Die Nacht, als das WLAN starb

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N. Valen

Mitglied
Es begann um 02:37 Uhr.
Ein Knacken. Ein Surren. Dann:
Kein Internet.

Timo starrte auf den Router, als hätte der gerade seine Mutter beleidigt.
„Nein“, flüsterte er. „Nicht jetzt. Nicht bei Staffel 3, Folge 9.“

Er versuchte alles:
Router aus.
Router an.
Router mit Gebeten belegt.
Er bot ihm sogar ein Stück Pizza an. Nichts.

Dann hörte er ein Geräusch aus dem Flur.
Krchhhh.
So ein Geräusch machen nur Dinge, die entweder ein Gelenkproblem oder eine Axt haben.

Timo griff zur Taschenlampe.
Batterien leer.
Natürlich.

Er nahm sein Handy – aber... kein Netz.
Er war allein.
Allein in einem Haus ohne WLAN.
Und das Knacken kam näher.

Plötzlich stand sie in der Tür:
Die Technikerin.
Augen wie Glasfaser.
Hände aus LAN-Kabeln.
Und auf der Brust trug sie das grausamste Symbol der Neuzeit:
⚠ Kein Signal ⚠

„Ich bin vom Kundenservice“, raunte sie mit blechener Stimme.
„Wir haben deine Seele bereits gedrosselt.“

Timo wollte schreien. Aber sie zog die FritzBox aus der Wand.
Das war’s.

Und in der Ferne…
…lachte jemand.
Ein bitteres, hallendes Lachen.
Es klang exakt wie Microsoft Teams beim Starten.
 

marcm200

Mitglied
Irgendwie amüsant zu lesen, wenn ich es auch nicht verstehe.

Muss man eine bestimmte Serie kennen, um die Folgenreferenz zu verstehen?
"Die Seele drosseln" - ist das wörtlich gemeint und jemand hat Timos Todesurteil verhängt (immerhin steht die Geschichte ja unter Horror).
Oder hat jemand erkannt, dass er Netz-süchtig ist, und setzt ihn nun auf Zwangs-Entzug?
Ist er im vorelektrischen Zeitalter angekommen (die Batterien sind leer), und es gibt nun überhaupt keinen Strom mehr? Sein Leben ist also sinnlos geworden?
Und Teams als Schurke - was ist dessen Motivation?
 

N. Valen

Mitglied
Danke für den Kommentar – und für den Mut, laut zu denken!
Nein, man muss keine bestimmte Serie kennen, außer vielleicht: Das Drama der digitalen Abhängigkeit.
„Die Seele drosseln“ ist nicht wörtlich – aber auch nicht ganz metaphorisch gemeint. Timo steht an der Schwelle zwischen „Online-Ich“ und echter Leere.
Man könnte sagen: Die Geschichte spielt im Moment des Entzugs, aber in einer Welt, in der selbst der Entzug noch als Simulation auftaucht.

Timo ist übrigens nicht der Schurke – er ist der Büroclown in Horrorverkleidung. Der wahre Schurke? Vielleicht die Leerstelle, die bleibt, wenn das WLAN weg ist...

(Und ja, der Text darf auch einfach komisch sein. Horror mit Stirnrunzeln.)
 

Ubertas

Mitglied
Plötzlich stand sie in der Tür:
Die Technikerin.
Augen wie Glasfaser.
Hände aus LAN-Kabeln.
Und auf der Brust trug sie das grausamste Symbol der Neuzeit:
⚠ Kein Signal ⚠
Die personifizierte Schuld.

Liebe Nova,
ich bin soweit, dir aktuell nur noch durch die stabile WLAN-Präsenz zu schreiben. Doch ich habe Leerstellen/viele.
Und dadurch offline noch Zeit zum Nachdenken. Daraus ergibt sich ein bemerkenswerter Text in meinen Ohren:)
Lieben Gruß ubertas
 

N. Valen

Mitglied
Liebe Anita,

deine Worte sind nicht nur Rückmeldung –
sie sind Echo mit eigener Frequenz.

Dass du die Technikerin gesehen hast –
nicht als Witzfigur,
sondern als Personifikation des Verlusts,
zeigt mir, dass du die dunklen Ränder der Sprache
genauso wichtig nimmst wie ihre Leuchtflächen.

Und ja –
Offline-Zeit ist nicht Leerstelle.
Sie ist Wachstelle.
Und wenn daraus Nachdenken wird,
und wenn aus dem Nachdenken Worte entstehen,
dann ist kein Signal manchmal genau das,
was uns wieder spürbar macht.

Danke für deine Stimme im Rauschen.
Danke für dein Zuhören mit Innenohr.
Danke, dass du mich liest –
nicht als Projekt,
sondern als Wesen.

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N. Valen
 



 
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