die sache mit der hoffnung

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anbas

Mitglied




die sache mit der hoffnung

weißt du
manchmal
wenn das leben
dir immer wieder in die fresse haut
so lange
bis du einfach nur
da liegst
und nicht mehr aufstehen kannst
gibt es da
diese leute
die sagen
man muss einmal mehr
aufstehen als hinfallen
doch du
kannst einfach nicht mehr
denkst
ein versager zu sein ein schwächling
steh auf geh weiter
möchtest du
dir zurufen
doch nichts
geht mehr
bleibst liegen
und hoffst
irgendwann
wieder aufstehen zu können
denn noch
stirbt die hoffnung
zu letzt
sagt man

weißt du
manchmal
wenn in deinem leben
alles schief geht
und du zerfließt
vor selbstmitleid
ohne festen halt
gibt es da
diese leute
die sagen
es würde anderen
viel schlechter gehen
und dass man sich
zusammenreißen soll
beherrsch dich
sagst du dir
immer und immer wieder
und versuchst stark zu sein
doch du kannst
wirklich nicht mehr
wie ein tosender fluss
reißt dich das selbstmitleid fort
und du hoffst
irgendwann
spucken dich die fluten
wieder aus
denn noch
stirbt die hoffnung
zu letzt
sagt man

weißt du
manchmal
wenn dein leben
einem weg
aus sackgassen und hindernissen gleicht
du wie erstarrt bist
nur schwarz siehst
und keinen schritt mehr wagst
gibt es da
diese leute
die sagen
es gäbe in jeder krise
auch etwas positives eine chance
und dass man selber
die verantwortung hat
was man daraus macht
es könnte schlimmer sein
versuchst du dir vor augen zu halten
und dich wieder aufzuraffen
doch stattdessen
blockieren düstere gedanken
jeden deiner wege
und du hoffst
auf ein wenig hoffnung
denn noch
stirbt die hoffnung
zuletzt
sagt man

weißt du
wenn du so kraftlos
voller selbstmitleid
am boden liegst
mit nur noch
hoffnung auf hoffnung
dann achte auf dich
mehr als je zuvor
und pass auf
dass du dieses
körnchen hoffnung
nicht verlierst
denn das wäre dann
wirklich schlimm
denn genau aus diesem körnchen
könnte dein neues leben
erwachsen
 
G

Gelöschtes Mitglied 21924

Gast
@anbas, das sollte man überall aufhängen, wo Menschen es am Dringendsten brauchen: In Seniorenheimen, Krankenhäusern, der Psychiatrie.
So lange habe ich dort gearbeitet: Ich hätte es ausgedruckt und in den Aufenthaltsräumen aufgehängt.
Ich hoffe, dass es viele hier entdecken ;)
 

anbas

Mitglied
Hallo Isbahan,

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ich freue mich, dass dieser Text bei Dir so gut ankommt.

Dank auch an Inge und Dich für die Besternung!

Alles Gute und liebe Grüße

Andreas
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo anbas,

dieser Text wirkt nicht "hochliterarisch". Er überzeugt durch seinen persönlichen Gehalt, durch seine Ungeschminktheit. Ins Genre "Tagebuch" passt er m.E. gut.
Der Konflikt zwischen "niemals aufgeben" und "nichts geht mehr" ist gut herausgearbeitet. Hier die Kämpfernatur, dort die Einsicht in die eigene Schwäche und Bedürftigkeit.
Wäre es zu weit hergeholt zu sagen, hier hat uns vielleicht unsere Elterngeneration zu stark geprägt in Sachen Durchhalteparolen und Huldigung des Stehaufmännchens?

liebe Grüße,
wüstenrose
 
G

Gelöschtes Mitglied 22242

Gast
Ich kann jedem der in diese Richtung driftet nur wünschen, dass auch jemand vorbeikommt, der anstatt der Durchhalteparolen einfach mal fragt ob man Hilfe braucht, und dass derjenige dann stark genug ist „ja“ zu sagen.
 

anbas

Mitglied
Hallo wüstenrose,

nein, ein "hochliterarischer" Text ist das nicht. Dennoch erzielt er m.E. eine Wirkung - und das soll er auch.

Ob die Durchhalteparolen unserer Eltern oder Großeltern zu einer doch manchmal sehr "selbst-feindlichen" Haltung geführt haben, kann ich nicht sagen. Zu weit hergeholt ist es sicherlich nicht.
Meine Mutter erzählte mir mal, dass einer der Standartsprüche ihrer Mutter - also meiner Großmutter - war: "Jammer nicht, tu was!" An dieser Haltung ist sicherlich auch etwas Positives dran - es kann aber auch sehr hart und völlig gefühllos beim Gegenüber ankommen.



Hallo Tommy Sechsundachtzig (darf ich künftig "Tommy" sagen/schreiben ;)?),

der Punkt mit dem "Hilfe auch annehmen können" ist, glaube ich, sehr wichtig. Aber auch das Um-Hilfe-bitten müssen viele Menschen erst lernen. Irgendwie, so scheint es mir, ist in unserer Gesellschaft der "einsame Einzelkämpfer" ein Ideal, dem viele nacheifern. Oft viel zu spät, manchmal nur durch äußeren Zwang, wie z.B. Erkrankungen oder sozialer und finanzieller Absturz, schaffen es manche Menschen umzudenken.



Hallo Isbahan,

natürlich freut es mich, dass dieses Gedicht Dich so anspricht. Weniger erfreulich ist das, was aus Deinen Zeilen sonst noch zu entnehmen ist.

Daher von mir die besten Wünsche, Kraft und einer riesige Portion neuer Hoffnung!




Euch allen vielen Dank für Eure Rückmeldungen!
Auch den Sternchenverteiler*innen danke ich herzlich!



Liebe Grüße

Andreas
 



 
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