Die Polizei, 'dein Freund und Helfer', eskortierte unser Goggomobil bis vor die Haustür

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Ranito

Mitglied
Anfang der 70er Jahren verabschiedete sich mein Vater in den wohl verdienten Ruhestand. Bis dahin besaßen wir wie viele unserer Nachbarn kein eigenes Automobil. Einmal pro Jahr transportierte uns die deutsche Bundesbahn in die häufig gleichen Orte der Bundesrepublik Deutschland.

Doch Papi hatte nun Zeit und wollte selbst mobil werden. Einen Führerschein zum Fortbewegen eines Autos besaß er zwar nicht, aber aus Kriegszeiten verfügte er noch über einen alten Führerschein der Fahrklasse 4. Von Bekannten erfuhren wir, dass mit dieser Fahrlizenz immerhin ein Zweitakter fortbewegt werden könnte.

Die Wahl fiel auf ein gebrauchtes Modell der Marke Goggomobil. Ich erinnere mich noch heute an das lustige tiefe Einsteigen und das gemütliche Fahren in unserem vierrädrigen Gefährt. Allerdings passte dieses Automobil so gar nicht in den Straßenverkehr der 70er Jahre, denn seine Stoßstangen lagen erheblich tiefer als die der üblichen Fahrzeuge.

So passierte es nicht nur einmal, dass ein anderes Fahrzeug beim Zurücksetzen ein größeres Loch in die vordere Haube unseres Goggos rammte. Unser Autohändler reparierte diese Schäden immer wieder so gut es ging. Viel war dies nicht, denn saß ich vorne rechts neben meinem Vater, spürte ich an meinen Füßen immer wieder den Fahrtwind, die Knautschzone des Goggos waren wir selbst.

Mit einem Schmunzeln denke ich an die Rückkehr von einem unserer gemeinsamen Ausflüge zurück. An diesem Tag wollte unser liebgewonnenes Autolein weder richtig anspringen noch an der Ampel das Standgas halten. So musste ich nicht nur einmal aussteigen und unseren Goggo anschieben. Nach einigen Metern sprang er auch wieder an, allerdings bildeten sich durch dieses ständige Stop-and-Go längere Fahrzeugschlangen hinter unserem historischen Gefährt.

Ein Polizist auf einem Motorrad wurde anscheinend durch das lautstarke Hupkonzert auf uns aufmerksam, überholte uns und stoppte damit erst einmal unseren Ausflug. Mein Vater muss gut auf ihn eingeredet haben, denn kurze Zeit später ging es weiter. Der Motor war wieder versüfft, allerdings durfte ich von nun an im Auto sitzen bleiben. Der nette Schutzmann schob unser Goggo mitsamt Papi und mir freundlicherweise an.

Auf den letzten Kilometern bis nach Hause wich er nicht mehr von unserer Seite. Als wenn es ihm unser Zweitakter nun zeigen wollte, blieb er bei jeder weiteren Ampel stehen, so dass „unser“ Polizist immer wieder sein Zweirad abstellen und uns anschieben musste.

So weit ich mich erinnern kann, mussten wir für diesen ungewollten Zwischenfall keine Geldbuße bezahlen, die Flensburger Kartei gab es damals wohl auch noch nicht. Beim nächsten Werkstattbesuch wurden die Zündkerzen gewechselt und schon lief unser Autolein eine gewisse Zeit wieder zuverlässiger.

Übrigens erwarb mein Vater einige Jahre später während einer Kur in Bad Wiessee doch noch den Führerschein der Klasse 3, so dass er uns von nun an in einem „richtigen“ Auto chauffieren konnte. Über die genaue Anzahl der Fahrstunden schwieg er jedoch, es müssen so um die 100 gewesen sein.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Ranito,

ich bin als Kind auch des Öfteren im Goggo unserer Nachbarn mitgefahren.
Danke für die Erinnerung an diese Zeit und herzlich willkommen auf der Leselupe.

Liebe Grüße
Manfred
 
G

Gelöschtes Mitglied 13736

Gast
Moin Ranito,
Willkommen in der Lupe.
Gefällt mir, dein Geschichtchen.
Weckt auch in mir Kindheitserinnerungen.
LG
Oscarchen
 



 
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