Else Marie
Mitglied
Die Schmeißfliege
„Was tust du denn so?“
„Nichts!“
„Nichts?“, Irmgard, Marias Mutter, zieht die Augenbrauen hoch.
„Ja, nichts“, sagt Maria scharf und wendet sich ab. Sie atmet tief ein, versucht ruhig zu bleiben.
Ihre Mutter zieht stockend die Luft ein und fasst sich ans Herz. Betrübt wiederholt sie: „Nichts.“
„Ach, Mama!“, Maria dreht ihren Kopf wieder zu ihr. „Was SOLL ich denn tun?“
Irmgard wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel und kramt in ihrer Tasche.
Währenddessen setzt sich eine Schmeißfliege auf Marias Hand.
Maria sieht ihr zu, wie sie herum krabbelt und wieder davon fliegt. Kleines Ding. Kurzes Leben.
Irmgard zieht einen Rosenkranz hervor und legt ihn auf die weiße Bettdecke, die Marias Beine bedeckt. Braune Holzkugeln, der Korpus auf dem filigranen Kreuz.
Maria sieht weg. Wie kann sie es wagen!
„Es ist doch allemal besser, als nichts zu tun, denkst du nicht auch?“
Die Schmeißfliege fliegt surrend näher und lässt sich neben dem Rosenkranz nieder.
Marias Mutter verscheucht sie mit dem Handrücken. „Weg mit dir!“ Entschlossen öffnet sie das Fenster und versucht die Fliege hinaus zu scheuchen.
Maria sieht ihr schweigend zu.
„Ach, was soll´s. Irgendwann fliegt sie schon raus“, seufzt Irmgard, setzt sich wieder und tätschelt Marias Hand. „Also, was denkst du?“ Sie versucht zu lächeln, doch es sieht kläglich aus.
Marias Mund bleibt verschlossen. Ihre Lunge schmerzt. Der Gestank nach Desinfektionsmittel liegt ihr scharf in der Nase. Ihr ist schlecht, wie fast immer.
Nach einer Weile sagt sie: „Ich mag Fliegen!“
„Du… was?“
„Mach das Fenster wieder zu! Sie soll hier bleiben.“
Verständnislos sieht Irmgard ihre Tochter an und runzelt die Stirn.
„Mach das Fenster zu!“, sagt Maria noch einmal, diesmal mit Nachdruck. Sie beißt die Zähne zusammen. Ihr Kieferknochen tritt hervor.
Irmgard spitzt den Mund und schüttelt ablehnend den Kopf. „Das ist albern!“ Sie greift nach dem Rosenkranz. „Du solltest…“
„Mach das Fenster zu!“, schreit Maria mit starrem Blick. Ihre Brust hebt und senkt sich. Die Hände sind so fest geballt, dass ihr die Fingernägel ins Fleisch schneiden.
Erschrocken steht Irmgard auf und schließt das Fenster.
Die Schmeißfliege surrt durch den Raum. Kleines Ding. Kurzes Leben.
„Ich… ich bete jeden Tag für dich!“, flüstert ihre Mutter. „Jeden Tag!“
Maria sucht den Raum nach der Fliege ab. „Ihr Leben ist so kurz. Genau, wie meins.“
Irmgard zieht scharf die Luft ein und wispert. „Liebes, nein, sag das nicht!“
Traurig beißt sich Maria auf die Unterlippe. Sag das nicht! Aber was soll sie denn dann sagen? Sie sieht ihre Mutter an. „Danke!“
Mit Tränen in den Augen erwidert Irmgard den Blick und haucht mit erstickter Stimme: „Wofür?“
„Fürs Beten!“ Dann nimmt sie den Rosenkranz und drückt in ihrer Mutter in die Hand.
Irmgard schiebt ihn zurück in ihre Taschen und nickt.
Die Schmeißfliege landet auf Marias Arm. Kleines Ding. Kurzes Leben.
„Was tust du denn so?“
„Nichts!“
„Nichts?“, Irmgard, Marias Mutter, zieht die Augenbrauen hoch.
„Ja, nichts“, sagt Maria scharf und wendet sich ab. Sie atmet tief ein, versucht ruhig zu bleiben.
Ihre Mutter zieht stockend die Luft ein und fasst sich ans Herz. Betrübt wiederholt sie: „Nichts.“
„Ach, Mama!“, Maria dreht ihren Kopf wieder zu ihr. „Was SOLL ich denn tun?“
Irmgard wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel und kramt in ihrer Tasche.
Währenddessen setzt sich eine Schmeißfliege auf Marias Hand.
Maria sieht ihr zu, wie sie herum krabbelt und wieder davon fliegt. Kleines Ding. Kurzes Leben.
Irmgard zieht einen Rosenkranz hervor und legt ihn auf die weiße Bettdecke, die Marias Beine bedeckt. Braune Holzkugeln, der Korpus auf dem filigranen Kreuz.
Maria sieht weg. Wie kann sie es wagen!
„Es ist doch allemal besser, als nichts zu tun, denkst du nicht auch?“
Die Schmeißfliege fliegt surrend näher und lässt sich neben dem Rosenkranz nieder.
Marias Mutter verscheucht sie mit dem Handrücken. „Weg mit dir!“ Entschlossen öffnet sie das Fenster und versucht die Fliege hinaus zu scheuchen.
Maria sieht ihr schweigend zu.
„Ach, was soll´s. Irgendwann fliegt sie schon raus“, seufzt Irmgard, setzt sich wieder und tätschelt Marias Hand. „Also, was denkst du?“ Sie versucht zu lächeln, doch es sieht kläglich aus.
Marias Mund bleibt verschlossen. Ihre Lunge schmerzt. Der Gestank nach Desinfektionsmittel liegt ihr scharf in der Nase. Ihr ist schlecht, wie fast immer.
Nach einer Weile sagt sie: „Ich mag Fliegen!“
„Du… was?“
„Mach das Fenster wieder zu! Sie soll hier bleiben.“
Verständnislos sieht Irmgard ihre Tochter an und runzelt die Stirn.
„Mach das Fenster zu!“, sagt Maria noch einmal, diesmal mit Nachdruck. Sie beißt die Zähne zusammen. Ihr Kieferknochen tritt hervor.
Irmgard spitzt den Mund und schüttelt ablehnend den Kopf. „Das ist albern!“ Sie greift nach dem Rosenkranz. „Du solltest…“
„Mach das Fenster zu!“, schreit Maria mit starrem Blick. Ihre Brust hebt und senkt sich. Die Hände sind so fest geballt, dass ihr die Fingernägel ins Fleisch schneiden.
Erschrocken steht Irmgard auf und schließt das Fenster.
Die Schmeißfliege surrt durch den Raum. Kleines Ding. Kurzes Leben.
„Ich… ich bete jeden Tag für dich!“, flüstert ihre Mutter. „Jeden Tag!“
Maria sucht den Raum nach der Fliege ab. „Ihr Leben ist so kurz. Genau, wie meins.“
Irmgard zieht scharf die Luft ein und wispert. „Liebes, nein, sag das nicht!“
Traurig beißt sich Maria auf die Unterlippe. Sag das nicht! Aber was soll sie denn dann sagen? Sie sieht ihre Mutter an. „Danke!“
Mit Tränen in den Augen erwidert Irmgard den Blick und haucht mit erstickter Stimme: „Wofür?“
„Fürs Beten!“ Dann nimmt sie den Rosenkranz und drückt in ihrer Mutter in die Hand.
Irmgard schiebt ihn zurück in ihre Taschen und nickt.
Die Schmeißfliege landet auf Marias Arm. Kleines Ding. Kurzes Leben.