Die schwarzen Krähen

4,70 Stern(e) 14 Bewertungen

Walther

Mitglied
Die schwarzen Krähen


Als tiefe Wolken grau am Himmel hingen,
Da rief Gevatter Tod die schwarzen Krähen
Und ließ auf leeren Feldern Schädel säen,
Die aus den Furchen wilde Lieder singen.
Die Nächte wollen seitdem nicht vergehen.
Man sieht, wie Schatten jedes Licht bezwingen,
Und hört, dass Friedhofsglocken hohler klingen.
Wenn fahl der Mond scheint, ist‘s nur ein Versehen.
Die schwarze Zeit hat längst begonnen,
Denn irgendwann geriet die Welt ins Schlingern.
Woher das kommt, weiß keiner mehr zu sagen.
Man mag es wenden oder laut beklagen:
Das Dunkel krallt sich fest mit kalten Fingern.
Das Böse hat die Oberhand gewonnen.
 

Walther

Mitglied
hi herbert,

danke. ich habe mal ins regal für schwarze lyrik gegriffen und diese verse gefunden. es freut mich, dich gut unterhalten zu haben. :)

lg w.

hi anbas,

nicht immer gelingt ein solcher text. daher danke für lob und wertung.

lg w.

hi label,

auch dir mein dank für deine freundlichen worte und die bewertung!

lg w.
 

Andraika

Mitglied
Huch, das ist ja ein Sonnett!!
abba baab cde edc
faszinierend.

Ich fand's sehr gut, es liest sich flüssig und erzeugt richtig Atmosphäre. Super!
 

Label

Mitglied
Hallo Andraika

Walther ist der Leselupensonettguru (meine Meinung!)
das hättest du aber selbst bald herausgefunden - übrigens willkommen auf der grünen Wiese :)
Darum hat mich das überhaupt nicht überrascht.

lieber Gruß
Label
 

Walther

Mitglied
hi andraika,

das ist in der tat ein sonett, wenigstens von der äußeren form her. :) ob die innere vorgabe komplett eingehalten ist, darüber kann man rätseln. ich denke wohl schon (in ansätzen wenigstens).

aber danke natürlich für deine freundlichen worte. es freut mich, dich gut unterhalten zu haben!

lg w.

lb. label,

experte bin ich nicht, sagen wir mal, ein leidlicher schreiber. es ist noch viel luft nach oben, aber man darf und muß sich ja ziele setzen. eines ist, immer ein wenig besser zu werden.

vielen dank für die blumen, auf jeden fall. denn lob tut immer gut, auch wenn es vielleicht ein wenig übertrieben ist! ;)

lg w.
 
F

Fettauge

Gast
Das ist wieder überwältigend, Walther. Besonders der umarmende Reim gefällt mir ausgezeichnet. Lediglich bei den Schädeln frage ich mich, was die so singen.
Aber sehr, sehr gern gelesen.

Lieben Gruß
Fettauge
 

Walther

Mitglied
hallo fettauge,

ganz lieben dank für deine freundliche besprechung des sonetts, die ich einfach mal so nehme, wie sie dasteht. :)

lg w.
 

Thylda

Mitglied
Lieber Walther


Nun schleiche ich schon eine ganze Weile immer wieder um dieses Gedicht herum. Er trifft mich als eingefleischten Pessimisten wie ein Stromschlag.

Das Böse hat die Oberhand gewonnen.
Dieses Gefühl kenne ich nur zu gut. Ein wenig "doom and gloom" ist mir die Hintergrundfarbe der Welt. Aber ich weiß auch, daß Zustände nur bleiben können, wenn man sie läßt. Wenn schon, dann mit wehenden Fahnen. Ich glaube an das Gute, auch wenn ich das Schlechte erwarte.

Dieses Gedicht ist wieder mal so ein Aufrüttler für mich. Danke.

Liebe Grüße
Thylda
 

Walther

Mitglied
hi lb. thylda,

das spielen mit dem schwarzen teil des daseins - ich nenne das "schwarzdichtung" - ist immer mal wieder auf dem musenzettel. natürlich läßt dieser lange winter das schwarzsehen verständlich erscheinen. er schafft beste voraussetzung für melancholie.

an humor und ironie ist immer ein kern wahrheit. gelegentlich überfällt auch den notorischen optimisten, der aus der erfahrung heraus pragmatismus und skepsis erlernt hat, die abgrundtiefe hoffnungslosigkeit. dafür braucht man immer mal wieder ein ventil.

ein sonett wie dieses schafft mir diesen ausdrucksraum. es freut mich, dich erfreut zu haben. und wohlige schauer sind auch ein wenig freude. :)

danke für wertung und enfühlsame gedanken.

lg w.
 
P

penelope

Gast
das ganze, als globus, es erscheint wie in mantra an sich, eine ziehende rezitation des dunklen und bösen... nur das kann es aber wohl nicht nur sein: wissend wird hier ein bestimmter ton geschwungen, wissend: unsere träume sind verloren... doch schwingt ein wunderbarer rhyhtmus hin- und her, das schwingen und wiederschwingen alles erträglicher werden lässt, auch wenn die verlorenheit ja schon im titel untergebracht ist...

man gerät in einen fluss von geschehnissen, aus denen kaum ein entkommen möglich ist, kein notausgang wird uns präsentiert, trotzdem ist ein planvolles walten hinter allem zu fühlen...

fragen werden vorweggenommen, wir bekommen keine einzige chance an dem verlauf inaktiv zu sein, werden in ein meer aus dunklen gefühlen geworfen und schwimmen frei ohne boot oder segel...

"Die schwarze Zeit hat längst begonnen,(...)
Das Böse hat die Oberhand gewonnen."

es hat den anschein des letzten menschen, ohne aussicht auf trost...

ich war bedrückt, bin es immer noch...

dunkle poesie in seiner reinsten form...

lg penelope
 

Walther

Mitglied
hi penelope,

das ist aus meiner serie "schwarzgedichtet, an der ich gerade schreibe. man muß die urängste ausloten und thematisieren. sie sind teil des lebens, das, wie wir ja wissen aber gerne vergessen (wollen), absolut tödlich ist. aus dieser erkenntnis gibt es auch keinen ausweg, und daher darf dieser sog, den du zurecht ansprichst, auch holistisch sein.

in der tat weist du feinsinnig auf die konstruktionselemente des gedichts hin. hier wird dick aufgetragen, und es schwingt ein skelettgelächter, bei dem die zähne und die rippen klappern. schwarzer humor muß und darf "böse" sein. übertreibungen sind das konzept.

hezlichen dank für hereinschauen und interpretieren!

lg w.
 

HerbertH

Mitglied
lieber walther,

auf Deine Reihe schwarzgedichtet freue ich mich schon... wo wird die erscheinen?

Liebe Grüße

Herbert
 

Walther

Mitglied
lb herbert,

wenn du mir einen verlag wüßtest, würde ich es dir sagen können.

im ernst: ich habe drei oder vier titel von lyriksammlungen, und ich hoffe sehr, daß ich im sommer wenigstens eine sammlung hinbekommen und ein exposé für einen verlag schreiben kann. so langsam taste ich mich an eine form heran, die ein solches vorhaben wieder rechtfertigen könnte. vor vielen jahren habe ich mir einmal eine sehr blutige nase geholt, die dazu führte, daß ich fast 15 jahre fast nicht mehr geschrieben habe.

jetzt fühle ich mich so weit, einen rückschlag ordentlich zu verkraften. vor ein paar jahren, also vor den best of leselupe nominierungen und einigen anderen prämierungen, hätte ich das nicht gewagt aus angst, mir wieder eine schreibblockade einzuhandeln. ;)

danke für deine großartige begleitung. ohne dich wäre ich nicht da, wo ich heute bin.

lg w.
 
K

kal

Gast
guten morgen walther,
ein wunderbar dunkles gedicht.
ich sehe mich am rand des feldes stehen und lausche dem schaurig-schönen gesang der schädel.

erinnert mich an meinen momentanen lieblingsfilm von tim burton "corpes bride" ... auch er bleibt ohne happy-end ... leider!


sehr gern gelesen

lg kal
 
K

kal

Gast
hallo walther,
eine jahrelange schreibblockade? bei dir? und blutige nase?
kann mir fast nicht vorstellen.
aber eine anthologie über deine "schwarze gedichtreihe" schon :)

der kampf mit den ängsten. gewollt/ungewollt und der bumerang dazwischen wenn er einen dann trifft ... seit beinahe 3 jahren singe ich - ungewollt - mit den schädeln. ich hoffe sie sind irgendwann still.

als ich dieses gedicht las war ich hin- und weg!!! wie bei den meisten deiner gedichte :)

lg andrea
 

Walther

Mitglied
hallo kal,

danke für deinen freundlichen eintrag. an der reihe wird fleißig "verdichtet". vielleicht schaffe ich im sommer ja ein exposé.

in diesem sinne frohes dichten und werken!

lg w.
 



 
Oben Unten