Die rätselhafte Fischplatte (gelöscht)

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Moony

Gast
Hallo Hagen,

der Text verrät, dass dem Autor die geschilderten Dorfidyllen durchaus geläufig sind, ebenso wie er ganz offenbar in der Kunst des Siedens und Bratens von Fischen und Krustern nicht ganz ahnungslos ist.

Für die dünne Pointe des Stückes (wer, bitte, hält bei einer überfahrenen Katz' an und macht ihr ein Zetterl an das Halsband??)ist der Vorlauf ein wenig zu opulent geraten, finde ich. Leider enthält der flauschige Teppich auch ein paar Webfehler: Barben gibt's nicht im Dorfteich, sondern nur in der Strömung eines Flusses und, wesentlich schlimmer: Im Zeitalter der Montessori-Schulen und -Kindergärten dröhnen sich in guter Hoffnung Befindliche nicht jeden Abend zu. Das, wissen sie längst, schadet dem Fötus. Wenig witzig sind auch die "lustigen" Namen der Komparserie - sie wird doch ohnehin überzeichnet. Warum ihr also noch "xtra-witzige" Namen geben? Das wirkt ein bisschen arg kindisch.

Ich empfehle Dir eine schonende Abspeckung der Kulisse und die Suche nach einer bessern Pointe. Eigentlich müsste die Hauptpost doch nach dem Entdecken der toten Katze und der Vermutung, die ganze Gesellschaft sei vergiftet, abgehen. Aber so richtig!! Davon erfahren wir leider gar nichts. Nur, ihnen sei allen der Magen ausgepumpt worden. Da ist nachzubessern, denn DA (und nirgends anders!) fliegen die Fetzen! Die tote Katze hätte ich schwarz sein lassen und dem diensthabenden Arzt in die Pantoffeln geschoben. Dann hätte der, nachdem die Meute wieder nach Hause entlassen war, zu seiner Assistentin sagen können: "Schwarze Katze von links über die Straße, mitten vor die Karre. Ich wusste, das bringt Scherereien!"

Dann wäre sogar noch Platz für einen Epilog geblieben, in dem man die Geburt eines (hoffentlich gesunden) Töchterchens und die Beförderung des Assistenzarztes zum Oberazt hätte vermelden können.

lg


Moony
 

Hagen

Mitglied
Liebe Moony,
danke, dass Du Dich so ausgiebig mit der ‘Fischplatte‘ beschäftigt hast.
Mit außerordentlicher Betrübnis habe ich Deinen etwas subjektiv gefärbten Verriss zur Kenntnis genommen.
Laut der heiligen Schrift, die da heißt ‘Wikipedia‘ steht unter ‘Sieden‘ geschrieben:
Sieden ist, im Gegensatz zu der Verdunstung, eine schnelle Zustandsänderung vom Flüssigen zum Gasförmigen, bei der der Dampfdruck einer Flüssigkeit den Umgebungsdruck erreicht. Sieden können sowohl Reinstoffe als auch Gemische.
Meinst Du ‘blanchieren‘?
Kleine Fehler kommen vor; - ist mir im Fall der Barben auch passiert. Ich bin auf die Aussage eines sogenannten ‘Sportfischers‘ reingefallen und habe glatt verbumfiedelt, diese in besagter heiligen Schrift nachzurecherchieren. (Asche auf Kopf)
Was die überfahrene Katze betrifft: Derartiges ist mir in der Zeit passiert, als ich versuchte, ein guter Mensch zu werden.
Ich habe der Katze zwar keinen Zettel ans Halsband gemacht (so steht es nicht in meiner Geschichte), mich aber bei den Haltern der Katze entschuldigt. Die Beleidigungen und Beschimpfungen, die mir daraufhin entgegenschlugen, hätten eine mittlere Sozietät mit der Formulierung einer Klage mindestens eine Woche beschäftigt.
Na, gut.
Aber wesentlich schlimmer ist, dass Du Falsches! In meine Geschichte hineininterpretierst!
Nirgends ist erwähnt, dass sich die Protagonisten jeden Abend zudröhnen!
Ich mag ‘sprechende Namen‘ sehr gerne, sie erfordern einen kleinen Denkprozess und wirken auf mich - richtig angewendet – wie das Salz in der Suppe. Ein guter Kritiker weiß das zu schätzen und geht auch nicht so vor, als hätte er die Literatur erfunden.
Kommen wir zu der Kulisse und der ‘besseren Pointe‘:
Eine Kulisse wird normalerweise für das Stück gebaut und ist eine Kunst für sich. Was nicht nur die ‘Pointe‘ betrifft, da gilt normalerweise die Regel: ‘Was einmal anklingt, muss später Bedeutung erlangen‘.
Deinen Vorschlag, die Vorgeschichte zu überarbeiten und dann nach einer ‘besseren‘ Pointe zu suchen, halte ich für exzeptionell revolutionär. Seltsamer Weise ist mir soeben mein ehemaliger Lehrmeister eingefallen, dem ich des Morgens erstmal die Witze in der Bildzeitung erklären musste.
Die Sache mit der ‘besseren‘ Pointe erfordert einen gewissen Erklärungsbedarf. Ich glaube kaum, dass ein menschliches Wesen in der Lage ist, eine gute Pointe zu definieren; - das kann - nach eigener Aussage – nicht mal Herr Reich-Ranicki.
Das, was Du mir als ‘Nachbesserung‘ vorschlägst, ist eine ganz andere Geschichte. Ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen, dass das Auspumpen des Magens annähernd so aufregend ist, wie Binderfarbe beim Trocknen zuzuschauen. Wo soll da die Post abgehen?
Und Geschichten wie: Assistenzarzt der Notaufnahme überfährt schwarze Katze, pumpt Meute die Mägen aus, sagt zu Assistentin: "Schwarze Katze von links über die Straße, mitten vor die Karre. Ich wusste, das bringt Scherereien!" – avanciert zum Geburtshelfer, bringt ein (hoffentlich gesundes) Mädchen zur Welt und wird daraufhin zum Oberarzt befördert“ , wollen wir doch lieber Pilchers oder Soaps wie ‘Verbotene Liebe‘ überlassen!

In diesem Sinne

Viele Grüße
Hagen
 
M

Moony

Gast
Lieber Hagen,

ein wenig wundert mich die Heftigkeit deiner Replik, denn bei meiner durchaus freundlichen Zuwendung handelte es sich keineswegs um einen Verriss - ein solcher sähe anders aus. Etwa so wie der, der gerade über Dietels "Zettel" hereingebrochen ist.

Aber der Reihe nach:

"Sieden und Braten" ist ein feststehender Begriff, der immer dann angewandt wird, wenn man alles, was in einer Küche abläuft, subsummieren möchte. Vergleiche hierzu "Tuten und Blasen" - wer davon keine Ahnung hat, hat von nichts eine. Dir, so schrieb ich, seien Kenntnisse nicht nur in Sachen Dorfidyllen, sondern auch in der Fisch-Cuisine zu unterstellen. Ein Kompliment!

Ob der Zettel (mit Unterschrift) am Halsband der Katz oder woanders oder gar nicht hängt, ist m.E. unerheblich - er wirkt in der Geschichte wie eine an den Haaren herbeigezogene, unfreiwillig komische Nummer: "Ich hab ihre Katze totgefahren, Datum, Unterschrift". Aua!

Du schriebst
Gar manchen Abend saßen Henriette und Hendrik traulich bei einem Glas Wein zusammen, kraulten die Katze Klytaimnestra und überlegten, wie sie ihren ersten Jahrestag zu einem unvergesslichen Ereignis machen könnten.
und weiter unten heißt es:
Nach dem Geschmack ihres Mannes gab sie Champagner dazu; - und der wünschte es nicht zu knapp. Da man gerade dabei war, leerte man noch eine Flasche Champagner und ging schlafen.
Nach neueren Erkenntnissen kann bereits der mütterliche Genuss eines einzigen Glases Wein der humanen Embryonalentwicklung schaden. Die Mutter deiner Geschichte trinkt täglich und legt bei besonderen Anlässen noch einen drauf. Aus heutiger medizinischer Sicht ein absolutes No Go!

Meine Empfehlungen zur Nachbesserung beschränkten sich auf eine gewisse Entschlackung der Kulissen; daneben wurde empfohlen, den Höhepunkt des Abends, die Rosskur im Krankenhaus, besser herauszuarbeiten. Damit war selbsverständlich nicht der profane Vorgang der künstlichen Entleerung das Magens oder des Darmes gemeint, sondern das Beiwerk: die Todesangst, die Ungeduld, die Wut auf die Küche etc.. Je peinvoller diese Situation beschrieben wird, desto größer der Spannungsabbau bei den "Pointe".

Und zu letzterer: Selbsverständlich gibt's gute und schlechte Pointen. Deine ist eigentlich gar keine, sondern ein mühsamer Erklärungsversuch. Ohne Dir näher treten zu wollen: In Fachkreisen nennt man eine solche Pointe "lahm".

Der Vorschlag, den behandelnden Arzt zum Schuldigen zu machen, der keinen Zettel schreibt, sondern den Katzenmord heimlich seiner Assistentin gesteht, war gut gemeint und hat mit "Umschreiben der Geschichte" gar nichts zu tun. Er machte lediglich aus einer lahmen eine Pointe, die zündete.

So. Jetzt hab ich meine wohlmeinende Kritik noch wohlmeinender erklärt. Mehr kannst du vom Mitglied eines Literturforums schlechterdings nicht verlangen.

lg

Moony
 

Hagen

Mitglied
liebe Moony
Danke für Deine wiederholte Belehrung, was den Alkoholkonsum meiner Protagonisten betrifft.
Als Autor weiß ich dass, aber Du, liebe Moony hättest eigentlich erkennen müssen, dass es sich um das situative Handlungsinventar der Protagonisten handelt, und die wissen manchmal nicht soviel wie der Autor!
Zudem halte ich Dein Vokabular in vielen Fällen für deutlich deplaciert. Bei ‘Entschlackung‘ assoziiere ich irgendwas mit Stuhlgang und bei ‘Katzenmord‘ fällt mir die vorsätzliche! Tötung einer Katze ein.
(Mord beinhaltet u. A. Vorsatz). usw.

quote:
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Deine ist eigentlich gar keine, sondern ein mühsamer Erklärungsversuch. Ohne Dir näher treten zu wollen: In Fachkreisen nennt man eine solche Pointe "lahm".
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Ich weiß zwar nicht, in welchen Fachkreisen Du Dich ansonsten bewegst, aber danke für die Definition des Wörtchens ‘man‘.

Ohne Dir näher treten zu wollen; - Deine Kenntnisse und Urteilsvermögen in allen Ehren, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass bei uns die Chemie nicht stimmt.
Lassen wir es dabei.

In diesem Sinne
Viele Grüße
Hagen
 
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