Die Schnapsdrossel

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Ubertas

Mitglied
Lieber Andreas,
Jetzt ist mein Lachanfall nicht mehr zu stoppen:)
Einfach herrlich!!!
Lieben Gruß ubertas
 

wiesner

Mitglied
Die gute Drossel hat Glück gehabt, nicht auszudenken, wäre sie bei einem Schluckspecht gelandet :)

Es wird hier im Forum zu wenig gelacht, scheint mir (fühle mich durchaus mitschuldig) ... Bei verschwunden/gefunden hab ich jetzt auch mal mitgemacht.

Uns allen ein fröhliches Wochende!
Béla
 

anbas

Mitglied
Liebe ubertas,
schön, dass es Dir gefällt. Ich freue mich, wenn ich Menschen zum Lachen bringen kann (zumindest dann, wenn dies auch der Plan war ... :rolleyes:).
Danke für die Sterne!


Hallo Béla,
stimmt, der Schluckspecht wäre keine große Hilfe gewesen - könnte aber zu einer anderen Reimerei inspirieren ...
Ansonsten ist mein Kredo, dass es meistens nicht um Schuld, sondern um Verantwortung geht (oder gehen sollte) - aber wenn ich jetzt weiter darüber sinniere, droht der Absturz ins Ernste, und das wäre hier an dieser Stelle fatal ;). Prima, dass Du Dich bei den verschwundenen Tieren dazugesellt hast.
Auch Dir vielen Dank für die Besternung.


Liebe Grüße an Euch beide,

Andreas
 

sufnus

Mitglied
Hey anbas!

Ich liebe es ja, mich dem Jux in seinen unterschiedlichen Darreichungsformen mit großer Ernsthaftigkeit zu widmen (Humor ist bekanntlich viel zu ernstes Geschäft, um ihn den Spaßmachern zu überlassen).

In diesem Fall ist die kleine technische Hürde, dass eine Schnapsdrossel von der Betonung her entweder daktylisch Xxx zu lesen ist oder sogar mit XXx einen regelrechten Hebungsprall hinlegt, was eine unfallfreie Einbettung in ein fröhlich-regelmäßig dahinklapperndes Scherzgedichtmetrum verunmöglicht. Ich finde diese Hürde hast Du hier gut gelöst. Im Vortrag zumindest würde es prima funktionieren. Beim Nurlesen hat man halt diese kleine Holperung, die für komische Reimgedichte etwas untypisch ist.

Pointentechnisch bin ich noch nicht ganz sicher, ob der Doppelwumms aus Schnapsdrossel und Trockenfisch bereits die bestmögliche Lösung darstellt, um aus der Idee mit diesem komischen Vogel eine allseitige Heiterkeitsschwingung abzuleiten. Irgendwie ist der Trockenfisch schon ein ganz nicer Kompagnon für so eine fesche Schnapsdrossel, aber er deutet auch an, dass das Federvieh alleine noch nicht genug komische Power entfaltet. Na... also zumindest auf die Schnelle hab ich keine bessere Idee.

Also alles in allem ergibt hiermit die Analyse eindeutig: Es darf gelacht werden. :)

LG!
S.
 

anbas

Mitglied
Moin sufnus,

vielen Dank für Deine ausführliche Auseinandersetzung mit diesem kleinen Vierzeiler.

Das "Metrik-Problem" mit dreisilbigen Wörtern ist mir durchaus bekannt. Grundsätzlich lege ich auch viel Wert auf eine saubere Metrik und habe in eigenene Kommentaren häufiger mal darauf hingewiesen, wenn diese eben nicht so sauber war.
Hier stand ausnahmsweise mal der Spaß im Vordergrund und nicht so sehr die Form. Wie Du ja selber schriebst, kann man dies beim Vortrag ganz gut ausgleichen. Außerdem handelt es sich um ein Gedicht, das zu der von mir "erfundenen" Form "Verschwundene Tiere" gehört. Hier soll die Metrik zwar nach Möglichkeit auch nicht "holpern", doch vor allem sollen diese kleinen Reimereien Spaß bringen.

Was den Trockenfisch angeht, so bin ich durchaus offen für Vorschläge, finde diese Variante aber gar nicht so schlecht.

Liebe Grüße

Andreas
 

sufnus

Mitglied
Hey!

Ich mag den Trockenfisch durchaus auch - wobei der eben so viel Potential hat, dass er sich vom Side-Kick der Schnapsdrossel zum Protagonisten seines eigenen Gedichts aufschwingen könnte. :)
Was die metrische Schwierigkeit angeht, könnte man sich mit doppelsenkungslastigen Versfüßen einigermaßen regelmäßig aus der Affäre ziehen, wenn man die Schnapsdrossel sozusagen daktylisch, Xxx, liest.
Zur Veranschaulichung hier mal ein (inhaltlich aber von Deinem Gedicht abweichender) auftaktischer Daktylus - meinethalben auch als eine Art Amphibrachys interpretierbar:

Die Schnapsdrossel ist schon seit Stunden verschwunden:
Ihr Käfig ist leer und das Türchen steht offen.
Wie hat dieses Vieh nur nach draußen gefunden?
Herrjeh! Und warum ist die Katze besoffen?

LG!

S.
 

sufnus

Mitglied
Die Schnapsdrossel? Mann, die ist lange verschwunden.
Sie war ja an sich nicht so schlecht konserviert,
doch hat sie (ich schwöre!) einst binnen Sekunden
beim Schaschlik-Bereiten sich selber flambiert.
 

James Blond

Mitglied
Dreisilbige Komposita sind nicht unbedingt ein Problem für die Metrik; die "Schnapsdrossel" mit ihrem Hebungsprall durch die Komposition einsilbig+zweisilbig (Schnaps + Dros-sel) ist es schon, zumal sie hier in Jambusversen auftaucht und so leicht zur Schnapsdrossel mutiert, was einen frankophonen Touch hineinbringt.

Der "Trockenfisch" ist da eher unproblematisch, da die Komposition zweisilbig+einsilbig (Tro-cken + Fisch) passt, sofern es danach unbetont weitergeht, was hier (im ursprünglichen Text) ja der Fall ist.

Sufnus hat das Problem gelöst, indem er durchgehend Daktylen reimt:
" Die Schnapsdrossel ist schon seit Stunden verschwunden: " , wobei hier die 2. Betonung auf "ist" etwas erzwungen klingt, was er dann in seiner 2. Version noch ausgebügelt hat: " Die Schnapsdrossel? Mann, die ist lange verschwunden. "
Schade nur, dass damit der Binnenreim "seit Stunden verschwunden" entfällt.

Grüße
JB
 

anbas

Mitglied
Hallo sufnus, hallo James,
vielen Dank für Eurer Anregungen und die Auseinandersetzung mit diesem Vierzeiler.
Ich habe mal ein wenig herumgebastelt. Metrisch müsste es jetzt passen.
Liebe Grüße
Andreas
 

sufnus

Mitglied
Hey Ihr Lieben!

Vielen Dank erstmal @James Blond für die ergänzenden Erläuterungen zur Schnappsdrosselmetrik (nicht mit der Schwarzschildmetrik zu verwechseln). :)

Und Dein daktylo-amphibrachyanischer Angang @anbas haut in der Tat ganz gut hin, wobei man aber das "ihr" in Zeile 2 etwas forciert betonen und das "eh" leicht gegen den Strich unbetont lesen muss, damit alle Akzentuierungen an der richtigen Stelle sitzen - sprich: man muss in Z1 begriffen haben, wie der metrische Hase läuft.

Alltagsnah (und nicht streng deklamierend) gesprochen wäre Zeile 2 fast ein Beispiel für etwas, was es in rhythmisierter Sprache im Deutschen eigentlich nicht wirklich gibt, nämlich eine Abfolge von drei Senkungen hinter einander: "Ich hatte von ihr eh genug" ohne inneren daktylischen Taktgeber gelesen (und nach Wortgrenzen abgetrennt notiert) = x Xx x x X xX. Das deutschsprachige metrische Normalgehör wandelt das dann, an der Üblichkeit geschult, leicht in einen Jambus um und betont das "von" und das "eh" (wieder nach Wortgrenzen notiert): x Xx X x X xX.
Schuld an der metrischen Unsicherheit sind die drei einsilbigen Wörter "von", "ihr" und "eh", bei denen nicht a prima vista klar ist, welches Wort den Betonungshut auf hat.

Ein bisschen ein ähnlich gelagerter Fall - James hat ja oben darauf hingewiesen - besteht in meinem ersten daktylischen Entwurf mit dem "ist", weil hier auch drei einsilbige Wörter zusammenlungern ("ist", "schon" und "seit"), die sich metrisch etwas graustufig gerieren.

Alles kein Problem (außer man macht eins draus :D ).

LG!

S.
 

James Blond

Mitglied
Ich hatte von ihr eh genug.
Sufnus hat Recht. Das "eh" sträubt sich hier nach drei Senkungen gegen das Metrum. Was hältst du von einer kleinen Umstellung:
"Ich hatte eh von ihr genug."
Dann läuft dieser Vers zwar über den üblichen Jambus, aber das "eh" tritt hervor, während das "ihr" eigentlich nur eine halbe Betonung abbekommt und das "von" (zu Recht) unbetont davon kommt.

Grüße
JB
 

anbas

Mitglied
Hm, grundsätzlich sehe ich das hier nicht als ein wirkliches Problem. Für mich liegt folgende Betonung auf der Hand:
Ich hatte von ihr eh genug.
Aber aufgrund Eurer Einwürfe habe ich die Stelle mir trotzdem noch mal angesehen. Folgendes würde mir inzwischen noch besser gefallen:
Von ihr hatte ich eh genug
Damit wird "ihr" und "ich" wie zwei Gegenspieler betont. Recht reizvoll, wie ich finde - und ich würde im Metrum bleiben
Am liebsten würde ich sogar formulieren:
Von der hatte ich eh genug
Aber dann würde sich dieses hinweisende "Der" in der letzten Zeile wiederholen, was mir wiederum nicht so gut gefällt.

Andererseits muss ich einräumen, dass das "eh" auch regelrecht darum bettelt, betont zu werden.

Danke für Eure Textarbeit - mir macht sowas Spaß.

Liebe Grüße

Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:

sufnus

Mitglied
Hey Andreas!

Dein Vorschlag für die Betonung der zweiten Zeile,
"Ich hatte von ihr eh genug.",
ergibt sich m. E. wirklich nur, wenn man in der ersten Zeile kapiert hat, wie das Metrum des Gedichts "gedacht" ist. Standardmäßig wird man bei Gedichten, die klar als traditionelle Reimgedichte erkennbar sind, eine quasi unbewusst ablaufende und nur sekundenbruchteile dauernde "jambische Antestung" vornehmen und sofern der Jambus dabei so einigermaßen hinhaut, wird mans dann auch so lesen.
Bedeutet: Wenn die Zeile 2 nicht die Zeile 2 wäre, sondern es sich um die Zeile 1 handelte ("wäre, wäre, Fahrradkette!"), dann würde man lesen:
"Ich hatte von ihr eh genug".
Und für mich schwingt dieser doch recht naheliegende Jambus selbst dann noch ein wenig mit, wenn ich mich eigentlich schon daktylisch eingegrooved habe.

Was Deinen weiteren Vorschlag angeht, also das
"Von ihr hatte ich eh genug",
so bricht das auf alle Fälle völlig mit der Lesart der ersten Zeile.

Eine auftaktisch-daktylische Lesart,
"Von ihr hatte ich eh genug",
ist ausgeschlossen, weil in dieser Konstellation das "eh" so sehr ums Betontwerden buhlt, dass man vor und nach dem künstlich betonten "ich" eine ganz ganz kleine, aber synkopierend wirksame, Sprechpause machen muss und darüber der lustig dahinfließende Versfuß zerbricht.

Zugleich lässt sich der Satz aber auch nicht mehr als Jambus lesen:
"Von ihr hatte ich eh genug", weil das e-Schwa von "hatte" nun beim besten Willen nicht betont lesbar ist (außer natürlich im Sinne einer "lustigen" Gewaltbetonung).

Ich würde also von dieser Variante insgesamt eher abraten, zumindest, wenn ein liedhafter Flow angestrebt wird.

LG!

S.
 

anbas

Mitglied
Hallo sufnus,

ganz lieben Dank für die weitere Beschäftigung mit der Schnapsdrossel - ich hoffe, sie verführt Dich nicht zu einem hochprozentigen Blödsinn ;).

Ich werde das Gedicht erst mal ruhen lassen. Manchmal kommen die guten Ideen erst mit etwas Abstand.



Hallo Petra,

vielen Dank auch für Deine Rückmeldung. Schön, dass Dir diese Zeilen gefallen.



Schöne Ostertage und liebe Greüße an Euch beide

Andreas
 



 
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