Die Schultüte
Niki war aufgeregt, denn das große Ereignis, ihr Erster Schultag, rückte näher.
Einen wunderschönen Ranzen hatte sie sich bereits vor einiger Zeit aussuchen dürfen, gemeinsam mit ihrer besten Freundin Mona, die sie aus dem Kindergarten kannte.
Aber die Schultüte, die man zu diesem Anlass geschenkt bekam, ging ihr nicht aus dem Kopf. Welche Überraschungen mochten wohl darin stecken? Mona belächelte sie deswegen.
„Na, Süßigkeiten, was denn sonst! Bei meinem großen Bruder Jens war das jedenfalls so!“
„Dann mag ich keine!“, maulte Niki. Sie mochte viel lieber Salzbrezeln.
„Kann man sich wünschen, was in die Schultüte kommt?“, fragte sie Jens.
„Klar. Ob der Wunsch dann in Erfüllung geht, ist eine andere Sache.“
„Die übrig gebliebenen Wünsche von Weihnachten wären nicht schlecht!“. Niki machte ein hoffnungsvolles
Gesicht.
„Wenn du dabei schon wieder an ein lebendes Pony denkst, so glaube ich kaum, dass es in eine Schultüte hineinpasst.“, grinste Jens.
Niki schnitt eine Grimasse. „Wer füllt die eigentlich?“
„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass der Bürgermeister sie bei uns in der Klasse verteilt hat.“,
erinnerte sich Jens, der in nun die 4. Klasse kam.
Niki hatte den wichtigen Mann bei dem Sommerfest im Kindergarten gesehen.
Dass er ihren sehnlichsten Wunsch kannte, war eher unwahrscheinlich.
In der folgenden Nacht schlief Niki unruhig.
„Hatschi!“ Irgendetwas kitzelte sie an der Nase und reizte zum Niesen. Sie setzte sich auf und rieb sich verdutzt die Augen. Ein blaues Pony, dessen Mähne, Schweif und Hufe silbern schienen, scharrte ungeduldig vor ihrem Bett.
„Ich habe dich mit meiner Mähne wach gekitzelt. Komm mit, Niki!“
Das ließ sich Niki nicht zweimal sagen. Kaum saß sie rittlings auf dem Rücken des Ponys, als sie auch schon in die Nacht hinaus flogen. Niki klammerte sich fest, um bloß nicht herunter zu fallen.
„Wie heißt du denn?“, keuchte sie angestrengt.
„BLA-SI-PO!“, wieherte das blau-silberne Pony.
„Das ist doch kein Name für ein Pony!“, entrüstete sich das Mädchen.
„Das ist genau der richtige Name für mich!“, erwiderte Blasipo beleidigt.
„Im Übrigen finde ich deinen auch nicht besonders toll!“
Damit waren sie quitt.
Ein wenig wunderte sich Niki schon darüber, dass ein Pony ihren Namen kannte. Aber einem blau-silbernen Pony konnte man so etwas durchaus zutrauen.
„Wohin fliegen wir?“, erkundigte sich Niki neugierig.
„Zur großen Q!“, ließ Blasipo verlauten.
„Davon habe ich noch nie gehört!“ Niki war gespannt.
„Da vorne ist es schon!“,verkündete das Pony.
Sie landeten weich, wie auf einer Wolke. In der Mitte befand sich eine Quelle, aus der ein Bach sprudelte, der dauernd seine Farbe änderte. Als sie nah herantrat, stellte Niki fest, dass er kein Wasser mit sich führte, sondern lauter bunte Buchstaben. Dazwischen purzelten farblose, aber glitzernde Zahlen lustig durcheinander.
„Das ist ja seltsam!“, rief das kleine Mädchen. „Wieso ist denn der Bach so bunt? Und wo fließt er hin?“
Bedächtig antwortete Blasipo.
„Sieh genau hin, bei 'R' färbt er sich rot, bei 'B' blau, bei 'G' gelb und grün, bei 'P' pink und so weiter. Er fließt in einen riesigen See, wo die Wörter und komplizierten Zahlen zusammengesetzt werden.“
Niki staunte. Übermütig fischte sie ein neongrünes 'N‘, zwei indigoblaue 'I’ und ein kakaobraunes 'K‘ heraus. „Sieh mal, das sind die Buchstaben von meinem Namen!“
Rasch ergriff sie noch eine glitzernde '6‘. „Und so alt bin ich jetzt!“
Eifrig steckte sie alles in die Brusttasche ihres Schlafanzugs.
Das Pony lächelte milde und weise:
„Jetzt weißt du, woher die Buchstaben und Zahlen kommen. Nun aber schnell zurück. Wir haben einen weiten Weg vor uns!“
In großem Bogen flogen sie zum Kinderzimmer. Das blau-silberne Pony ließ Niki, die mittlerweile eingeschlafen war, wohlbehalten in ihr Bett gleiten. Vorsichtig zupfte es noch die Decke zurecht, dann verschwand es, bevor die Sonne aufging.
Niki wachte müde auf. Das war vielleicht ein anstrengender Traum gewesen. Wie gut, dass die Einschulung erst einen Tag später war. Seltsam war nur, dass bunte Buchstaben und eine glitzernde ‚6‘ aus ihrem Pyjama auf den Boden fielen.
Dann war es so weit. Bei der Begrüßungsfeier erhielt Mona die gewünschte pinkfarbene Schultüte. Nikis Schultüte war blau-silbern, was sie aber nicht sonderlich zu überraschen schien. Sie lächelte still. Mona packte hoch zufrieden ihre Lieblingsnaschereien aus.
„Was ist, hast du dein Pony bekommen?“, spöttelte sie, als sie ihrer Freundin dabei zusah.
Niki sagte gar nichts. Mit immer größer werdenden Augen beförderte sie zunächst eine Packung Salzbrezeln nach oben, an der eine Schnur mit drei aufgefädelten Papierröllchen befestigt war. Ganz unten in der Spitze der Schultüte waren mehrere Mohrrüben. Niki entrollte die vermeintlichen Lose und sah blau-silberne Ponys darauf gezeichnet. Was hatte das zu bedeuten? Ihre Eltern schmunzelten:
„Die drei Ponys bedeuten dreimal Reiten auf dem Ponyhof. Die Mohrrüben sind zum Naschen für das kleine Pony gedacht. Wenn es dann seinen Kopf in die Schultüte steckt, kannst du wahrheitsgemäß sagen, dass du ein Pony in deiner Schultüte hattest.“
Nachmittags war die erste Reitstunde. Das Pony hatte ein dunkles, bläulich schimmerndes Fell. Mähne, Schweif und Hufe schimmerten silbern.
„Hallo Blasipo!“, flüsterte Niki selig und dachte an ihr nächtliches Abenteuer.
Aber das blieb ihr Geheimnis.
Niki war aufgeregt, denn das große Ereignis, ihr Erster Schultag, rückte näher.
Einen wunderschönen Ranzen hatte sie sich bereits vor einiger Zeit aussuchen dürfen, gemeinsam mit ihrer besten Freundin Mona, die sie aus dem Kindergarten kannte.
Aber die Schultüte, die man zu diesem Anlass geschenkt bekam, ging ihr nicht aus dem Kopf. Welche Überraschungen mochten wohl darin stecken? Mona belächelte sie deswegen.
„Na, Süßigkeiten, was denn sonst! Bei meinem großen Bruder Jens war das jedenfalls so!“
„Dann mag ich keine!“, maulte Niki. Sie mochte viel lieber Salzbrezeln.
„Kann man sich wünschen, was in die Schultüte kommt?“, fragte sie Jens.
„Klar. Ob der Wunsch dann in Erfüllung geht, ist eine andere Sache.“
„Die übrig gebliebenen Wünsche von Weihnachten wären nicht schlecht!“. Niki machte ein hoffnungsvolles
Gesicht.
„Wenn du dabei schon wieder an ein lebendes Pony denkst, so glaube ich kaum, dass es in eine Schultüte hineinpasst.“, grinste Jens.
Niki schnitt eine Grimasse. „Wer füllt die eigentlich?“
„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass der Bürgermeister sie bei uns in der Klasse verteilt hat.“,
erinnerte sich Jens, der in nun die 4. Klasse kam.
Niki hatte den wichtigen Mann bei dem Sommerfest im Kindergarten gesehen.
Dass er ihren sehnlichsten Wunsch kannte, war eher unwahrscheinlich.
In der folgenden Nacht schlief Niki unruhig.
„Hatschi!“ Irgendetwas kitzelte sie an der Nase und reizte zum Niesen. Sie setzte sich auf und rieb sich verdutzt die Augen. Ein blaues Pony, dessen Mähne, Schweif und Hufe silbern schienen, scharrte ungeduldig vor ihrem Bett.
„Ich habe dich mit meiner Mähne wach gekitzelt. Komm mit, Niki!“
Das ließ sich Niki nicht zweimal sagen. Kaum saß sie rittlings auf dem Rücken des Ponys, als sie auch schon in die Nacht hinaus flogen. Niki klammerte sich fest, um bloß nicht herunter zu fallen.
„Wie heißt du denn?“, keuchte sie angestrengt.
„BLA-SI-PO!“, wieherte das blau-silberne Pony.
„Das ist doch kein Name für ein Pony!“, entrüstete sich das Mädchen.
„Das ist genau der richtige Name für mich!“, erwiderte Blasipo beleidigt.
„Im Übrigen finde ich deinen auch nicht besonders toll!“
Damit waren sie quitt.
Ein wenig wunderte sich Niki schon darüber, dass ein Pony ihren Namen kannte. Aber einem blau-silbernen Pony konnte man so etwas durchaus zutrauen.
„Wohin fliegen wir?“, erkundigte sich Niki neugierig.
„Zur großen Q!“, ließ Blasipo verlauten.
„Davon habe ich noch nie gehört!“ Niki war gespannt.
„Da vorne ist es schon!“,verkündete das Pony.
Sie landeten weich, wie auf einer Wolke. In der Mitte befand sich eine Quelle, aus der ein Bach sprudelte, der dauernd seine Farbe änderte. Als sie nah herantrat, stellte Niki fest, dass er kein Wasser mit sich führte, sondern lauter bunte Buchstaben. Dazwischen purzelten farblose, aber glitzernde Zahlen lustig durcheinander.
„Das ist ja seltsam!“, rief das kleine Mädchen. „Wieso ist denn der Bach so bunt? Und wo fließt er hin?“
Bedächtig antwortete Blasipo.
„Sieh genau hin, bei 'R' färbt er sich rot, bei 'B' blau, bei 'G' gelb und grün, bei 'P' pink und so weiter. Er fließt in einen riesigen See, wo die Wörter und komplizierten Zahlen zusammengesetzt werden.“
Niki staunte. Übermütig fischte sie ein neongrünes 'N‘, zwei indigoblaue 'I’ und ein kakaobraunes 'K‘ heraus. „Sieh mal, das sind die Buchstaben von meinem Namen!“
Rasch ergriff sie noch eine glitzernde '6‘. „Und so alt bin ich jetzt!“
Eifrig steckte sie alles in die Brusttasche ihres Schlafanzugs.
Das Pony lächelte milde und weise:
„Jetzt weißt du, woher die Buchstaben und Zahlen kommen. Nun aber schnell zurück. Wir haben einen weiten Weg vor uns!“
In großem Bogen flogen sie zum Kinderzimmer. Das blau-silberne Pony ließ Niki, die mittlerweile eingeschlafen war, wohlbehalten in ihr Bett gleiten. Vorsichtig zupfte es noch die Decke zurecht, dann verschwand es, bevor die Sonne aufging.
Niki wachte müde auf. Das war vielleicht ein anstrengender Traum gewesen. Wie gut, dass die Einschulung erst einen Tag später war. Seltsam war nur, dass bunte Buchstaben und eine glitzernde ‚6‘ aus ihrem Pyjama auf den Boden fielen.
Dann war es so weit. Bei der Begrüßungsfeier erhielt Mona die gewünschte pinkfarbene Schultüte. Nikis Schultüte war blau-silbern, was sie aber nicht sonderlich zu überraschen schien. Sie lächelte still. Mona packte hoch zufrieden ihre Lieblingsnaschereien aus.
„Was ist, hast du dein Pony bekommen?“, spöttelte sie, als sie ihrer Freundin dabei zusah.
Niki sagte gar nichts. Mit immer größer werdenden Augen beförderte sie zunächst eine Packung Salzbrezeln nach oben, an der eine Schnur mit drei aufgefädelten Papierröllchen befestigt war. Ganz unten in der Spitze der Schultüte waren mehrere Mohrrüben. Niki entrollte die vermeintlichen Lose und sah blau-silberne Ponys darauf gezeichnet. Was hatte das zu bedeuten? Ihre Eltern schmunzelten:
„Die drei Ponys bedeuten dreimal Reiten auf dem Ponyhof. Die Mohrrüben sind zum Naschen für das kleine Pony gedacht. Wenn es dann seinen Kopf in die Schultüte steckt, kannst du wahrheitsgemäß sagen, dass du ein Pony in deiner Schultüte hattest.“
Nachmittags war die erste Reitstunde. Das Pony hatte ein dunkles, bläulich schimmerndes Fell. Mähne, Schweif und Hufe schimmerten silbern.
„Hallo Blasipo!“, flüsterte Niki selig und dachte an ihr nächtliches Abenteuer.
Aber das blieb ihr Geheimnis.
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