Die Pfeiler der Gesellschaft

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Silea

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Die Pfeiler der Gesellschaft


Nein, Ehrenmänner sind wir nicht, wir machen Politik.
Wir reden zwar vom vorwärts gehen, doch schreiten wir zurück.
Gerechtigkeit und Ordnung lehr’n, und Chaos nur verbreiten,
dient unserer Belustigung, sieh, wie sie wieder streiten.
Nein, schämen würden wir uns nie, Scham ist nur für die Massen,
damit sie sich so wie wir wollen leichter führen lassen.
Wir feiern uns gar öffentlich, für’s Blitzlicht kurz gegrinst,
komm, steck mir einen Orden an, dann nennen wir’s Verdienst.
Das Volk, wir nehmen’s fröhlich aus und klagen über Schulden,
derweil mehr’n sich in Luxemburg beachtlich unsere Gulden.



Hochverehrtes Publikum, den Fernseher an, Hirn aus!
Guckt auf den Kasten, da kommt die genormte Meinung raus.
Wir liefern sie in Fun-Orange, in Hausfrau-Blütenweiss,
in Gothic-Black und Heimat-Grün, ‘s ist doch derselbe Scheiß.
Ihr streitet noch und merkt es nicht, bei Vera oder Hold.
Ihr wähnt euch individuell, und macht brav was ihr sollt.
Denn unser wesentliches Ziel ist euer Hirn zu lähmen.
Wie sollte man denn sonst all die Millionen Menschen zähmen?
Zum Teufel, regt euch bloß nicht auf, es ist in eurem Sinn.
Wenn jeder selber denken würd’, wo kämen wir da hin?



Es spricht der Herr, das sagen wir, ihr sollet auf uns trauen.
Und spendet brav, und fürchtet euch, und knechtet eure Frauen.
Wenn wer „Gedankenfreiheit“ sagt, dann schließet eure Ohren.
Ihr seid zum Leiden auf der Welt, wer denkt ist schon verloren.
Was war’n die Zeiten wunderbar, als die Verräter brannten,
und sich die Leut’ aus Todesangst zu unsrem Herrn bekannten.
Die Religion, die ist egal, nur hört auf uns’re Lehren.
Dann haben wir in tausend Jahren auch noch wen zum zehren.
Von euren Ängsten leben wir, und ihr kommt niemals drauf.
Willkommen hier beim Super-Seelen-Sonderausverkauf.
 



 
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