Die Quadratur des Kreises

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helmut ganze

Mitglied
Die Quadratur des Kreises

Die Politik steht heutzutage
weltweit vor dieser ernsten Frage,
wie soll man diese Wirtschaftskrise
und obendrein ja nicht nur diese,
nur überwinden, euroschwer,
wenn`s weitergeht so wie bisher.

Die einen sagen schon seit Jahren,
wir alle müssen kräftig sparen,
wir werden keine neuen Schulden
im Staat und in der Wirtschaft dulden
und dürfen unsre leeren Kassen
nicht unsern Enkeln überlassen.

Die anderen, in Überzahl,
die sagen, man hat keine Wahl,
wir müssen und das ohne Zieren
schnell neues Wachstum generieren,
das geht nun, und das müsst ihr dulden,
nur mit Kredit und neuen Schulden.

Das kommt im Wissenschaftsbereich
der Quadratur des Kreises gleich.
Beim Sparen kommt der Markt in Nöten,
bei Wachstum geht die Umwelt flöten.
Da hilft nur eines in der Tat,
tut garnichts, hört auf diesen Rat.

Heidenau, den 20. 05. 2012
 
F

Fettauge

Gast
Du erklärst uns, was mit der Krise los ist, und das tust du wie gewohnt sehr sicher und überzeugend. Nur eine Anmerkung: Bei Sparen oder Investieren geht es nicht darum, dass beim Investieren (Wachstum) die Umwelt geschädigt wird, sondern die Quadratur des Kreises, der Knackpunkt, besteht darin, dass einerseits gespart, andererseits aber ausgegeben werden soll. Beides steht in striktem Gegensatz zueinander, das lässt sich einfach nicht vereinen. An die Umwelt denkt in Zeiten der Krise nun wahrlich niemand, sicher noch nicht mal die Grünen. Gruß, Fettauge
 

helmut ganze

Mitglied
Die Quadratur des Kreises

Die Politik steht heutzutage
weltweit vor dieser ernsten Frage,
wie soll man diese Wirtschaftskrise
und obendrein ja nicht nur diese,
nur überwinden, euroschwer,
wenn`s weitergeht so wie bisher.

Die einen sagen schon seit Jahren,
wir alle müssen kräftig sparen,
wir werden keine neuen Schulden
im Staat und in der Wirtschaft dulden
und dürfen unsre leeren Kassen
nicht unsern Enkeln überlassen.

Die anderen, in Überzahl,
die sagen, man hat keine Wahl,
wir müssen und das ohne Zieren
schnell neues Wachstum generieren,
das geht nun, und das müsst ihr dulden,
nur mit Kredit und neuen Schulden.

Das kommt im Wissenschaftsbereich
der Quadratur des Kreises gleich.
Beim Sparen kommt der Markt in Nöten,
bei Wachstum geht die Umwelt flöten.
Da hilft nur eines in der Tat,
tut garnichts, hört auf diesen Rat.

Heidenau, den 20. 05. 2012

Wenn sie nichts in die Reihe kriegen,
muss es an etwas andrem liegen,
dass nichts passiert und nichts gelingt,
was uns am Ende weiterbringt.
Camp David zeigt, wir stehen da
fest zwischen Pest und Cholera.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Als Grüner denke ich natürlich an die Umwelt.

Aber der politische Knackpunkt der Krise ist diesmal tatsächlich der Widerspruch zwischen Einnehmen und Ausgeben, und - man darf nicht vergessen - der zwischen Realwirtschaft und Blasenwirtschaft.

Dass ich jetzt so fleißig tagsüber in der Leselupe schreibe: Ich bin mit 58 arbeitslos. Noch sind Reserven da. Aber wenn sie weg sind?
Ich habe die wesentlichen Werke von Keynes studiert. Und er hat es auf den Punkt gebracht.

Wir versuchen ja, in Deutschland, auf neoliberale Weise die Ökonomie von Smith wiederzubeleben. Das wird nicht funktionieren.

(Wobei ich hinzufügen muss, die interpretierte Ökonomie von Smith.)

Der Markt wird es richten. Angebot und Nachfrage.

Aber der Markt richtet nicht. Bereits die einfachsten Modelle zeigen Marktinstabilität, wenn bestimmte Verstärkungsfaktoren hinzukommen.

Es bedarf bestimmter Regulierungssysteme, aber wie die aussehen müssen, weiß keiner so genau.

Mandelbrot (der mit dem Apfelmännchen) wies nach, dass die Märkte besser durch Fraktale beschrieben werden, als durch Gauss-Verteilungen, also sie wirken nicht wie Glockenkurven.

Was wir brauchen, ist Solidarität und Zusammenwirken. Dieses ist eigentlich der menschlichen Gesellschaft immanent. Aber eben nicht allen Individuen.

In einem der ersten Lehrgänge nach der Wende wurde mir gesagt, dass ich als Ingenieur standesgemäß einen großen Wagen fahren müsse, um mich überhaupt bewerben zu können - und das in einem Umweltkurs.
Mein Vater meinte, man hätter mir ins Gehirn geschissen (eine Redewendung, die in manchen Regionen verbreitet ist und dort viel freundlicher klingt, wie ich später erfuhr) - weil ich keine Fahrerlaubnis gemacht habe.
Die Welt rette ich damit nicht.

Das Gedicht enthält viele solcher Probleme implizit.
Wir haben die Erde. Tun wir was dagegen!

Insofern ist auch die Umweltproblematik mit drin.

Die Wachtstumsökonomie ist am Ende angelangt.
Vielleicht noch ein paar Jahrzehnte ...
 
F

Fettauge

Gast
Bernd, lass es dir angelegen sein: Mit den Grünen kommst du nicht aus der Krise. Die rechnen genauso wie Merkels schwäbische Hausfrau (habe ich heute erst wieder gehört bei der Buchvorstellung mit Sarrazin, und das sind nun deren "Eliten", da kann einem angst und bange werden, dass die den Staat leiten, in dem man leben muss). Aber die Grünen sind genauso schwarz wie die Schwarzen, die Umwelt nehmen sie nur noch so mit. Aber nirgendwo ein Licht am Horizont, alles ist ratlos, und weil man nicht weiterweiß, vertraut man auf die verlässliche schwäbische Hausfrau. Man kann nicht mehr. Die fahren das Ding derartig an die Wand, dass wir irgendwann, vielleicht?, doch noch aufwachen werden.
Gruß, Fettauge
 
F

Fettauge

Gast
Und Helmut Ganze setzt noch ein Camp David drauf. Schöne neue Welt. Gruß, Fettauge
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber Fettauge,

ich habe bei meinem gewählten Titel meines Gedichtes folgende Erwägungen:
Ein verschuldeter Staat will oder muss sparen, um seine Verschuldung abzubauen. Sparen aber heißt, weniger ausgeben, für die Bürger und durch die Bürger. Doch bei Konsumminimierung bricht der Markt zusammen, das wäre das Ende des Systemes, das nur bei stetigem Wachstum funktioniert.
Wachstum hingegen bedeutet mehr Produkte für den Markt, also Investitionen in die produzierende Wirtschaft und das muss mit neuen Krediten vorfinanziert werden, die Verschuldung wächst weiter. Bei endlichen Ressourcen, die wir haben, geht das nur auf Kosten der Umwelt. Die Politik rettet damit zwar den Staat und sich selbst, aber nicht unser Leben.
Entweder wir retten das kapitalistische Wirtschaftssystem auf Kosten der Umwelt durch weiteren Wachstum oder wir retten die Umwelt durch Verzicht und bringen dabei unser Wirtschaftssystem zum Einsturz.
Es gibt keinen Ausweg aus der Situation innerhalb der kapitalistischen Gesellschaftsordnung. Beide Möglichkeiten,
die zur Zeit von der Politik ventiliert werden, führen früher oder später in die Katastrophe oder wir ändern unseren Standpunkt zum jetzt allein seligmachenden Kapitalismus.

Liebe Grüße

Helmut.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Die Mechanismen des kap. Systems greifen schon jetzt nicht mehr. Das System kann sich aus sich heraus nicht mehr aufrecht erhalten. Es wird nur noch durch künstliches Geld von außen (Steuergeld, zusätzliche Schulden) aufrecht erhalten.
Es gibt ein Experiment, bei dem die Teilnehmer aufgefordert waren, am PC miteinander ein gemeinschaftbildendes Spiel zu spielen. Diejenigen, auf deren mousepad ein Dollarschein abgebildet war, verhielten sich in diesem Spiel signifikant egoistischer als diejenigen, die ein neutrales mousepad hatten.
Wie es scheint sitzen wir alle in unserer eigenen Falle.

Liebe Grüße,
Gerd
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber Bernd,

vielen Dank für deine ausführliche Stellungnahme zu meinem Gedicht. Vom Jahrgang her gesehen, sind deine Existenzsorgen sicher größer ais die meinen nach einem erfüllten Rentnerleben.
Nun zum Thema:
Die Katze beißt sich in den eigenen Schwanz.
Wir leben in einem Wirtschaftssystem, welches nur bei fortlaufendem Wirtschaftswachstum existieren kann.
Wenn gespart werden soll, geht das zu Lasten des Verbrauchers und der produzierenden Wirtschaft und führt zum Niedergang des Marktes bis hin zu steigender Arbeitslosigkeit.
Deshalb der Versuch, neues Wachstum durch Kreditaufnahme und weiterer Verschuldung, jedoch auf Kosten der Umwelt, zu generieren.
Beides, Sparen und gleichzeitige Neuverschuldung passen aber nicht zusammen und werden auch nicht zusammen funktionieren.

Liebe Grüße

Helmut
 
F

Fettauge

Gast
Helmut, du baust dein Gedankengebäude (Umweltschädigung) nicht schlecht und vordergründig auch logisch auf. Aber du machst einen Denkfehler, weil du nicht alle Momente einbeziehst: Der gegenwärtige Kapitalismus funktioniert überhaupt nur deshalb, weil er auf Krediten aufgebaut ist, das ist kein Geheimnis. Sonst hätten sie die Banken bestimmt pleite gehenlassen, weil sie sie einfach nicht gebraucht hätten, das heißt, sie würden überhaupt nicht existieren. Und es ist ja auch nicht so, dass der Kapitalismus (aber bekanntlich auch der Sozialismus, das hat mit der modernen Produktionsweise zu tun) keine Umweltschäden verursachen würde, wenn er keine Kredite benötigte, also nicht wachsen würde. Stantepede gegen Wachstum der Wirtschaft zu sein, das hat für mich etwas von "wasch mich, aber mach mich nicht nass", denn wenn die Wirtschaft nicht ständig gewachsen sein würde, würden wir heute noch in der Steinzeit leben, mit Steinaxt und Feuerstein, lieber Helmut. Und wir beide könnten nicht via Internet unsere Argumente austauschen, was schade wäre. Gruß, Fettauge
 
Also von den Chinesen lernen? Autoritär kontrollierter Kapitalismus? Sicher auch keine Lösung.
Offenbar brauchen wir aber doch einen Messias, der uns das Gürtel-enger-Schnallen zwangsweise beibringt.

Lieber Helmut!
Jenseits dieses Katastrophenszenarios meine große Bewunderung darüber, wie Du deine Gedichte aus dem Ärmel schüttelst. Du bist ein Naturtalent.
LG
Eberhard
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Problem sehe ich in der Art des Wachstums.
Was wachsen soll, ist der Profit. Wie das erreicht wird, ist dem Markt egal.
Den Marktteilnehmern ist es aber nicht egal.

"Die Gürtel enger schnallen" ist nur die Hälfte der Wahrheit.
Der Mensch lebt bekanntlich nicht von Brot allein.

Es gibt sehr unterschiedliches Wachstum. Eine Art ist extensives Wachstum. Das geht zulasten der Umwelt.
Eine andere Art ist das ökologische Wachstum, das macht uns die Natur seit langem vor. Es gibt ein Gleichgewicht.

Auch in der Ökonomie gibt es Gleichgewichte. Sie sind aber nur relativ stabil. Sie können kippen.


In Griechenland ist es schon lange nicht mehr die "normale" Bevölkerung, die den Gürtel enger schnallen kann.

Und das ganze Enger-Schnallen funktioniert nicht. Zum einen ist es nicht so gemeint, zum anderen sind immer die anderen gemeint.

Es gibt genügend zu tun, das keine großen Ressourcen verbraucht, aber keiner will es bezahlen.

Warum wird so stark an der Bildung gespart?
Nie dagegen wird an Straßen (Brücken) gespart, und koste es das Weltkulturerbe.

Ich denke, das Gedicht ist sehr offen und weitgehend und spricht sehr wesentliche Probleme an.

Und wunderschön die sehr schöne satirische Zeile "tut gar nichts, das ist unser Rat!"
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber Gerd,

ich gebe dir unumwunden recht, wir sitzen in unserem System in der Falle. Es gibt keinen zukunftsträchtigen Ausweg aus der Situation. Entweder das Wirtschaftssystem gemeinsam mit der Politik bricht kurzfristig zusammen oder unsere schon geschädigte Umwelt geht langfristig, gemeinsam mit den Bürgern, in die Binsen. Was ist besser?

Liebe Grüße

Helmut
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Günter Grass hat das Thema aufgegriffen, http://www.sueddeutsche.de/kultur/g...-griechenland-krise-europas-schande-1.1366941 , aber Helmut Ganze war schneller.
Helmut nimmt (im Gedicht) noch an, dass die Quadratur des Kreises versucht wird, Günther Grass verneint dieses, es wird nicht mal versucht, sondern Griechenland wird von den anderen Ländern als Schuldner an den Pranger gestellt.

Dass das System an sich scheitert, bedeutet nicht, dass es am Ende ist. Es ist ein Phönix, der auch aus seiner Asche aufersteht.
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber Eberhard,

die Politik muss noch viel lernen, um zu begreifen, dass man sich nicht weiter ohne ein gemeinsames Ziel durchwursteln kann.
Übrigens vielen Dank für dein Lob. Manchmal fällt es mir nicht schwer zu reimen.

Liebe Grüße

Helmut
 

helmut ganze

Mitglied
s.o.

Lieber Bernd,

du hast mit deinem Kommentar vollkommen recht, wohin soll man auf der Erde noch wachsen, wenn die Konjunktur lahmt.
Gebetmühlenartig wird stetig verkündet, nur Wachstumsimpulse führen aus der Krise und verringern die Arbeitslosenzahlen.
Dabei gibt man uns indirekt zu verstehen, dass bei ausbleibendem Wachstum kein Weg aus der Krise führt.
Dabei hat das Sparregime der EU, was heftig verteidigt wird, erst zur Verstärkung der Wachstumskrise beigetragen.
Die Politik kann weder Hü noch Hott, beide Richtungen sind in der Marktwirtschaft nicht zielführend. Ich bin weiterhin sehr gespannt.

Liebe Grüße

Helmut
 



 
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