasst – unbeständig, obwohl immerfort.
Am selben Ort, mal bevölkert, mal verlassen, geschieht, was schon immer geschah, man lebt. Man stirbt.

Die nach uns kommen…
werden wissen, was zu tun ist, denn sie
werden sehen, was bereits getan wurde
werden uns verdammen und uns beschwören,
werden vielleicht die Basis sehen, die Basis der Welt, die sie nicht
werden wandeln können
werden versuchen, was kein Mensch vermag,
werden scheitern und gewinnen und auf uns herabblicken,
wie Generationen nach ihnen die, die nach ihnen kommen,
sie verdammen und beschwören werden,
vielleicht die Basis der Welt sehen, die Basis, die sie nicht
werden verwandeln können.

Die nach uns kommen…
werden die Farben und Blüten, die Pfade und Wege,
die Blätter und Keime, all das, was uns mit eigenen Augen zu sehen vergönnt ist,
ebenfalls bedenken können, sich erfreuen, sich danach verzehren können,
betrachten können, aber nur
auf unseren Bildern.


C.Z. 15.2.2oo7
 
H

HFleiss

Gast
Du verwendest eine Fülle von Bildern und Gedanken, noch nicht ganz gebändigt im Vers. Teilweise gehen die Bilder in der Fülle unter.
Aber dein Gedicht spricht mich an. Nur, bedenke:
Was wir heute nicht tun, daran werden die nach uns Kommenden tragen müssen, falls noch jemand nachkommen kann. Die Welt steht heute vor der Entscheidung auf Leben und Tod - dieser Gedanke fehlt mir. Es ist nicht alles in Butter.

Liebe Grüße
Hanna
 
Mir gefällt der Text

trotz vorhandener kleinerer orthographischer, grammatikalischer und Logikfehlern sehr, weil er so gefühlstriefend ist, wie ich es früher einmal selbst war, d.h., ich kann mich sehr gut emotional in ihn/ in die Bilder hineinfallen lassen.

Rational betrachtet, sind die Textaussagen und -annahmen irrsinnig und zeugen von Ignoranz, von völligem Nichtbegriffenhaben heutiger Zustände, denn wir werden aller Voraussicht nach unseren Nachgeborenen keine "heile Welt", sondern eine fatale Hölle vererben.

Falls unsere Nachfahren diesen Text später einmal in die Finger bekommen sollten, werden sie ihn "in der Luft zerreissen" und nachträglich noch selbst unseren Gräbern fluchen.

Immerhin ist die Autorin, soweit ich gesehen habe, noch sehr jung, und die Jugend hat ohne Zweifel alles Recht der Welt auf positive Illusionen, denn wo käme sie im Lebensverlauf an, wenn sie schon anfangs des Lebens sich mit den schweren Bedenken des Alters und seinen düsteren Zweifeln herumschleppen müsste?
Daher von mir gute Wertung!
 
Habt ihr euch den letzten Vers tatsächlich angeschaut?
Ihc spreche hier von wunderschönen, jetzt eben vorhandenen Dingen, die unsere Nachfahren, also die, die nach uns kommen, nur noch auf unseren Bildern werden sehen können.

Deshalb kann man hier nciht von einem noch-wunderbaren Bild sprechen, das ich mir von unserer Welt im Moment mache. Ich weiß genau, dass - wenn alles so weitergehen wird wie bisher - keine heile Welt mehr übrig sein wird, die wir den Nachkommen präsentieren können. Es ist ja nicht einmal in meinem Fall so, dass ich eine heile Welt sehe, die mirvon meinenVorfahren überantwortet wurde.

Apropos, die Zeilenverschiebung ist gewollt. Es gibt hier kein Reimschema - denn kann sich irgendeiner von uns heute vorstellen, exakt vorstellen, was in der Zukunft geschehen wird? Nein. Trotz allem bleibt es ein Gedicht. Und die heile Welt ebenso...reine Illusion.
 

Walther

Mitglied
Hallo in die Runde,

ich werde das traute Rondell etwas stören müssen.

Der Text ist eine ganze Menge, aber keine gereimte Lyrik. Ich würde ihn in die Rubrik "Lyrische Prosa" einordnen, daher gehört er in die Rubrik "Ungereimtes". Elyn sollte Elke bitten, ihn dorthin zu verschieben.

Zum Text selbst: Dadurch, daß der Text mir zu persönlich ist, werde ich ihn nicht bewerten und auch nicht kritisieren. Mir wäre das Risiko einer Verletzung der Autorin zu hoch.

Eine schöne Woche!

Gruß W.
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Ein kleiner Gruß an die Angesprochenen vorneweg oder hintendran hätte bestimmt auch nicht weh getan, liebe Elyn.

Von mir jedenfalls schöne Grüße

Thomas
 

ENachtigall

Mitglied
Verschiebung?

Liebe Elyn,

wie findest Du die Idee, den Text als Beitrag zur Schreibaufgabe (Thema: Klimawandel) zu stellen? Dort erübrigt sich die Frage nach der Klassifizierung und mit etwas Glück gewinnst Du eine Anthologie ... Wie wär´s also?

Liebe Grüße

Elke
 
@ Walther: nur zu, so rasch bin ich nicht bereit, mir Wunden zufügen zu lassen.

@Elke...würdest du das für mich übernehmen, den Text anders einzuordnen? Dein Vorschlag wäre auch eine Überlegung wert...

Sorry, Thomas, daran hätte ich denken können. Beim nächsten Mal, versprochen.

Gruß, Elyn
 



 
Oben Unten