Die Rose

G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Eigentlich ist es üblich, eine langstielige Rose, die als Schnittblume todgeweiht ist, verkehrt rum aufzuhängen, so daß sie zur Trockenblume wird. Dann hält sie die Form und eine mildere Version ihrer Farbe.
 

Andri Vento

Mitglied
Danke für den Tipp. Das probiere ich dochtatsächlich bei Gelegenheit aus. Das Gedicht entstand aber durch ein Bild einer verwelkten Rose die ich draußen fotografierte. Da kamen mir die ersten beiden Zeilen in den Sinn.(Kommt mir immer vor als hätte ich sie schon irgendwo gelesen, nur wo? Klingt nach Faust, oder so) Ich hab das Bild auf FB veröffentlicht und die Zeilen ein wenig ergänzt.
Dankbar wäre ich übrigens für einen Verbesserungsvorschlag die letzten beiden Zeilen betreffend.
LG
Andri
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Andri, ich will nichts zum Inhalt sagen. Aber fachlich würde ich doch gern auf ein paar Dinge hinweisen, die dir hoffentlich helfen können.

Du hast zwei Metren in deinem Gedicht eingesetzt, den Trochäus in Vers 1, dann folgen ein paar Verse Jambus, und dann wieder ein Trochäus. Nun ist es üblich, dass man ein Gedicht durchgängig in einem einzigen Metrum schreibt. Ausnahme lediglich, wenn es sich zwingend aus dem Inhalt ergibt. Das sehe ich hier aber nicht.

Vers 3: "Was einst erblüht in Trutz und Prange" - wie eigentlich Trutz? Dein "Prange" aber ist ein substantiviertes Verb im Infinitiv, also Prangen. Dann kommst du aber im nächsten Vers reimmäßig nicht hin. Aber so geht Deutsch.

Der folgende 5. Vers hakt durch das "so muss es" - das übersteigt die Anzahl der vier Hebungen, die du sonst einsetzt. Was hältst du von der Formulierung: "wird bald zu Erde und zu Staub = 4 Hebungen?

Im 6. Vers handelt es sich um den Plural: Blüte und grünes Laub, also "Verdorren müssen Blüte, Laub", das sind die vier Hebungen. Das "und" ist zuviel.

Im 7. Vers reimst du Hoheit auf Zeit. Das geht nicht, einfach deshalb nicht, weil die Endsilbe "heit" eine Senkung (weiblich) ist, während "Zeit" eine Hebung (männlich) ist. Also entweder beides weibliche Kadenzen oder beides männliche Kadenzen.

Der 8. Vers ist nun wieder ein Trochäus.

Der Paarreim ist für den Schreiber vermutlich übersichtlicher, aber dann musst du dich bereits im ersten Vers entscheiden, ob du das gesamte Gedicht mit weiblichen oder mit männlichen Kadenzen schreiben willst.

Du hast aber noch die Möglichkeit, im Wechsel ein Paar weibliche und ein Paar männliche Kadenzen zu schreiben. Das ist zwar nicht so ganz üblich, aber geht halbwegs durch. Aber so, wie du das gemacht hast, haut es noch nicht hin.

Es wird schon Andri. Bleib dran.

blackout



Und noch etwas:
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Armer Andri!

Nun ist es üblich, dass man ein Gedicht durchgängig in einem einzigen Metrum schreibt. Ausnahme lediglich, wenn es sich zwingend aus dem Inhalt ergibt.
- Also in diesem unserem Universum gilt das keineswegs.

Und im Übrigen: jambische und trochäische Verse sind der gleiche Braten, einmal halb gewendet, denn: jambisch läuft xXxXxXxX(x)..., trochäisch dem entsprechend (x)XxXxXxXx... und wenn letzte einen Auftakt haben, kann man sie als Jamben bezeichnen. In der Musik setzt man einfach den Taktstrich vor den betonten Takt, das ändert nichts an dem 3/4 oder 4/4-Takt.

Metriker, die diese Grundlagen kennen, würden eher zwischen jambisch/trochäischen Versen einerseits und daktylisch-amphibrachisch-anapästischen Versen andererseits unterscheiden. Letztere haben unbetonte Doppelkürzen (XxxXxxXxxXxxXx), am Ende in der ("weiblichen") Versklausel meistens nur noch eine, das nennt sich katalektisch.

Bei Dir sind zwischen die jambisch-trochäischen Verse zwei daktylische geraten. Das ist aber völlig unproblematisch. Warum? Weil Daktylen klassischerweise durch Spondeen ersetzt werden können, d.h. die Doppelkürze kann durch eine unbetonte Länge ersetzt werden. Dann wären die jabischen Verse als Spondeen zu lesen.

Natürlich messen wir in neuzeitlicher hochdeutscher Dichtung nicht mehr Längen und Kürzen, sondern ersetzen diese alten Maßstäbe durch betonte und unbetonte Silben, ansonsten gilt aber das Gesagte (Geschriebene); (und aber leider das oben von Frau Blackout Zitierte gilt in unserem Universum nicht).

Natürlich ergibt sich nie und nimmer außer bei einem selbstbezüglichen Gedicht ein Metrumwechsel "zwingend aus dem Inhalt". So, wie sich Reime nicht "zwingend aus dem Inhalt" ergeben können.

grusz, hansz
 

Andri Vento

Mitglied
Vielen Dank für eure Kommentare,
ich gebe gerne zu, dass ich die Metrik gar nie zähle und einfach nur versuche, dass es in meinen Ohren rund läuft. Aber klar ist da einiges verbesserungswürdig, vor allem die letzte Strophe will so gar nicht, was wohl wirklich am ungünstigen Reim liegt.
So arm wie Mondnein glaubt bin ich gar nicht. Aber ich jage gerne den Worten hinterher und zur Not kreire ich auch. Wenn es Trutz und Prange bisher nicht gab... so eben jetzt.
Liebe Grüße
Andri
 



 
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