Die (neue) Ordnung meines Lebens

S3lm4

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Eben war meine Welt noch in Ordnung, alles lag geordnet an seinem Platz.
Doch dann - ein Windstoß. Kurz und heftig, peitscht er mitten durch mein Leben.
Fegt alles weg.

Wie Aktenberge von einem Schreibtisch flattert alles wild umher.
Dieser Anblick verstört mich – denn es ist mein Leben, was da gerade versinkt.
Im Chaos.

Ich kann das nicht ertragen, muss etwas tun, beginne aufzuräumen.
Tag für Tag.
Jedes einzelne Blatt mühsam aufheben, prüfen, einsortieren.
An manchen Rändern schneide ich mich -
der Schmerz sticht tief.

Ich will die Ordnung wieder. Aber es strengt mich an, ich kann das alles nicht.
Und jeder kleine Windzug durch den Raum wirft mich wieder zurück.

Ich komme so nicht weiter. Kein Ende ist in Sicht.
Also halte ich nochmal an und schaue mich um im Raum.
In meinem Leben.

Ich blicke auf die Fenster, sie stehen noch immer weit auf.
Der Lärm, der Wind, der Alltag, alles drückt ungefiltert herein.
In mein Leben.

Ich schließe diese Fenster, für einen Moment.
Und genieße die Ruhe.

Und plötzlich sehe ich klarer, kann mich besser fokussieren.
Ungestört sortieren, ohne Eile und ganz für mich.
Ich wage eine neue Ordnung, neue Wege, neue Ziele.

Sogar die vollgestopften Kisten ziehe ich hervor - was ich nicht brauche, das kann weg -
eine Inventur des Lebens, auf die wichtigen Dinge konzentrieren.
Diese neue Ordnung fühlt sich gut an.
Das gibt mir Kraft.

Ein Windstoß kann mich nicht mehr so weit zurückwerfen,
denn ich hefte alle wichtigen Dinge ab und weiß, wo ich sie finde.
Spüre Sicherheit.

Die Fenster sind das Tor nach außen – sie müssen auch geöffnet werden.
Wichtig ist es aber, sie zu schließen, wenn ich mich um die Akten,
um die Ordnung, um mein Leben kümmern muss.
Für diese Erkenntnis danke ich dem Windstoß, der da einst durch mein Leben wirbelte –
und ohne den die schweren Kisten noch immer unter dem Tisch stehen würden.
 



 
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