die schwankende spiegelung im schwarzen torfwasser

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  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 15780
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G

Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Wasser und Spiegelung – hätte genügt. Schwankende – hätte ein Zusatzeffekt sein können. Schwarz – Höllenfarbe, geht gerade noch. Torf – wenn du mich fragst, aber du fragst mich nicht, gibt dem Bild ein gewisses ZDF-Gegrusel. Zum Inhaltlichen ist zu sagen: Die Sache mit dem Ich und der Drumherumreimerei ist durchgeklappert. Da ist für Sprachspieler nichts mehr zu holen.
Sterne sende ich keine, aber Grüße. JF
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Mir sind eigentlich außer einer witzigen zahmen Xenie von Goethe/Schiller sonst keine Gedichte zu den drei "Grundsätzen" in Fichtes Wissenschaftslehre bekannt. Oder welche hast Du gemeint?
 
G

Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Ich kann mit dir nicht über Fichtes Wissenschaftslehre reden, die kenne ich nicht und werde sie nie kennenlernen. In meinem langen Leben bin ich über unzählige Bühnen mit unzähligen Gedichten geirrt, es ist vermutlich niemand in der LL, der da standhalten könnte. Außerdem habe ich ein gutes Gedächtnis. Spielereien mit dem Ich, ums Ich, dem Ich hinterher – hundertmal gehört. Ich kenne die Wirkung. Ich klopfe ganz automatisch Gedichte immer auf ihre Publikumswirkung ab, Xenien allerdings nicht. Die sind etwas für sehr gescheite Leute. Die begegnen mir höchst selten.
Gruß JF
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ganz nett, aber immer noch keine Antwort auf die Frage: In welchem Deiner "unzähligen" Gedichte auf "unzähligen Bühnen" hast Du Fichtes berühmte Grundsätze "Das Ich setzt sich selbst" und "Das Ich setzt sich ein Nicht-Ich entgegen" gehört"?
Es gibt einen Gedanken, der sich in diesem Gedicht damit kreuzt, und der allerdings ziemlich häufig in Gedichten eine Rolle spielt, nämlich das Kreter-Paradoxon. Die Kreuzung ist ganz einfach: "Das Nicht-Ich setzt sich selbst" = "Das Nicht-Ich setzt sich sich selbst als nicht mit sich identisch mit sich identisch".
Der dritte, damit verwobene oder gekreuzte Gedanke ist das Spiegelspiel des schwarzen Wassers in den niedersächsischen Moorgräben: und des gewiß sehr häufig durchgespielten Gedankens von der Nichtidentität des Spiegelbildes mit sich selbst, oder auch Identität des Spiegelbildes mit sich selbst, - ja, das ist häufig.

Aber hier gibt es auch eine selbstbezügliche Form, die das Schwanken mit abbildet.

Warum solltest Du Fichtes Philosophie nicht kennenlernen?
Nichts spricht dagegen, sich ein wenig mit Kant und den Entwicklungen von Fichte bis Hegel auseinanderzusetzen. Die Folgen von Hegel sind gewaltig, und die Entwicklung von der "Kritik der reinen Vernunft" bis zur "Phänomenologie des Geistes" führt über die drei Thesen der "Wissenschaftslehre". Die hier in einem Sprachbild gespiegelt sind.

Ignoranz ist kein taugliches Argument, nie.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Danke, Charlotte, für die fünf Sterne.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
und werde sie nie kennenlernen
Was für ein Pech, little Joe! Wenn Du soweit gelesen hast, hast Du die drei Grundsätze aus der ersten "Wissenschaftslehre" von Fichte bereits kennengelernt, das war dann schon das Ende der von Dir beanspruchten Ignoranz.

Der dritte fehlt noch, er ist die Synthese der vorherigen These (der gemäß das Ich sich als Selbstsetzung definiert) und der Antithese (wo die Selbstsetzung sich die Nichsichsetzung entgegensetzt) - nämlich: "Das Ich setzt sich innerhalb seines permanenten Sichselbstsetzens ein Nichtsichsetzen, also ein Nicht-Ich, entgegen".

Tja, jetzt ist es zu spät, sich mit Nichtwissen zu brüsten. Du hast in den Apfel gebissen, das führt zur Vertreibung aus dem Paradies selbstgenügsamer Ignoranz.

Die "zahmen Xenien" sind köstlich! Witzig, knapp, pointiert. Die beiden Xenien ("Gastgeschenke", zugleich mit dem Hintersinn "Befremdend-Fremdes", weil ein "Xenos" eigentlich ein Fremder mit - oder nach gewisser Zeit ohne - Gastrecht ist) über Kants Ethik ("Gerne helf ich dem Freunde ...) sind berühmt.
Natürlich kennst Du diese beiden Xenien, Du bist ja ein alter Hase im Kleefeld der Lyrik. (Wenn man Deinem stolzgeschwellten Geknödel glauben darf.)

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
In meinem langen Leben bin ich über unzählige Bühnen mit unzähligen Gedichten geirrt, es ist vermutlich niemand in der LL, der da standhalten könnte. Außerdem habe ich ein gutes Gedächtnis. ... sehr gescheite Leute. Die begegnen mir höchst selten.
Ja, was denn nun - "unzählige Bühnen" oder "höchst selten"? Da stimmt was nicht.

Der erste Irrtum Deines Verrisses ist: Wir wären hier auf einer Bühne und läsen hier vor. Nein, hier werden die Gedichte schriftlich dargeboten, das erlaubt ein sorgfältiges Eingehen auf die Verse, ihre Ordnung, Form, das kontrapunktische Wechselspiel zwischen den Zeilen, das Wiederlesen.
Der zweite: Hier ginge es um Spielereien mit dem "Ich". Nun ja, das sagt alles und nichts. Der Satz ist zu groß, da kann man die ganze ichsüchtige Betroffenheitslyrik hineinstopfen, und so wäre mein Gedicht falsch eingeordnet. Die Ichbesoffenheit der Betroffenheitslyrik ist von dieser Fichte-Diskussion um das Lügnerparadoxon, das in dem zweiten "Grundsatz" (also der Antithese) der ersten "Wissenschaftslehre"-Versionen steckt, so weit entfernt wie die turbulenten Slam-Bühnen von den inneren Filmen der Lupenleser. Ich habe auch Gedichte für die "Bühne", zum Bleistift den rezenten Sonettino in den "Festen Formen", aber selbst der erschließt sich eher beim Eintauchen in die ernsten Tiefen und spielerischen Untiefen unterhalb der lustigen Klangoberfläche.

Dieses Stück hier ist es wert, tiefer einzutauchen. Dafür bürge ich mit meinem Namen.

Hipp hipp (hurrah)
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
So durchgeklappert können die Dir, Joe,

inzwischen bekannten Thesen/Antithesen Fichtes nicht sein, daß Du sie in meinem Gedicht wiedererkannt hättest. Du hast sie ja auch vorher schon nicht wiedererkannt.

Jedenfalls sehe ich kein einziges einsames Beispiel, das Deine Mühle am rauschenden Bach antreiben könnte. Keinen einzigen einsamen Beleg Deiner Thesen, nicht einmal das Distichon von Goethe/Schiller. Was Dich natürlich nicht interessiert, da Du das "Geklapper" von Goethe als elitär geringschätzt. Und wenn das schon am grünen Holze geschieht, was soll dann so ein Nachgeborener wie ich von einem "Literaturkenner" wie Dir erwarten.

Kurz: Du liegst daneben, weit weit ab.

Und ich habe die beiden Klassiker zum Zeugen. Ohne sie auch nur im Entferntesten nachgeahmt zu haben. Was Du leider nicht abwägen kannst, da dir die "Xenien" so fremd sind, wie sie heißen.

grusz, hansz
 

lapismont

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