Die Rose

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anbas

Mitglied
Die Rose

Weine nicht mehr fremde Frau
Dort am Münzapparat

Deine Stimme
Vom Lärm der Straße verweht
Der hektischen Achtlosigkeit
Zum Fraß vorgeworfen

Die Sprache in der du klagst
Verstehe ich nicht
Doch hier
Eine Rose
Für dich

Dort hinten an der Ecke
Bei der Blumenfrau holte ich sie
Lief hin und wieder zurück
Nur um sie dir zu geben

Eine Rose für dich schöne Frau
Von einem Fremden
Überreicht in der Fremde
Soll sie dich trösten
Durch ihren Duft
Ihre Farbe
Ihr Sein

Weine nicht mehr schöne fremde Frau
 

ziner

Mitglied
Was??

Ich habe kein Wort verstanden?

Das Metrum hakt,
die Synatx eiert,

was soll das sein??

Neue deutsche Lyrik in rythmischem Sprechgesang??

Soll das Lyrik sein ... überhaupt??

Was soll das sein...?

Mein Entsetzen ist ebenso groß wie mein Unverständnis
was – verdammt noch mal – will uns der "Künstler" damit sagen?

WAS SOLL DAS??
 

anbas

Mitglied
Moin Ziner,

ich habe den Anspruch an mich, jeden Kommentar zu beantworten. Bei Rückmeldungen wie Deinem fällt mir das schwer.

Trotzdem: Danke für's Lesen und den Versuch, sich mit dem Text auseinanderzusetzen.

Ansonsten gestatte mir die Anmerkung, dass manche Kommentare mehr über den Kommentierenden als über das kommentierte Werk aussagen.

Gruß

Andreas
 

Perry

Mitglied
Hallo Andreas,

da ich selber prosaisch angehauchte bzw. freie Lyrik schreibe,
weiß ich um die Problematik, prosaische Strukturen lyrisch aufzubereiten.
Im Gegensatz zur formalen Lyrik mit Reimen und Versfüßen etc. gibt es m. M. nach bei freier Lyrik Stilmittel wie Enjambements, Alliteration usw. manchmal ist es auch nur eine besondere Sprachwendung oder Verdichtung. Beiden Genres sollte aber immer eine irgendwie geartete künstlerische Note innewohnen.
Wenn ich deinen Text lese, fängt mich ein, zugegeben etwas idealistisch angehauchtes Bild eine Fremde mit einer Rose willkommen zu heißen, ein.
Was die sprachliche Aufbereitung anbelangt, empfinde ich den Text stellenweise zu erzählerisch:

"Dort hinten an der Ecke
Bei der Blumenfrau ..."

Konstruktiv ist mir die Wiederholung von "fremde, Fremde, Fremden, fremde" zu viel, überhaupt würde ich den Text mehr verdichten und vor allem das eher einschränkende Adjektiv "schön" bei der Frau weglassen.

Vielleicht kannst Du ja was damit anfangen, das Thema ist in Zeiten vieler Flüchtlinge ja sehr aktuell.

LG
Manfred
 

anbas

Mitglied
Lieber Manfred,

ich danke Dir für Deine Rückmeldung.

Interessant finde ich Deine Gedanken zu dem Text, den Willkommengruß für Fremde, die Gedanken an Flüchtlinge und die aktuelle Situation. Interessant deshalb, weil es mir beim Schreiben viel mehr um die Beschreibung einer Situation geht, die ich bereits vor Jahren erlebt habe, und die mir immer wieder durch den Kopf geht. Damals hatte ich nur die Idee, der weinenden Frau eine Blume zum Trost zu geben - ich war zu feige...

Nun sehe ich, in welche Richtung der Text auch interpretiert werden kann, wenn ihn jemand liest, der den Hintergrund nicht kennt. Ich finde es nicht schlimm, wenn dabei etwas ganz anderes raus kommt - Okay, meistens, wie auch hier, finde ich es nicht schlimm ;).

Deine Rückmeldung regt mich zum Nachdenken an. Nachdenken, welche Richtung ich dem Text geben will, ob ich wirklich etwas ändern möchte. Das kann, wie ich mich kenne, dauern. Bevor ich in blinden Aktionismus verfalle, lasse ich den Text erst mal so stehen. Vielleicht gibt es ja noch weitere Meinungen dazu.

Liebe Grüße

Andreas
 
C

cellllo

Gast
Hallo anbas
auf den ersten Les
war mir Dein Gedicht
"zu schön um wahr zu sein"
und es wundert mich nun nicht,
in Deinem Antwort-Kommentar zu lesen,
dass Du nur die Idee hattest und Dich nicht getraut hast !
Verarbeite diese Wahrheit mit in dem Gedicht, dann wird es gut !
Auch ich hatte ein ähnliches Erlebnis, das ich partout nicht vergessen kann und das mir immer wieder dieselben unerträglichen Stiche gibt.
Kältester Februar voller Schnee in der Hauptstadt eines EULandes, wo´s massenhaft arme Leute gibt, Rush hour, zu schmutzigem Eis zertretener Schnee, Dunkelheit, irre Hektik...... In dieser Kälte steht am Abgang zur Metro eine alte, gebeugte, ärmlich vermummte Frau und bietet kleine gebundene Schneeglöckchensträußchen an, in jeder Hand hält sie eines, am Boden ein Eimer mit ganz ganz vielen. Die endlosen Menschenmassen stürzen an ihr vorbei zur Metro hinunter, niemand kauft ihr eines ab und ich als Touristin d.h. also mit Geld und ohne Zeitdruck, bin nicht im Stande stehn zu bleiben !!! Es geht nicht nur um die versäumte "milde Gabe", sondern um diese Mißachtung der Schönheit dieser Schneeglöckchen und der Mühe, so viele in der Kälte zu pflücken und zu Sträußchen zu binden, und dann der weite Weg in die Stadt und dann will sie niemand haben in dieser Millionenstadt !!! Warum hab ich nicht ein paar mitgenommen ? Warum hab ich überlegt, was ich im Hotel damit machen soll ? Keine Schneeglöckchen die ich jemals sah und sehe sind so leuchtend weiß wie diese damals waren im schmutzigen Schnee der dunklen Stadt......
Das ist jetzt fast wie ne Beichte geworden und ich hoffe halt, dass der Unterlassungssünder den Unterlassungssünder am allerbesten versteht......
cellllo
 

anbas

Mitglied
Hi cellllo,

nun wird es aber Zeit, dass ich Dir antworte ;).

Es mag eine Unterlassungssünde sein - und es ist, so meine ich, doch so menschlich. Wenn ich durch die Stadt gehe, sehe ich so viele Menschen und Situationen, in denen "etwas" getan werden müsste. Im Grunde sind es mehr Situationen, als man als Einzelner bewältigen könnte. Und dann bleiben bei den besonderen Situationen, die einen aus irgendeinem Grund besonders ans Herz gehen, die schlechten Gefühle zurück. Ich halte solche Situationen für wichtig, da sie deutlich machen, dass es immer eine Möglichkeit gibt, etwas mehr zu tun, als man gerade tut. Eine Tante von mir, die am Stadtrand von Hamburg wohnte, nahm eine zeitlang, wenn sie mal in die Innenstadt fuhr, 5 DM (ja, ich meine die alte Währung :D) in 50-Pfennig-Stücken mit. Diese verteilte sie dann an die Bettler, die sie auf ihrem Weg durch die Stadt traf. War das Geld alle, gab sie auch nichts mehr. Da sie nicht so oft in die Innenstadt fuhr, konnte sie sich dieses "System" auch leisten.

Also, nehmen wir unser schlechtes Gewissen zum Anlass, mit noch offeneren Augen durch die Welt zu gehen und einmal mehr zu helfen, als wir es bisher getan haben - und das Ganze ohen den Anspruch, die Welt retten zu müssen ;).

Liebe Grüße

Andreas
 
C

cellllo

Gast
Guten Abend anbas !
D A N K E für Deine Antwort,
insbesondere für diesen Satz :
"Ich halte solche Situationen für wichtig,
da sie deutlich machen,
dass es immer eine Möglichkeit gibt,
etwas mehr zu tun, als man gerade tut."
als buchstäblich merk-würdige Erkenntnis, die aus einer
so unveränderbar negativen Situation doch Sinn erschließt
und DANKE für den untersten Abschnitt als Anregung
zur Umsetzung ins Tun, wacher wendiger und mutiger zu sein...
oder eben so bewundernswert systematisch vorbereitet
wie deine einzigartige unvergessliche Tante, die
in diesem Deinem Kommentar auch etliche Blütenblätter
der gedichteten Rose abbekommt...
DANKE und herzlichen Gruß von
cellllo
 

anbas

Mitglied
Gern geschehen - und noch mal Danke für Deine Rückmeldung, durch die ich erst dazu gekommen bin, diese Gedanken zu verschriftlichen.

Liebe Grüße

Andreas
 



 
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