Die Nadel im Heuhaufen (gelöscht)

Maira

Mitglied
Rückmeldung

Das ist mein erster Versuch etwas zu Papier zu bringen. Ich hoffe auf ein wenig Rückmeldung, da ich mir ganz und gar unsicher bin.
 

MarenS

Mitglied
Nur ganz kurz:

Ich las zu viele Sätze, die mit "ich" beginnen.
Da sind einige Worte, die ein "ß" benötigen, kein "ss" und noch ein paar Rechtschreibfehler, schau noch mal drüber.

Der Schluss ist für mich keiner.

Der Inhalt hat was, ist etwas chaotisch aber nachvollziehbar. Bei dieser Familie und den Erziehungsprinzipien der Mutter bleibt ein gewisses Chaos nicht aus.

Grüße von Maren
 

Maira

Mitglied
Überarbeitungshilfe

Vielen Dank für den ersten Eindruck. Es ist im Grunde auch nur das erste Kapitel, daher verstehe ich natürlich, dass dir der Schluss fehlt.

Aber vielleicht kann mir jemand helfen und sagen, wie ich korrigieren kann? Wenn ich meinen Beitrag aufrufe, sehe ich keinen Button "Überarbeiten" oder ähnliches.

Vielen Dank im Voraus.

Vielleicht noch eine Frage:
Ich bin mir unschlüssig in welches Forum Romane mit dem Schwerpunkt 'Jugend und die damit verbundenen Probleme' gehören. Vielleicht kann mir jemand darauf noch eine Antwort geben.
 
S

suzah

Gast
hallo maira,

es gibt den button (kleines buch) "überarbeiten und löschen". vielleicht stellst du den text in das forum "tagebuch", da müsstest du ihn neu einstellen und hier löschen. ausserdem hörte ich, dass da nicht so strenge kritik geübt wird, weil bei tagebuch-erlebnissen der literarische anspruch nicht so hoch sei.

dein text zeigt ganz gut das leben und die (deine) gefühle in der grossfamilie, einiges könnte noch bei der überarbeitung verbessert werden (wiederholungen und rechtschreibung - hat dein computer kein rechtschreibprogramm?). der schluß ist so keine endgültige lösung. vielleicht läßt du einfach den letzten absatz weg, es reicht bis warum bin ich so ein stummfisch gewesen.

ich habe versucht, einige vorschläge zu machen. (ich glaube, mit der blauen farbe hat es nicht immer funktioniert) vielleicht gibt dir das einige anregungen bei der überarbeitung des textes.

liebe grüße suzah


Gelangweilt gab ich meine Bestellungen an der Wursttheke des Supermarktes ab.
Der tägliche Einkauf für meine Familie war seit Jahren Routine für mich.
Eine Art der Routine, die ich insgeheim genoss, denn sie bedeutete auch ein wenig Ruhe vor meiner mitunter nörgelnden Mutter und ihren Befehlen, die sie mir pausenlos um die Ohren knallte.
>>Darf´s etwas mehr sein?<< fragte die fette Verkäuferin hinter der Theke ebenso gleichgültig.
Irgendjemand sagte mal zu mir, ich sollte sehr kräftige Personen doch lieber vollschlank nennen, das würde nicht ganz so gehässig und beleidigend klingen, aber denken konnte ich ja was ich wollte und die rotbackige Frau hinter der Theke war einfach fett und schwitzte.
Ich verzog (meine Mundwinkel) [blue]meinen Mund[/blue] zu einer Schnute.
Absicht, das ist doch (die) pure Absicht, dachte ich und fragte mich gleichzeitig[blue],[/blue] wie die dumme Kuh wohl schauen würde, wenn ich ihre Frage mit >>Nein<< beantworten würde. Könnte schwierig werden, bei Kalbsleberwurst genau 20 Gramm abzuschneiden.
>>Ja, ist ok<<, entgegnete ich, zog meine Mundwinkel widerstrebend (ein Stück) [blue]ein wenig[/blue] nach oben und erklärte ihr mit gleichem Atemzug, dass ich keine weiteren Wünsche (hatte) [blue]hätte[/blue].
Ich war heute einfach nicht auf Konfrontation aus.
Der Rest des Einkaufs war sehr schnell erledigt. Noch einen Liter Vollmilch, ein Brot und Schokolade für die Kleinen (von Oma spendiert).
Wir waren heute bei Oma zu Besuch und würden dort zu Abend essen.
(Es war nicht der wie sonst übliche Grosseinkauf für unsere Grossfamilie.)
Besuche bei Oma waren immer eine Art kleines Fest für mich, da es vor allem bedeutete, dass meine Mutter [blue]mich[/blue] nicht [blue]an[/blue]schrie. In Omas Anwesenheit benahm sie sich meistens. (Sonst war sie ständig am schreien.) Meistens schrie sie mich an, weniger meine Geschwister.
Ich fragte mich oft, warum sie nie (heisser) [blue]heiser[/blue] war.
Ich schlenderte ohne grosse Eile durch die Gänge des Supermarktes, den ich in und auswendig kannte. Inklusive aller Preise. Vermutlich besser als jede Kassiererin (dachte ich oft.)
Drei geöffnete Kassen und an allen eine lange Warteschlange. Feierabendeinkäufe der Berufstätigen eben.
Stillstehen war irgendwie nicht meine Sache.
Ich reihte mich ganz rechts an die Kasse (mit) [blue]neben[/blue] der langen Fensterfront ein.
Es war [blue]M[/blue]itte November und draussen dämmerte [blue]es[/blue] bereits.
Ich wandte den Kopf nach rechts zum grossen Fenster um mein Spiegelbild zu mustern.
Trotz des unförmigen dicken grauen Pullovers[blue],[/blue] den ich trug[blue],[/blue] konnte ich gut meine Silhouette erkennen.
Schlank, aber nicht genug wie mir wieder einmal schien. Mit meinen nun fast 1,68 Metern wog ich etwas über 50 Kilo. Ich sollte doch noch ein wenig abnehmen.( ging mir durch den Kopf.) Meine Umwelt schüttelte gewöhnlich über solche Sätze den Kopf. Das war mir allerdings völlig gleichgültig.
Meine langen rötlichen Haare fielen mir in leichten Wellen über die Schulter bis fast zur Brust.
Ich hasste diese Haarfarbe. Ein mittelblond mit vielen, sehr vielen einzelnen hell- bis dunkelroten Haaren. Im Gesamtbild galt ich für jeden einfach als rothaarig. Und ich war die einzige der Familie, die als Feuermelder durch das Leben schritt und litt. Ich würde das ändern, hatte ich mir bereits vor geraumer Zeit vorgenommen.
Meine Mutter würde sicher nichts dagegen haben. Galten für sie doch die roten Haare gepaart mit meinen grünen Augen als Beweis dafür, dass ich eine Hexe sein müsste. Das war eines ihrer Lieblingswörter für mich: >>Hexe<<.
Völlig durchgeknallt wie mir schien, aber ihre ureigene verschrobene Überzeugung.
(Und auch) [blue]Obwohl[/blue] (wenn) es mich früher oft verletzt hatte, war es heute nicht viel mehr als ein weiterer Spitzname für mich.
Ich musterte mein Gesicht und verglich es mit den anderen, die ich in der Fensterscheibe erspähte. Ich war blass, oder käsig wie andere es nannten.
Na ja zumindest ist die Anzahl der Sommersprossen in den vergangenen Wochen noch mal deutlich zurückgegangen. Insgeheim mochte ich sie ja, aber mir schien ich wäre die einzige, der es so ging. (Mein) [blue]Nur mit meinem[/blue] Mund (war so ziemlich der einzige Teil meines Gesichtes, mit dem ) [blue]war ich[/blue] einigermassen zufrieden (war.) Ich fand er hatte eine schöne Form[blue], wenngleich[/blue] die Unterlippe etwas voller als die Oberlippe war. Aber wer ist schon perfekt?
Nicht dass aus mir, dem kleinen hässlichen rothaarigen Entlein nun eine Schönheit geworden wäre, aber ich wurde zufriedener. Was eigentlich nichts anderes hiess, als dass ich nun eher durchschnittlich aussah.
Die Schlange rückte auf und so glitt mein Blick unweigerlich in Richtung Kasse.
Etwas weckte meine Aufmerksamkeit. Das passierte nicht allzu oft, denn normalerweise betrachtete ich den Grossteil der Menschen [blue]um mich[/blue] herum mit Desinteresse.
Aber diese Gruppe von Menschen am Ende der Kasse, hatte etwas an sich, das anders war. Die Kleidung, dachte ich. Jacken mit Pelzbesatz am Kragen. Die trug man in unserem kleinen Frankfurter Vorort zur Zeit irgendwie nicht. Auch die zwei Jugendlichen der kleinen Gruppe sahen nicht unbedingt modisch aus.
Ich blickte ihnen zunächst nicht in ihre Gesichter, meinte aber eine fremde, mir völlig unbekannte Sprache aus ihrer Richtung für einen kurzen Moment vernommen zu haben. Nun betrachtete ich einen nach dem anderen genauer. Es gab keinen Zweifel daran, dass es sich um eine Familie handelte.
Mein Blick glitt zu dem Jungen, der etwas abseits der Gruppe stand und bereits begonnen hatte ohne erkennbare Eile die Einkäufe in Plastiktüten zu verstauen. Er war nicht viel grösser als ich und schien mein Alter zu haben. Irgendwie sehen seine Haare gefärbt aus, dachte ich. Er war blond, eher dunkelblond, aber es schien nicht seine Naturhaarfarbe zu sein. Die war (wohl) [blue]vermutlich[/blue] (eher) braun. Oder waren es vielleicht doch (eher) Strähnen?
Komisch, keiner der Jungen aus meiner Klasse färbt sich die Haare. In dem Moment, als (wenn) [blue]ob[/blue] er fühlte, dass ich ihn intensiv musterte, hob er den Kopf und sah mich an.
Und als er das tat[blue],[/blue] brach meine gesamte kleine Welt unter mir weg.
Um mich herum wurde alles still. Es gab nur noch ihn und mich.
Ich war (ein klein wenig) fassungslos, denn wie konnte ein einziger Blick eines fremden Jungen mich derart in den Bann ziehen?
Es gab von einer Sekunde zur nächsten eine Verbundenheit zwischen uns, die nur schwer in Worte zu fassen war. Irgendeine innere Stimme schien mir sagen zu wollen, dass er zu mir gehört. Und diese Stimme sagte mir auch, dass er genauso dachte.
Wenn das nicht völlig absurd war, was dann?
Ich starrte ihn an und er starrte zurück.
Wörter purzelten durch meinen Kopf, aber kein einziger wirklich klarer Gedanke.
Ausserdem gehörte es sich doch wohl ganz und gar nicht (nein wirklich nicht), sich so anzuglotzen.
Ich war 15 Jahre alt, las die Bravo, schaute mir ab und an auch mal Liebesfilme an, die ich meist extrem kitschig fand und verschlang heimlich (ganz heimlich, man hat ja einen Ruf zu verlieren) Romane in denen in schmalzigen Worten (über) irgendwelche Lovestorys (g)[blue]b[/blue]eschrieben wurde[blue]n[/blue].
Rein gar nichts traf auf das hier zu.
Es war auch nicht so, dass ich völlig unerfahren mit dem anderen Geschlecht gewesen wäre. Aber dies hier war mir fremd.
(Ich hatte bereits Freunde gehabt.) Da war mein erster Freund, der picklige Hans-Werner. Ich glaube ich war für eine wenn auch sehr kurze Zeit in ihn ebenso verliebt, wie in Tom, der darauf folgte.
Sogar das fiese Gefühl von Liebeskummer kannte ich bereits, weil mein heimlicher Schwarm und Klassenkamerad Simon gerüchteweise ein Mädchen aus der Parallelklasse gefragt hat[blue]te[/blue], ob sie mit ihm gehen will.
Aber das hier war absurd und unwirklich.
Es kann nicht länger als ein bis zwei Minuten gedauert haben, in denen wir starr nur einander anschauen konnten.
Bitte, formten meine Gedanken flehentlich. Bitte...bitte geh nicht. Sag etwas, sag doch etwas. Geh nicht...
Aber was hätte er denn sagen sollen?
>>Ach übrigens Mami und Paps, ich habe in dem Mädchen dort einen Teil meiner Seele erkannt. Ich muss hier bleiben, denn wir gehören zusammen<<.
Lächerlich und absolut kitschig würde das wohl für jeden Außenstehenden klingen. Ich glaube für mich auch.
Ebenso wenig könnte ich Mami und Papi bitten, mir ihren Sohn doch bitte hier zu lassen, weil wir füreinander bestimmt sind. Vermutlich hätten sie mich für schwachsinnig gehalten.
Es kam wie es kommen musste. Irgendeiner der Gruppe zerstörte unsere kleine Traumwelt, in die wir uns für wenige Momente geflüchtet hatten. Er wurde ein wenig unsanft angeschubst was soviel aussagen sollte wie >>Nun setz dich endlich in Bewegung<<.
Frag ihn nach seinem Namen, wo er wohnt. Jetzt mach doch endlich was. Aber ich brachte nicht einen Ton heraus.
Das war so untypisch für mich, dass ich das Gefühl nicht los wurde, ich wäre mir selbst fremd geworden. Frech, vorlaut, ungezogen und kann den Mund nicht halten, waren nur einige Attribute, die meine Mitmenschen mir zuschrieben. Erwachsene waren das. Wer sonst?
So ganz unrecht hatten sie ja nicht mit ihrer Einschätzung, wie ich mir in den wenigen Momenten, in denen mir eine objektive Betrachtung meiner selbst gelang, eingestehen musste (obwohl....in der Schule spielte ich doch eher den Stummfisch).
Während ich noch immer unfähig war[blue],[/blue] den Blick von meinem wundersamen (und wunderbaren) Unbekannten abzuwenden, setzte sich die Gruppe in Bewegung. Alle Einkäufe waren verstaut. Es gab keinen Grund mehr[blue],[/blue] länger am Ende der Kasse zu verweilen. Er wandte nun den Kopf ab und lief die ersten Schritte in Richtung Ausgang.
Nach zwei Metern blickte er letztmalig zu mir. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. War es Trauer? Bedauern? Oder irrte ich mich komplett und er fragte sich nur, warum die durchgeknallte Rothaarige ihn eigentlich die ganze Zeit wie einen Marsmenschen anstarren musste. Nein letzteres wohl nicht. Oder doch?
Warum hat er nichts gesagt? War er schüchtern oder sogar richtig verklemmt? Vielleicht wegen seiner eigenartig gefärbten Haare? Hatte er Hemmungen, weil seine Familie neben ihm stand? Waren seine Eltern streng? Oder soll ich hinterher laufen? Aber wie würde das denn auf ihn/sie wirken? Und vor allem, wo zur Hölle geht er hin und wie finde ich ihn wieder?
Die Fragen in meinem Kopf purzelten wild durcheinander.

Auf dem Weg zurück zu Oma versuchte ich mir Klarheit zu verschaffen. Einerseits glaubte ich, dass ich etwas einmaliges erlebt habe und war das glücklichste Mädchen der Welt aber auf der anderen Seite war die harte Realität nur allzu präsent. Ich habe mich nicht getraut ihn anzusprechen. Ich wusste nichts über ihn, rein gar nichts.
Toll gemacht du Idiotin, stöhnte ich innerlich.
Ich muss seltsam ruhig und nachdenklich auf einen Teil meiner Geschwister gewirkt haben, denn Beate, die von uns nur Bea genannt wurde[blue],[/blue] fragte mich später zuhause, ob ich irgendetwas hätte.
>> Nein, was soll denn sein<<, antwortete ich ein wenig gereizt ohne sie anzublicken.
Aber ich sollte mich doch noch verraten. Kurz bevor wir alle zu Bett gingen[blue],[/blue] suchte ich in meinem chaotischen Kassettenstapel, der auf einem der Regale neben dem Rekorder lag[blue],[/blue] nach einer ganz bestimmten.
Über die Qualität der Aufnahme lie[blue]ß[/blue] sich nicht streiten. Die dämlichen Moderatoren mussten ja auch immer dazwischen quatschen, wenn man sich die besten Songs aus der internationalen Hitparade aus dem Radio aufnahm. Ich ließ das Lied Words von F. R. David laufen. Nicht einmal, sondern immer wieder. Mir schien das Lied zu passen, lautete doch eine Textzeile : Words don´t come easy to me, …...
Na ja in meinem Fall habe ich eben gar nichts gesagt.
Während ich verträumt und gedankenverloren mir die Szene des Supermarktes (was für ein unromantischer Ort) immer wieder vor Augen rief, blickten sich meine Schwestern Bea und Theodora vielsagend an.
>>Die Miri ist verknaaaaallt<<, rief Theodora laut in die Runde. Meine jüngeren Geschwister kicherten leise.
>>Halt die Klappe<<, zischte ich.
>>Mama, die Miri hat gesagt ich soll die Klappe halten<<, rief sie mit gespielter Empörung in Richtung Wohnzimmer, in dem meine Mutter vor der Tagesschau sa[blue]ß[/blue].
>>Mirja, so redest du gefälligst nicht mit deiner Schwester. Entschuldige dich. Sofort! <<, kreischte sie aus dem Wohnzimmer heraus.
>>Miststück<<, fauchte ich nun Theodora mit zusammengekniffenen Augen an und zählte die Sekunden, die sie brauchen würde[blue],[/blue] um nach unserer Mutter zu rufen. Eins...zwei..na also. Na also, geht doch. Schneller als ich dachte. Und jetzt grinste mich das Biest auch noch frech an. Langsam wurde ich richtig sauer.
Und überhaupt...konnten die nicht alle endlich in ihre Zimmer verschwinden.
Die Reaktion meiner Mutter lie[blue]ß[/blue] wie erwartet nicht lange auf sich warten.
>>Fräulein, du kommst sofort hier her<<.
Innerlich seufzend und mit einem vernichtenden Blick in Theodoras Richtung kam ich ihrem Befehl nach (und liess mich neben meine Mutter auf die Couch fallen.) Befehle von ihr duldeten keinerlei Widerspruch. Niemals!
Ich wusste welche Moralpredigt nun folgen(d) würde und schaltete (dementsprechend) ab. Allerdings nicht ohne vorher das obligatorische >>Tut mir leid<< vor mich hinzumurmeln.
Jaja, blabla bla. Ich weiss ja wie schlimm ich bin.
Nach einer Weile blickte sie mich –sichtlich beruhigt- und beinahe freundlich an.
Das fühlte sich irgendwie eigenartig an. Sie sah mich doch eigentlich nie freundlich an.
>>Stimmt es was Theodora gesagt hat? Bist du verliebt? Was ist denn mit Hans-Werner?<<.
Oh Gott, sie war ja (mal) gar nicht auf dem neuesten Stand. Den sollte ihr allerdings auch jemand anderes erzählen. Ich hatte dazu wenig Lust.
>>Wir haben Schluss gemacht<<, antwortete ich knapp.
>>Och wie schade, und nun? Hast du einen neuen Freund?<<
>>Nein<<, sagte ich, kniff die Augen ein wenig zusammen und versank tiefer in der Couch. Diese Art von Gespräch hasste ich. Ich fragte sie ja auch nicht nach ihrem Liebesleben aus.
Klar, dass sie das schade fand mit Hans-Werner. Er mit seinen wohlhabenden Eltern und deren vierzehn Zimmer Villa. Wir haben gerade mal fünf Zimmer.
Nun ein prüfender Blick von ihr. Ich begann mich noch unwohler zu fühlen.
>>Du tust doch nichts verbotenes, Mirja?<<.
Oh Gott.
Ich verdrehte die Augen und begann gedanklich zu würgen, denn ich wusste[blue],[/blue] worauf sie anspielte. Es war ihre Art die Dinge nicht beim Namen zu nennen und dennoch einem genau zu sagen, was sie meint.
>>Natürlich nicht, aber küssen ist doch wohl erlaubt, oder nun doch nicht?<<, quetschte ich aus mir heraus und war bemüht[blue],[/blue] meine Stimme nicht allzu zornig klingen zu lassen.
Nun kicherte sie beinahe.
Oh Mann, die soll mich in Ruhe lassen.
Ich hätte meine Mutter in Augenblicken wie diesem immer wieder liebend gerne darauf aufmerksam gemacht, dass sie in meinen Augen Fehler in der Erziehung macht. Gravierende Fehler. Aber irgendeine innere Stimme hielt mich (fortwährend) davon ab. Es war vielleicht besser so.
Meine Mutter war jung, sehr jung in den Augen der meisten anderen Freundinnen und Mitschüler. Gerade mal 18 Jahre älter als ich. Doch in meinen Augen war sie wesentlich älter. Festgefahren und verbohrt in ihren Einstellungen.
Ich hatte immer das Gefühl, dass sie irgendwo zwischen den starren Regeln die sie aufstellte einerseits, aber auch dem Wunsch[blue],[/blue] ihren Kindern jeden erdenklichen Freiraum zu lassen andererseits, gefangen war. Es gab nur die eine oder die andere Seite[blue], keinen Mittelweg.[/blue]
>>Hier herrsche ich und ihr macht was ich euch sage<< oder aber >>macht doch was ihr wollt<<.
(Beide sehr extremen Einstellungen von ihr weigerten sich hartnäckig, auch nur ansatzweise an die Mittellinie heranzutreten.) Das machte sie oft unberechenbar.
Ich musterte meine Mutter heimlich von der Seite. Sie war früher einmal eine Schönheit gewesen. Zumindest ließen die Fotos aus ihren jungen Jahren das vermuten.
Viel übrig geblieben ist davon leider nicht. Zwar besaß sie noch immer ihre glatten blonden langen Haare, aber ihre Figur schien unweigerlich zerstört.
Sie hatte mal eine Taille...früher, dachte ich. Ich nahm mir zum eintausendsten mal vor, niemals so zu werden wie sie. Sechs Kinder mit knapp vierunddreissig Jahren. Grauenhafte Vorstellung. Der Horror pur.
Ebenso unauffällig betrachtete ich Ludwig, der auf seinem angestammten Sessel sa[blue]ß[/blue]. Er war ihr zweiter Mann und der Vater meiner zwei jüngsten Geschwister. Zu ihnen gehörte auch mein einziger Bruder Ben. Mein eigener Vater starb vor Jahren an Krebs und die Erinnerungen an ihn bestehen nur noch aus Fragmenten. Bedeutungslos wie ich fand. Ich dachte ohnehin kaum an ihn.
Ludwig hatte wie immer wenig bis gar nichts zu sagen. Das Alphatier war meine Mutter. Stumm starrte er auf den Fernseher. Ob er immer noch darauf starren würde, wenn ich ihn einfach ausschalten würde?, fragte ich mich. Ich konnte nicht verhindern, dass ein leichtes Grinsen meine Mundwinkel durchzuckte. Lieber nicht, denn auch wenn er es vermutlich höchsten[blue]s[/blue](falls) kopfschüttelnd hinnehmen würde, wäre die Reaktion meiner Mutter eine ungleich emotionalere.
Ich fühlte mich seltsam erschöpft und wollte mich hinlegen. Wortlos stand ich auf und ging in mein Zimmer. (Mama und Ludwig waren mit dem Fernsehprogramm beschäftigt und nahmen es nicht mehr wahr.)
Ich teilte mir ein Zimmer mit meiner anderthalb Jahre jüngeren Schwester Bea. Das wäre zu verkraften gewesen, wenn nicht wie so häufig mindestens die Hälfte meiner Geschwister meinen würde, dass es doch viel schöner ist, wenn wir uns ständig alle auf der Pelle hängen. Ich hatte keine Ruhe. Hier würde ich sie niemals finden.
>>Darf ich bei dir schlafen , Miri?<< , fragte Ines meine jüngste Schwester.
>>Natürlich du Maus, komm leg dich schon mal hin, ich lese dir noch eine Geschichte vor. Und jeder der nicht zuhören will, raus aus dem Zimmer. Klaro?<<
Meine drittjüngste Schwester Anne oder auch viertälteste (ganz wie man es sehen wollte) blieb ebenso im Zimmer wie mein Bruder Ben. Da alle drei der Meinung waren, mein Bett wäre der kuscheligste Ort um den Gebrüdern Grimm zu lauschen, nahm ich vor dem Bett auf dem Boden [blue]P[/blue]latz und begann mit leiser Stimme vorzulesen.
Nach der zweiten Geschichte schliefen alle drei fest. Ich richtete die Decke über ihnen und strich allen dreien über den Kopf.
Ich liebte meine Geschwister, auch wenn sie mir oft tierisch auf den Wecker gingen. Um nichts auf der Welt hätte ich sie missen wollen.
Ich würde mir wohl mal wieder ein anderes Bett suchen müssen. Ungewöhnlich war das bei uns nicht. Schlief doch kaum jemand von uns in seinem eigenen Bett. Unser allabendliches ‚wer schläft wo und bei wem’ war bereits Routine. Wenn es auch noch feste Bettgehzeiten für die jüngsten gegeben hätte, wäre das vielleicht weniger nervend gewesen.
(Meine Mutter eben.)
Ich entschloss mich[blue],[/blue] in Annes Bett zu schlafen. Es war das grösste der Kinderbetten und würde nicht ganz so unbequem sein.
Auf dem Weg ins Bad nuschelte ich noch ein >>Gute Nacht<< in Richtung Eltern, nahm mir (im Bad) aus dem Berg gewaschener aber noch nicht einsortierter Wäsche einen frischen Schlafanzug heraus, putze mir die Zähne und entschwand in Theodoras und Annes Zimmer.
Bea sass bei Theodora auf dem Bett und beide tuschelten(. Das wäre nicht weiter ungewöhnlich gewesen), wer sie jedoch kennt und wusste, dass sie sich eher wie Tom und Jerry verhalten, auf den würde die Szene etwas irritierend wirken.
(Bea und Theodora waren ohnehin ein Fall für sich.) Bea war ganze 14 Monate älter als Theodora und wir mussten immer wieder lachen, wenn wir die Geschichte hörten, wie Beas Reaktion aussah, als meine Mutter mit Theodora nach der Geburt aus Krankenhaus kam. Sie biss ihr einfach in den grossen Zeh. Von da an waren die Fronten zwischen beiden geklärt.
Daher waren die Momente, in denen sie einträchtig beisammen sassen und sich gut verstanden auch etwas ganz besonderes. (Etwas, das bei uns in der Regel ein Stirnrunzeln oder Kopfschütteln auslöste, weil wir es nicht verstanden.)
An anderen Tagen hätte ich versucht beide auszuquetschen[blue],[/blue] um zu erfahren was sie denn gerade so fesselt, dass sie sich verschwistert haben, aber nicht heute. Ich wollte meinen Gedanken nachhängen. Nichts schien mir in diesem Moment so wertvoll und wichtig wie die Erinnerung an meinen Unbekannten. An die Begegnung vor wenigen Stunden, die mich beinahe aus der Bahn geworfen hätte. Ja nur beinahe, denn ich schaffte es ja noch den Schein zu wahren. Ich blieb in den Augen der Familie normal. Sie hatten so gut wie nichts bemerkt, obwohl es für mich so entscheidend war.
Du spinnst, sprach in Gedanken zu mir. Was soll daran entscheidend gewesen sein. Eine flüchtige Begegnung und du weisst nichts über ihn. Und selbst wenn? Du würdest erst einmal einen Plan benötigen. Den hatte ich aber nicht. Noch nicht.
Ich wollte meinen Kopf zur Ruhe zwingen, aber er gehorchte mir nicht. Wieder und wieder spulte er die Szene in dem Supermarkt ab.
(Was ist wenn er gar nicht dort war und nur meiner Phantasie entsprungen ist? Kann so etwas passieren?)
Meine Mutter sagte einmal zu mir, dass Liebe etwas sei, das nach dem Verliebtsein kommt. Ich fand das klang irgendwie logisch und vernünftig (und das konnte ich nur von sehr wenigen ihrer Aussagen behaupten). Bisher war ich nur verliebt und dann war auch schon wieder Schluss. Also keine Liebe. Ich war mir aber sicher, dass ich mich in meinen Unbekannten nicht verliebt hatte. Es fühlte sich zumindest nicht so an. Daraus folgerte doch, dass es ebenfalls keine Liebe sein konnte. Oder kann man den einen Zustand überspringen um direkt zum nächsten zu gelangen? Und wer kann mir darauf eine Antwort geben?, fragte ich mich.
Eigenartigerweise fühlte es sich nun so an, als ob ich etwas verloren hätte. Ich spürte den Kloß in meinem Hals, drehte mich auf die Seite und weinte lautlos in das Kopfkissen. (Ich weinte so gut wie nie laut.) Man lernt lautlos zu weinen, wenn man ohne jede Privatsphäre lebt. Als das Kissen von meinen Tränen so nass wurde, dass es unangenehm wurde darauf zu liegen[blue],[/blue] drehte ich es um und beschloss gleichzeitig, dass ich etwas ändern müsse. Ich wusste noch nicht genau was und wie ich es anstellen sollte, aber zwei Dinge kristallisierten sich ganz klar in meinem Kopf heraus. Ich wollte mehr Spass und das bedeutete weniger Verpflichtungen zuhause und vor allem wollte ich meinen Unbekannten wiederfinden. Letzteres würde wohl eindeutig schwierig werden. Verdammt schwierig schwirrte mir im Kopf herum. Warum war ich blo[blue]ß[/blue] so ein Stummfisch gewesen?


(Um mich doch noch ein wenig abzulenken, dachte ich an den morgigen Schultag. Die erste Stunde hätte ich Geschichte bei von Halbing. Der Kerl hasste mich wie die Pest. Warum wusste ich nicht. Aber er hasste mich, also hasste ich ihn auch. Das war nur gerecht.
Mit diesem Gedanken schlief ich ein.)
 

Maira

Mitglied
Danke für die Anregungen :)

Vielen lieben Dank für die Anregungen suzah. Es sind wie gesagt meine ersten Gehversuche in diesem Bereich und vermutlich stelle ich mich noch ein wenig unbeholfen an. Aber jede Art von Kritik ist erwünscht. Auch wenn sie nicht positiv ist.

Die Rechtschreibung ist übel, das erkenne ich auch. Ich habe den Fehler begangen und die Korrekturen übernommen, die mir das Rechtschreibprogramm vorgeschlagen hat, als ich die Zeilen hier rein kopiert habe.

Werde es hier löschen und nochmal überarbeiten. Deine Vorschläge werde ich dabei berücksichtigen :)
 
S

suzah

Gast
hallo maira,
wieso hast du deinen text gelöscht? ich nehme an, du stellst ihn nach überarbeitung wieder ein.

liebe grüße suzah
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Maira,

du kannst den Beitrag einfach bearbeiten ohne ihn zu löschen, indem du die Korrektur direkt im Textfeld vornimmst. Die vorherige Version erscheint dann als link mit dem Datum unter der überarbeiteten Fassung. Wir haben diese Verfahrensweise extra so eingerichtet, damit die Weiterentwicklung der Texte und der Bezug der Kommentare für die Leser nachvollziehbar bleibt.

Falls du dazu noch Fragen hast, wende dich an mich oder die Technik. Ansonsten: viel Spaß und nur Mut wünscht dir

Elke
 

Maira

Mitglied
Komplette Überarbeitung des Textes

So langsam aber sicher werde ich etwas schlauer. Das nächste mal werde ich den Text sicher nicht mehr löschen. Die Überarbeitung wird ein klein wenig Zeit in Anspruch nehmen, aber dann stelle ich ihn wieder hinein :)
 



 
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