Die Schnur

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Kayl

Mitglied
Sie sah Licht unter der Tür, mitten in der Nacht. Sie sah nicht nur den Lichtspalt, sondern hörte auch eine leise Stimme.
Die Stimme folgte ihr, ohne dass sie etwas verstand. In der Küche füllte sie unzählige Löffel Kaffeepulver in den Filter, ohne dass die notwendige Menge zustande kam. Wieder diese leise Stimme, kein Brodeln der Kaffeemaschine und die Angst, die Stimme zu verstehen, die lauter werden könnte. Alfred saß am Tisch, führte eine leere Tasse zum Mund, schnitt ein Brötchen auf, das er nicht in der Hand hatte und strich pantomimisch nicht vorhandene Butter darauf. Sie verkrampfte, weil er immer noch murmelte, aber er sah sie nicht einmal an, sondern fegte mit seinem Arm das zweite Gedeck vom Tisch. Es fiel klirrend zu Boden. Sie wachte schweißnass auf.
Beim Frühstück, wie immer gesprächsarm, gab sie sich einen Ruck:
„Alf, warst du heute Nacht an deiner Eisenbahn?“
„Ja, warum?“
„Ich habe dich reden gehört. Hast du Probleme?“
„Der Transformator ist hin.“
„Das tut mir leid.“
Jetzt sah Alfred sie an, zuckte mit den Schultern und schwieg.
Er stand auf und nahm die Autoschlüssel. Martha lief ihm nach.
„Kommst du heute pünktlich?“ Sie musste doch etwas sagen.
Er nickte.
Ein Winken zum Abschied – wie jeden Morgen auf seinem Weg zur Garage dieser Wink, in der Rechten den Pilotenkoffer.
Martha drückte leise die Haustür zu und schloss die Augen.
Es dauerte einige Momente, bis sie wusste, dass sie allein war. Sie atmete und bewegte sich ohne Kontrolle. Trotzdem war das ganze Haus wie ein leerer Kokon, wie ein übergroßer Sarg, der irgendwo verlassen auf dem Friedhof stand.
Was hatte er in der Nacht getrieben? Sie drückte die Klinke des Eisenbahn-Zimmers. Nicht verschlossen! Es roch verschmort. Der Transformator stand auf dem Werktisch neben der Bahnanlage. Das Netzkabel lag abgeschnitten daneben. Wollte er es noch einmal verwenden?
An einem Waggon verbog sie ein Rad. Es würde eiern, wenn der Wagen führe. Bei einer Weiche verstellte sie ein Hebelchen. Der nächste Zug würde nicht fahren wie geplant. Einige Persönchen versetzte sie vom Bahnsteig auf die Gleise, wo sie einen modellmäßigen Tod finden würden.
Einen Moment lang überkam sie die Lust auf Zerstörung. Aber das war ihr zu banal und sie zügelte sich, das Kabel in die Eisenbahnzüge, Gleise, Bahnhöfe zu schlagen.
Ein Schlag? Dr. Alfred Froner, warum traf er ihn nicht, schnell und wirksam? Bei seiner Angina Pectoris?
Früher hatte sie statt Kabel Schnur gesagt. Um Himmels willen, Alfred war außer sich gewesen. Ein Paket hat eine Schnur, Schuhe werden geschnürt. Durch eine Schnur fließt kein Strom, aber das Ding vom Staubsauger zur Steckdose ist ein Kabel und bleibt ein Kabel.
Sie zog den aalglatten Kunststoff durch die Hand, tödliche Tarnung der zweihundertdreißig Volt.
In der Küche schnitt sie rundum in den Kunststoff, zog ihn ab, bis die roten frisch glänzenden Kupferdrähtchen frei lagen. Fingerlänge, das müsste reichen.
15 Uhr 15. Bis Dienstschluss im Katasteramt waren es noch einige Minuten. In ihrem Schlafzimmer lagen im Kleiderschrank hinter Hüten und Schals Weinbrandbohnen, mit den Resten des zugeteilten Haushaltgeldes.
Sie nahm ihren Beobachtungsposten ein. Martha hatte Magenschmerzen, wenn sie auf ihn wartete, der Weinbrand tat ihr gut.
Auf dem Rauchtisch neben der Post, ungeöffnet und sauber gestapelt, die Zeitung. Zur linken Seite der Glasplatte, rechtwinklig zur Kante, Seitenzahlen geordnet, ohne Eselsohren. Sie dachte ungern daran, wie einmal ein Fettfleck auf eine Seite geraten war, als sie in der Küche gelesen hatte, wie er die Seite, obwohl nur mit Werbung, gegen das Licht gehalten hatte.
Sobald er irgendwo ein schief hängendes Bild sah, auch mit einer Schräge, die andere kaum wahrnehmen konnten, sprang er auf und rückte es gerade.
Tröstend, im Obergeschoss die Straße im Blick zu haben. Wenn sie hinaus sehen konnte zu den Fahrzeugen draußen, den Nachbarn. Und zu den Bäumen, die sie an früher erinnerten, an das Wäldchen im Tal zum Nachbardorf.
Martha versteifte und musste sich regen. Sie stand auf und ging leise und langsam zur Vitrine, sah verstohlen nach der Whiskyflasche. Der Bleistiftstrich auf dem Etikett in Füllhöhe war kaum zu sehen. Ein Schluck daraus, gegen ihr Magenzwicken, war nicht mehr möglich.
Sie lauschte. 15 Uhr 40. Sie sollte jetzt den Daimler kommen sehen und den Schlüssel in der Haustür hören, wie jeden Tag um diese Uhrzeit. Er wollte doch pünktlich sein.
Der Rasen im Vorgarten war kurz wie ein Bürstenschnitt. Der Kiesweg zum Haus mit Randsteinen begrenzt, und sie beobachtete Alfred manchmal, wie er in wöchentlichem Turnus gebückt über den Rasen lief, Steinchen aufsammelte und zurück auf den Weg warf, die der Postbote versehentlich ins Gras gekickt hatte. Anfangs sah sie belustigt zu, später verärgert, dann mitleidig, jetzt gleichgültig.
Für die Silberscheiben seiner Musikstücke hatte er eine Liste, Nummer, Titel, Kaufdatum, Preis. Wie für seine Bücher, B für Belletristik, S für Sachbuch.
Mit der Zeit hatte Martha die beklemmende Vorstellung, selbst zu einer Auflistung zu werden. Eine Zergliederung und Benummerung, die sie bis in ihre Träume verfolgte. Null für ihre Seele, Eins für den Körper, Eins-Eins der Kopf, Eins-Zwei Arm rechts, Eins-Drei Arm links.
In der Küche wartete seine Leibspeise, Kräuter-Lammkeule mit Salzkartoffeln und Bohnen. Sie war sicher, Alfred würde, kaum dass er die Haustür geschlossen hätte, dem Duft folgen und die Treppe hochklettern zum Esszimmer.
16 Uhr. Die Standuhr begann zu schnurren und schlug viermal. Spät kam er heute, ihr Alf. So übel war er doch nicht. Immerhin hatte er sie aus dem bäuerlichen Milieu befreit.
Nach seiner Herzattacke hatten sie an der Treppe einen Stahl-Handlauf schrauben lassen, damit Alfred nach oben nicht außer Atem geriet.
16 Uhr 15. Die Standuhr tickte behäbig, schnurrte und schlug einmal. Warum kam er heute so spät? Ein Stau, ein Unfall? Ihr Empfinden wurde zweigleisig. Alfred war ihr fremd geworden, doch hatte er zumindest für ihr gesichertes Auskommen gesorgt.
16 Uhr 30. Sie stellte sich das Zifferblatt mit seiner Übermalung vor, 13 bis 24, oder hätte er anstatt der 24 eine Null aufgemalt? Sie musste lächeln.
17 Uhr. Nicht fünf, nein, bei Alf war um fünf tiefe Nacht, und er machte sich gern einen Spaß daraus, andere auflaufen zu lassen mit ihrer unkorrekten Uhrzeit.
Warum kam er nicht? Ahnte er etwas? Ach was, sie würde sich befreien ohne Verdacht zu erwecken.
Warten auf den Daimler. Nicht Mercedes, nein, es war sein Daimler. Nicht „Ich fahre zur Post“, nein, „Ich fahre mit meinem Daimler zur Post“. Selbst die Tankfüllungen listete er auf.
Sie setzte sich wieder ans Fenster. Noch einmal schnurrte die Standuhr, dunkel warnte der Gong einmal, zweimal. 17 Uhr 30.
Martha erschrickt aus ihren Gedanken, als ein Polizeiauto auf ihr Haus zurollt. Der Beifahrer sieht nach den Hausnummern.
Zwei Polizisten steigen aus, mit einem Koffer. Sie sehen sich um und gehen zögernd zum Haus. Es klingelt.
Sie geht hinunter, nervös streift sie den Ärmel hoch, 17 Uhr 35.
Die Polizeibeamten nehmen ihre Dienstmützen ab.
„Sind Sie Frau Froner?“
Sie nickt.
„Wir müssen Ihnen eine traurige Mitteilung machen.“
Sie steht immer noch da, an der Haustür, starr vor Schreck, nachdem die zwei gegangen sind, fasst noch einmal an die Klinke, als könne sie das soeben Geschehene rückgängig machen. Unsinn, die Polizisten kommen nicht zurück, um sich für einen Irrtum zu entschuldigen. Sie haben ihren Alfred leblos im Auto sitzend gefunden. Den Autoschlüssel haben sie ihr in die Hand gedrückt, der Pilotenkoffer steht im Flur, ohne Zweifel. Was tun? Der Schock lähmt ihre Gedanken. Ihr fällt nur ein, oben die Lammkeule vom Herd zu nehmen.
Etwas ist in ihr durchtrennt, eine Wunde blutet. Sie spürt, wie sie zur Hülle wird, ein Bild, das nur noch aus Rahmen besteht. Sie wendet sich um. Nach oben, weg von der Nachricht zur Vitrine! Zur Vitrine?
Whisky! Ein erlösender Gedanke. Fort aus dieser Welt! Sie geht zur Treppe, mechanisch, wie von einem Uhrwerk getrieben.
Ich muss hoch zur Vitrine, der Strich kontrolliert mich nicht mehr.
Die Stufen schwanken, kippen nach rechts, kippen nach links. Was ist mit mir? Warum sehe ich nichts mehr? Um mich ist alles schwarz. Meine Knie knicken ein. Der Handlauf – mein letzter Halt.
In der Stille der Leichenhalle liegen sie nach vielen Jahren wieder nebeneinander.
„Ein seltsamer Suizid“, sagt der Arzt zu seinem Kollegen. „Selbst wenn kurz vorher ihr Mann gestorben ist und sie geschockt war, kannst du dir vorstellen, dass sie sich umbringt wie auf einem elektrischen Stuhl?“
„Wie denn das?“
„Merkwürdig, die Frau ist etwas umständlich vorgegangen. Erst wickelt sie die Kupferlitzen eines Kabels etwas versteckt um die Halterung eines Handlaufs, drückt den Stecker in die nächste Dose und umklammert dann unten am Treppenaufgang den Handlauf.“
„Wirklich merkwürdig. Bist du sicher, dass es die Frau war, die mit dem Kabel hantiert hat?“
„Ganz sicher nicht. Es könnte auch der Mann gewesen sein.“
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Gefällt mir.
Zwei Dinge: An zwei Stellen fehlen Leerzeilen — einmal beim Zeitenwechsel (der aus meiner Sicht unnötig, ja unbegründet ist) und einmal beim Wechsel zu den Kommissaren. Das Zweite ist mehr Geschmackssache: Die Auflistung, wie schlimm der Mann ist, ist zu lang - die Hälfte oder zwei Drittel hätten vollauf gereicht, recht schnell wiederholt sich Aussage nur noch (wird nur neu illustriert).
Trotzdem: Gefällt mir. Sagte ich aber schon, oder?
 

Kayl

Mitglied
Sie sah Licht unter der Tür, mitten in der Nacht. Sie sah nicht nur den Lichtspalt, sondern hörte auch eine leise Stimme.
Die Stimme folgte ihr, ohne dass sie etwas verstand. In der Küche füllte sie unzählige Löffel Kaffeepulver in den Filter, ohne dass die notwendige Menge zustande kam. Wieder diese leise Stimme, kein Brodeln der Kaffeemaschine und die Angst, die Stimme zu verstehen, die lauter werden könnte. Alfred saß am Tisch, führte eine leere Tasse zum Mund, schnitt ein Brötchen auf, das er nicht in der Hand hatte und strich pantomimisch nicht vorhandene Butter darauf. Sie verkrampfte, weil er immer noch murmelte, aber er sah sie nicht einmal an, sondern fegte mit seinem Arm das zweite Gedeck vom Tisch. Es fiel klirrend zu Boden. Sie wachte schweißnass auf.
Beim Frühstück, wie immer gesprächsarm, gab sie sich einen Ruck:
„Alf, warst du heute Nacht an deiner Eisenbahn?“
„Ja, warum?“
„Ich habe dich reden gehört. Hast du Probleme?“
„Der Transformator ist hin.“
„Das tut mir leid.“
Jetzt sah Alfred sie an, zuckte mit den Schultern und schwieg.
Er stand auf und nahm die Autoschlüssel. Martha lief ihm nach.
„Kommst du heute pünktlich?“ Sie musste doch etwas sagen.
Er nickte.
Ein Winken zum Abschied – wie jeden Morgen auf seinem Weg zur Garage dieser Wink, in der Rechten den Pilotenkoffer.
Martha drückte leise die Haustür zu und schloss die Augen.
Es dauerte einige Momente, bis sie wusste, dass sie allein war. Sie atmete und bewegte sich ohne Kontrolle. Trotzdem war das ganze Haus wie ein leerer Kokon, wie ein übergroßer Sarg, der irgendwo verlassen auf dem Friedhof stand.
Was hatte er in der Nacht getrieben? Sie drückte die Klinke des Eisenbahn-Zimmers. Nicht verschlossen! Es roch verschmort. Der Transformator stand auf dem Werktisch neben der Bahnanlage. Das Netzkabel lag abgeschnitten daneben. Wollte er es noch einmal verwenden?
An einem Waggon verbog sie ein Rad. Es würde eiern, wenn der Wagen führe. Bei einer Weiche verstellte sie ein Hebelchen. Der nächste Zug würde nicht fahren wie geplant. Einige Persönchen versetzte sie vom Bahnsteig auf die Gleise, wo sie einen modellmäßigen Tod finden würden.
Einen Moment lang überkam sie die Lust auf Zerstörung. Aber das war ihr zu banal und sie zügelte sich, das Kabel in die Eisenbahnzüge, Gleise, Bahnhöfe zu schlagen.
Ein Schlag? Dr. Alfred Froner, warum traf er ihn nicht, schnell und wirksam? Bei seiner Angina Pectoris?
Früher hatte sie statt Kabel Schnur gesagt. Um Himmels willen, Alfred war außer sich gewesen. Ein Paket hat eine Schnur, Schuhe werden geschnürt. Durch eine Schnur fließt kein Strom, aber das Ding vom Staubsauger zur Steckdose ist ein Kabel und bleibt ein Kabel.
Sie zog den aalglatten Kunststoff durch die Hand, tödliche Tarnung der zweihundertdreißig Volt.
In der Küche schnitt sie rundum in den Kunststoff, zog ihn ab, bis die roten frisch glänzenden Kupferdrähtchen frei lagen. Fingerlänge, das müsste reichen.
15 Uhr 15. Bis Dienstschluss im Katasteramt waren es noch einige Minuten. In ihrem Schlafzimmer lagen im Kleiderschrank hinter Hüten und Schals Weinbrandbohnen, mit den Resten des zugeteilten Haushaltgeldes.
Sie nahm ihren Beobachtungsposten ein. Martha hatte Magenschmerzen, wenn sie auf ihn wartete, der Weinbrand tat ihr gut.
Auf dem Rauchtisch neben der Post, ungeöffnet und sauber gestapelt, die Zeitung. Zur linken Seite der Glasplatte, rechtwinklig zur Kante, Seitenzahlen geordnet, ohne Eselsohren. Sie dachte ungern daran, wie einmal ein Fettfleck auf eine Seite geraten war, als sie in der Küche gelesen hatte, wie er die Seite, obwohl nur mit Werbung, gegen das Licht gehalten hatte.
Sobald er irgendwo ein schief hängendes Bild sah, auch mit einer Schräge, die andere kaum wahrnehmen konnten, sprang er auf und rückte es gerade.
Tröstend, im Obergeschoss die Straße im Blick zu haben. Wenn sie hinaus sehen konnte zu den Fahrzeugen draußen, den Nachbarn. Und zu den Bäumen, die sie an früher erinnerten, an das Wäldchen im Tal zum Nachbardorf.
Martha versteifte und musste sich regen. Sie stand auf und ging leise und langsam zur Vitrine, sah verstohlen nach der Whiskyflasche. Der Bleistiftstrich auf dem Etikett in Füllhöhe war kaum zu sehen. Ein Schluck daraus, gegen ihr Magenzwicken, war nicht mehr möglich.
Sie lauschte. 15 Uhr 40. Sie sollte jetzt den Daimler kommen sehen und den Schlüssel in der Haustür hören, wie jeden Tag um diese Uhrzeit. Er wollte doch pünktlich sein.
Der Rasen im Vorgarten war kurz wie ein Bürstenschnitt. Der Kiesweg zum Haus mit Randsteinen begrenzt, und sie beobachtete Alfred manchmal, wie er in wöchentlichem Turnus gebückt über den Rasen lief, Steinchen aufsammelte und zurück auf den Weg warf, die der Postbote versehentlich ins Gras gekickt hatte. Anfangs sah sie belustigt zu, später verärgert, dann mitleidig, jetzt gleichgültig.
Für die Silberscheiben seiner Musikstücke hatte er eine Liste, Nummer, Titel, Kaufdatum, Preis. Wie für seine Bücher, B für Belletristik, S für Sachbuch.
Mit der Zeit hatte Martha die beklemmende Vorstellung, selbst zu einer Auflistung zu werden. Eine Zergliederung und Benummerung, die sie bis in ihre Träume verfolgte. Null für ihre Seele, Eins für den Körper, Eins-Eins der Kopf, Eins-Zwei Arm rechts, Eins-Drei Arm links.
In der Küche wartete seine Leibspeise, Kräuter-Lammkeule mit Salzkartoffeln und Bohnen. Sie war sicher, Alfred würde, kaum dass er die Haustür geschlossen hätte, dem Duft folgen und die Treppe hochklettern zum Esszimmer.
16 Uhr. Die Standuhr begann zu schnurren und schlug viermal. Spät kam er heute, ihr Alf. So übel war er doch nicht. Immerhin hatte er sie aus dem bäuerlichen Milieu befreit.
Nach seiner Herzattacke hatten sie an der Treppe einen Stahl-Handlauf schrauben lassen, damit Alfred nach oben nicht außer Atem geriet.
16 Uhr 15. Die Standuhr tickte behäbig, schnurrte und schlug einmal. Warum kam er heute so spät? Ein Stau, ein Unfall? Ihr Empfinden wurde zweigleisig. Alfred war ihr fremd geworden, doch hatte er zumindest für ihr gesichertes Auskommen gesorgt.
16 Uhr 30. Sie stellte sich das Zifferblatt mit seiner Übermalung vor, 13 bis 24, oder hätte er anstatt der 24 eine Null aufgemalt? Sie musste lächeln.
17 Uhr. Nicht fünf, nein, bei Alf war um fünf tiefe Nacht, und er machte sich gern einen Spaß daraus, andere auflaufen zu lassen mit ihrer unkorrekten Uhrzeit.
Warum kam er nicht? Ahnte er etwas? Ach was, sie würde sich befreien ohne Verdacht zu erwecken.
Warten auf den Daimler. Nicht Mercedes, nein, es war sein Daimler. Nicht „Ich fahre zur Post“, nein, „Ich fahre mit meinem Daimler zur Post“. Selbst die Tankfüllungen listete er auf.
Sie setzte sich wieder ans Fenster. Noch einmal schnurrte die Standuhr, dunkel warnte der Gong einmal, zweimal. 17 Uhr 30.

Martha erschrickt aus ihren Gedanken, als ein Polizeiauto auf ihr Haus zurollt. Der Beifahrer sieht nach den Hausnummern.
Zwei Polizisten steigen aus, mit einem Koffer. Sie sehen sich um und gehen zögernd zum Haus. Es klingelt.
Sie geht hinunter, nervös streift sie den Ärmel hoch, 17 Uhr 35.
Die Polizeibeamten nehmen ihre Dienstmützen ab.
„Sind Sie Frau Froner?“
Sie nickt.
„Wir müssen Ihnen eine traurige Mitteilung machen.“

Sie steht immer noch da, an der Haustür, starr vor Schreck, nachdem die zwei gegangen sind, fasst noch einmal an die Klinke, als könne sie das soeben Geschehene rückgängig machen. Unsinn, die Polizisten kommen nicht zurück, um sich für einen Irrtum zu entschuldigen. Sie haben ihren Alfred leblos im Auto sitzend gefunden. Den Autoschlüssel haben sie ihr in die Hand gedrückt, der Pilotenkoffer steht im Flur, ohne Zweifel. Was tun? Der Schock lähmt ihre Gedanken. Ihr fällt nur ein, oben die Lammkeule vom Herd zu nehmen.
Etwas ist in ihr durchtrennt, eine Wunde blutet. Sie spürt, wie sie zur Hülle wird, ein Bild, das nur noch aus Rahmen besteht. Sie wendet sich um. Nach oben, weg von der Nachricht zur Vitrine! Zur Vitrine?
Whisky! Ein erlösender Gedanke. Fort aus dieser Welt! Sie geht zur Treppe, mechanisch, wie von einem Uhrwerk getrieben.
Ich muss hoch zur Vitrine, der Strich kontrolliert mich nicht mehr.
Die Stufen schwanken, kippen nach rechts, kippen nach links. Was ist mit mir? Warum sehe ich nichts mehr? Um mich ist alles schwarz. Meine Knie knicken ein. Der Handlauf – mein letzter Halt.
In der Stille der Leichenhalle liegen sie nach vielen Jahren wieder nebeneinander.
„Ein seltsamer Suizid“, sagt der Arzt zu seinem Kollegen. „Selbst wenn kurz vorher ihr Mann gestorben ist und sie geschockt war, kannst du dir vorstellen, dass sie sich umbringt wie auf einem elektrischen Stuhl?“
„Wie denn das?“
„Merkwürdig, die Frau ist etwas umständlich vorgegangen. Erst wickelt sie die Kupferlitzen eines Kabels etwas versteckt um die Halterung eines Handlaufs, drückt den Stecker in die nächste Dose und umklammert dann unten am Treppenaufgang den Handlauf.“
„Wirklich merkwürdig. Bist du sicher, dass es die Frau war, die mit dem Kabel hantiert hat?“
„Ganz sicher nicht. Es könnte auch der Mann gewesen sein.“
 

Kayl

Mitglied
Danke, Jon, für die Kritik. Mit dem Zeitenwechsel am Schluss wollte ich die Spannung erhöhen - nicht ganz korrekt - das ist richtig. 2 Leerzeilen eingefügt. Die Auflistung des "Schlimmen" war im ersten Entwurf noch länger.
Grüße von
Horst Kayling
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Es muss ja in der Literatur nicht immer alles "korrekt" sein, es kommt drauf an, ob der Regelbruch bewusst gewählt wurde (oder auch aus dem Bauch heraus), um einen bestimmten Effekt zu erzielen, und ob dieser Effekt auch erzielt wird. Erstes (dass es der Spannung dienen soll) dachte ich mir fast, Letzteres (erhöht es sie?) funktioniert für mein Empfinden nicht (die Spannung ist mir auch so hoch genug).

Schon gekürzt? Na dann! ;)


Die zweite Leerzeile gehört nicht hierhin:
„Wir müssen Ihnen eine traurige Mitteilung machen.“

Sie steht immer noch
sondern hierhin:
Der Handlauf – mein letzter Halt.

In der Stille der Leichenhalle liegen sie nach vielen Jahren wieder nebeneinander.
Oder?
 

Kayl

Mitglied
Sie sah Licht unter der Tür, mitten in der Nacht. Sie sah nicht nur den Lichtspalt, sondern hörte auch eine leise Stimme.
Die Stimme folgte ihr, ohne dass sie etwas verstand. In der Küche füllte sie unzählige Löffel Kaffeepulver in den Filter, ohne dass die notwendige Menge zustande kam. Wieder diese leise Stimme, kein Brodeln der Kaffeemaschine und die Angst, die Stimme zu verstehen, die lauter werden könnte. Alfred saß am Tisch, führte eine leere Tasse zum Mund, schnitt ein Brötchen auf, das er nicht in der Hand hatte und strich pantomimisch nicht vorhandene Butter darauf. Sie verkrampfte, weil er immer noch murmelte, aber er sah sie nicht einmal an, sondern fegte mit seinem Arm das zweite Gedeck vom Tisch. Es fiel klirrend zu Boden. Sie wachte schweißnass auf.
Beim Frühstück, wie immer gesprächsarm, gab sie sich einen Ruck:
„Alf, warst du heute Nacht an deiner Eisenbahn?“
„Ja, warum?“
„Ich habe dich reden gehört. Hast du Probleme?“
„Der Transformator ist hin.“
„Das tut mir leid.“
Jetzt sah Alfred sie an, zuckte mit den Schultern und schwieg.
Er stand auf und nahm die Autoschlüssel. Martha lief ihm nach.
„Kommst du heute pünktlich?“ Sie musste doch etwas sagen.
Er nickte.
Ein Winken zum Abschied – wie jeden Morgen auf seinem Weg zur Garage dieser Wink, in der Rechten den Pilotenkoffer.
Martha drückte leise die Haustür zu und schloss die Augen.
Es dauerte einige Momente, bis sie wusste, dass sie allein war. Sie atmete und bewegte sich ohne Kontrolle. Trotzdem war das ganze Haus wie ein leerer Kokon, wie ein übergroßer Sarg, der irgendwo verlassen auf dem Friedhof stand.
Was hatte er in der Nacht getrieben? Sie drückte die Klinke des Eisenbahn-Zimmers. Nicht verschlossen! Es roch verschmort. Der Transformator stand auf dem Werktisch neben der Bahnanlage. Das Netzkabel lag abgeschnitten daneben. Wollte er es noch einmal verwenden?
An einem Waggon verbog sie ein Rad. Es würde eiern, wenn der Wagen führe. Bei einer Weiche verstellte sie ein Hebelchen. Der nächste Zug würde nicht fahren wie geplant. Einige Persönchen versetzte sie vom Bahnsteig auf die Gleise, wo sie einen modellmäßigen Tod finden würden.
Einen Moment lang überkam sie die Lust auf Zerstörung. Aber das war ihr zu banal und sie zügelte sich, das Kabel in die Eisenbahnzüge, Gleise, Bahnhöfe zu schlagen.
Ein Schlag? Dr. Alfred Froner, warum traf er ihn nicht, schnell und wirksam? Bei seiner Angina Pectoris?
Früher hatte sie statt Kabel Schnur gesagt. Um Himmels willen, Alfred war außer sich gewesen. Ein Paket hat eine Schnur, Schuhe werden geschnürt. Durch eine Schnur fließt kein Strom, aber das Ding vom Staubsauger zur Steckdose ist ein Kabel und bleibt ein Kabel.
Sie zog den aalglatten Kunststoff durch die Hand, tödliche Tarnung der zweihundertdreißig Volt.
In der Küche schnitt sie rundum in den Kunststoff, zog ihn ab, bis die roten frisch glänzenden Kupferdrähtchen frei lagen. Fingerlänge, das müsste reichen.
15 Uhr 15. Bis Dienstschluss im Katasteramt waren es noch einige Minuten. In ihrem Schlafzimmer lagen im Kleiderschrank hinter Hüten und Schals Weinbrandbohnen, mit den Resten des zugeteilten Haushaltgeldes.
Sie nahm ihren Beobachtungsposten ein. Martha hatte Magenschmerzen, wenn sie auf ihn wartete, der Weinbrand tat ihr gut.
Auf dem Rauchtisch neben der Post, ungeöffnet und sauber gestapelt, die Zeitung. Zur linken Seite der Glasplatte, rechtwinklig zur Kante, Seitenzahlen geordnet, ohne Eselsohren. Sie dachte ungern daran, wie einmal ein Fettfleck auf eine Seite geraten war, als sie in der Küche gelesen hatte, wie er die Seite, obwohl nur mit Werbung, gegen das Licht gehalten hatte.
Sobald er irgendwo ein schief hängendes Bild sah, auch mit einer Schräge, die andere kaum wahrnehmen konnten, sprang er auf und rückte es gerade.
Tröstend, im Obergeschoss die Straße im Blick zu haben. Wenn sie hinaus sehen konnte zu den Fahrzeugen draußen, den Nachbarn. Und zu den Bäumen, die sie an früher erinnerten, an das Wäldchen im Tal zum Nachbardorf.
Martha versteifte und musste sich regen. Sie stand auf und ging leise und langsam zur Vitrine, sah verstohlen nach der Whiskyflasche. Der Bleistiftstrich auf dem Etikett in Füllhöhe war kaum zu sehen. Ein Schluck daraus, gegen ihr Magenzwicken, war nicht mehr möglich.
Sie lauschte. 15 Uhr 40. Sie sollte jetzt den Daimler kommen sehen und den Schlüssel in der Haustür hören, wie jeden Tag um diese Uhrzeit. Er wollte doch pünktlich sein.
Der Rasen im Vorgarten war kurz wie ein Bürstenschnitt. Der Kiesweg zum Haus mit Randsteinen begrenzt, und sie beobachtete Alfred manchmal, wie er in wöchentlichem Turnus gebückt über den Rasen lief, Steinchen aufsammelte und zurück auf den Weg warf, die der Postbote versehentlich ins Gras gekickt hatte. Anfangs sah sie belustigt zu, später verärgert, dann mitleidig, jetzt gleichgültig.
Für die Silberscheiben seiner Musikstücke hatte er eine Liste, Nummer, Titel, Kaufdatum, Preis. Wie für seine Bücher, B für Belletristik, S für Sachbuch.
Mit der Zeit hatte Martha die beklemmende Vorstellung, selbst zu einer Auflistung zu werden. Eine Zergliederung und Benummerung, die sie bis in ihre Träume verfolgte. Null für ihre Seele, Eins für den Körper, Eins-Eins der Kopf, Eins-Zwei Arm rechts, Eins-Drei Arm links.
In der Küche wartete seine Leibspeise, Kräuter-Lammkeule mit Salzkartoffeln und Bohnen. Sie war sicher, Alfred würde, kaum dass er die Haustür geschlossen hätte, dem Duft folgen und die Treppe hochklettern zum Esszimmer.
16 Uhr. Die Standuhr begann zu schnurren und schlug viermal. Spät kam er heute, ihr Alf. So übel war er doch nicht. Immerhin hatte er sie aus dem bäuerlichen Milieu befreit.
Nach seiner Herzattacke hatten sie an der Treppe einen Stahl-Handlauf schrauben lassen, damit Alfred nach oben nicht außer Atem geriet.
16 Uhr 15. Die Standuhr tickte behäbig, schnurrte und schlug einmal. Warum kam er heute so spät? Ein Stau, ein Unfall? Ihr Empfinden wurde zweigleisig. Alfred war ihr fremd geworden, doch hatte er zumindest für ihr gesichertes Auskommen gesorgt.
16 Uhr 30. Sie stellte sich das Zifferblatt mit seiner Übermalung vor, 13 bis 24, oder hätte er anstatt der 24 eine Null aufgemalt? Sie musste lächeln.
17 Uhr. Nicht fünf, nein, bei Alf war um fünf tiefe Nacht, und er machte sich gern einen Spaß daraus, andere auflaufen zu lassen mit ihrer unkorrekten Uhrzeit.
Warum kam er nicht? Ahnte er etwas? Ach was, sie würde sich befreien ohne Verdacht zu erwecken.
Warten auf den Daimler. Nicht Mercedes, nein, es war sein Daimler. Nicht „Ich fahre zur Post“, nein, „Ich fahre mit meinem Daimler zur Post“. Selbst die Tankfüllungen listete er auf.
Sie setzte sich wieder ans Fenster. Noch einmal schnurrte die Standuhr, dunkel warnte der Gong einmal, zweimal. 17 Uhr 30.

Martha erschrickt aus ihren Gedanken, als ein Polizeiauto auf ihr Haus zurollt. Der Beifahrer sieht nach den Hausnummern.
Zwei Polizisten steigen aus, mit einem Koffer. Sie sehen sich um und gehen zögernd zum Haus. Es klingelt.
Sie geht hinunter, nervös streift sie den Ärmel hoch, 17 Uhr 35.
Die Polizeibeamten nehmen ihre Dienstmützen ab.
„Sind Sie Frau Froner?“
Sie nickt.
„Wir müssen Ihnen eine traurige Mitteilung machen.“
Sie steht immer noch da, an der Haustür, starr vor Schreck, nachdem die zwei gegangen sind, fasst noch einmal an die Klinke, als könne sie das soeben Geschehene rückgängig machen. Unsinn, die Polizisten kommen nicht zurück, um sich für einen Irrtum zu entschuldigen. Sie haben ihren Alfred leblos im Auto sitzend gefunden. Den Autoschlüssel haben sie ihr in die Hand gedrückt, der Pilotenkoffer steht im Flur, ohne Zweifel. Was tun? Der Schock lähmt ihre Gedanken. Ihr fällt nur ein, oben die Lammkeule vom Herd zu nehmen.
Etwas ist in ihr durchtrennt, eine Wunde blutet. Sie spürt, wie sie zur Hülle wird, ein Bild, das nur noch aus Rahmen besteht. Sie wendet sich um. Nach oben, weg von der Nachricht zur Vitrine! Zur Vitrine?
Whisky! Ein erlösender Gedanke. Fort aus dieser Welt! Sie geht zur Treppe, mechanisch, wie von einem Uhrwerk getrieben.
Ich muss hoch zur Vitrine, der Strich kontrolliert mich nicht mehr.
Die Stufen schwanken, kippen nach rechts, kippen nach links. Was ist mit mir? Warum sehe ich nichts mehr? Um mich ist alles schwarz. Meine Knie knicken ein. Der Handlauf – mein letzter Halt.

In der Stille der Leichenhalle liegen sie nach vielen Jahren wieder nebeneinander.
„Ein seltsamer Suizid“, sagt der Arzt zu seinem Kollegen. „Selbst wenn kurz vorher ihr Mann gestorben ist und sie geschockt war, kannst du dir vorstellen, dass sie sich umbringt wie auf einem elektrischen Stuhl?“
„Wie denn das?“
„Merkwürdig, die Frau ist etwas umständlich vorgegangen. Erst wickelt sie die Kupferlitzen eines Kabels etwas versteckt um die Halterung eines Handlaufs, drückt den Stecker in die nächste Dose und umklammert dann unten am Treppenaufgang den Handlauf.“
„Wirklich merkwürdig. Bist du sicher, dass es die Frau war, die mit dem Kabel hantiert hat?“
„Ganz sicher nicht. Es könnte auch der Mann gewesen sein.“
 

Kayl

Mitglied
Leerzeile habe ich verschoben, ist ja auch schnell erledigt. Das Ende noch einmal gelesen und dann entschieden, Wechsel Präteritum – Präsens zu lassen. Ich habe das Gefühl, dass der Leser damit noch näher dran kommt. „Aufzählung“ noch nicht gekürzt. Warum gefällt sie mir? Vielleicht, weil ich selbst ein kleiner Pedant bin, der sich in Ansätzen in dieser Geschichte wiederfindet.
 
G

Gelöschtes Mitglied 16391

Gast
Hallo Kayl,

meine Gedanken zu deiner Story: Die Idee finde ich gut, die Umsetzung gefällt mir weniger. Als Erstes habe ich mich vor allem an deinem Layout gestört. Es gibt nur drei Absätze, bzw. Paragraphen, dabei würden m.E. mehr Absätze (evtl. sogar Blocksatz) mehr Sinn und den Inhalt überschaubarer machen. Selbst dann aber empfinde ich den Aufbau deiner Geschichte als verworren. Beim Lesen der ersten Zeilen stolperte ich immer wieder über diesen Teil:

Die Stimme folgte ihr, ohne dass sie etwas verstand. In der Küche füllte sie unzählige Löffel Kaffeepulver in den Filter, ohne dass die notwendige Menge zustande kam. Wieder diese leise Stimme, kein Brodeln der Kaffeemaschine und die Angst, die Stimme zu verstehen, die lauter werden könnte. Alfred saß am Tisch, führte eine leere Tasse zum Mund, schnitt ein Brötchen auf, das er nicht in der Hand hatte und strich pantomimisch nicht vorhandene Butter darauf. Sie verkrampfte, weil er immer noch murmelte, aber er sah sie nicht einmal an, sondern fegte mit seinem Arm das zweite Gedeck vom Tisch. Es fiel klirrend zu Boden. Sie wachte schweißnass auf.
Die Personifizierung der Stimme am Anfang will mir nicht einleuchten. Dass die Stimme ihr folgt, ergibt für mich keinen Sinn, denn dann müsste die Protagonsitin sich mehr im Haus bewegen
ohne dass die Stimme verschwindet. Sie ist jedoch nur in der Küche und hört die leise Stimme und hat Angst, dass sie die Stimme versteht oder sie lauter wird. Dann ist die Stimme doch da, aber sie folgt ihr nicht (wohin auch?). Das Ganze ist eine Traumsequenz, das wird für mich aber zu spät klar.

Insgesamt, ohne jetzt ins Detail zu gehen, würde ich mir mehr Struktur wünschen, das würde das Verständnis dieser Geschichte in meinen Augen erheblich erleichtern.

Liebe Grüße,

CPMan
 

jon

Mitglied
Teammitglied
@CPMan
Mehr "Paragraphen"? Wo um Himmels willen?
Wieso reichen die Absätze nicht? Allein der kurze letzte Abschnitt hat 7 davon …


Blocksatz geht in der LL nicht so ohne Weiteres.
Code:
Man müsste den ganzen Text mit code-Tags versehen, aber das hat Nachteile. Zum Beispiel die Übernahme der Schriftart (optisches Problem).
Oder dass man im Originaltext ja per Hand alle Zeilen-
umbrüche einfügen müsste. Dann ist aber  trotzdem noch
nicht gewährleistet, dass es cool aussieht,  weil  man
zum Beispiel künstlich  Leerzeichen  einfügen muss und
der Zeilenabstand komisch aussieht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 16391

Gast
Ich hab mich wohl falsch ausgedrückt. Ich meinte Leerzeilen zwischen den einzelnen Paragraphen. Letzten Endes hätte ich die Geschichte wohl gerne in klar abgegrenzte, in sich schlüssige und ohne Überflüssigkeiten auskommende, in Blocksatz geschriebene Häppchen serviert bekommen. Meine persönliche, absolut subjektive Meinung.
 

petrasmiles

Mitglied
Richtig spannend - bin an der Schnur mitgelaufen :)
Die Traumsequenz fand ich - im Gegensatz zu meinem Vorredner - richtig gut. Sie baute Spannung auf, und dann auch gleich die Erleichterung, war ja nur ein Traum.
Ich mag es, wenn etwas Unerwartetes passiert und habe auch keine Erwartungen, die ich erfüllt sehen möchte.
Ich fand es toll, wie Du von Anfang an diese Atmosphäre der Bedrohung hergestellt hast, die auch außerhalb des Traumes wirkte über die Banalität der Kommunikation des Ehepaares hinweg.
Fand' ich eigentlich schade, dass beide dran glauben mussten, aber es gibt ja viele mögliche Enden, und irgendwie passt das am besten.

Liebe Grüße
Petra
 

jon

Mitglied
Teammitglied
@CPMan
Das war schon eingermaßen verständlich - an Leerzeilen hab ich auch als erstes gedacht. Weil ich aber nicht verstand (und bis jetzt nicht verstehe *), wo du da welche gewünscht hättest, dachte ich, du meinst vielleicht doch Absätzen (also ohne Leerzeile).
[Klugscheißmodus]
* Absätze und Abschnitte (also die mit Leerzeile jetzt) sind nicht „inhaltslos“, sondern fassen Sinn-Zusammenhänge. Bei Abschnitten (keine Ahnung, ob es dafür einen Fachbegriff gibt) zum Beispiel fügt man nur bei erheblichen(**) Sprüngen ein - bei eine Orts- oder Zeitenwechsel z. B. oder wenn der Point of View sich ändert.
** Wobei sich erheblich auf den Kontext bezieht. Wenn im normalen Fluss praktisch jeder Pups erwähnt wird, ist ein Sprung von 10 Minuten erheblich; wenn im normalen Fluss schon mal in paar Tage übergangen werden, ist ein Sprung von Wochen (bzw. eben an einen anderen Ort) erheblich.
[/Klugscheißmodus]

[Redakteursmodus]
Tipp: Da Blocksatz nicht geht, empfiehlt sich, Absatzstrukturen durch Einzüge deutlicher zu machen. Ist in Sachen Aufwand druchaus handhabbar: Immer an der Einzugsstelle (z.B. für einen x-Zeichen-Einzug) [ x] schreiben. (siehe http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=bbcode#fn9) Aber zugegeben - bei den "großen Werken" hab ich es zwar gemacht, aber bei kurzen denk ich auch nicht immer dran.
[/Redakteursmodus]
 

Soean

Mitglied
Hallo Kayl,

ist zwar sehr spät, aber ich habe gerade Deine Geschichte gelesen. Sehr spannend geschrieben. Man kann mit der Frau gut mitfühlen. Dass sie am Ende an ihrer eigenen Falle stirbt ist wohl gerechtes Schicksal, kommt aber sehr überraschend (in positiver hinsicht).
Sehr sehr schön. Ging runter wie Öl!

Ich persönlich wäre aber warscheinlich bei einer Zeitform geblieben.

Liebe Grüße, Sören
 



 
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