Hi AmorFogo!
Also revilo hat meines Erachtens nicht so ganz unrecht. Das Gedicht hat eigentlich eine ganz interessante Pointe, auch weil sie in einer etwas beunruhigenden Mehrdeutigkeit zwischen Hingabe, Vereinnahmung, Narzissmus und Ironie verbleibt, was sehr gut ist! Die Sprache des Gedichts hat dabei den Pathosregler eindeutig auf maximale Power gestellt, full steam ahead. Das ist an sich kein Problem, aber es bräuchte hier m. E. irgendetwas, um das Gedicht ein bisschen auszubalancieren.
In der jetztigen Form trägts mich als Leser voll aus der Kurve. Die Balance könnte z B. über eine bewusste Brechung des Pathos erreicht werden, meinethalben durch die Einführung sehr technischer, "unlyrischer" Begriffe oder durch den Gebrauch von Slang-Ausdrücken o. ä. Ich nehme aber an, dass Du das auf keinen Fall möchtest, was natürlich völlig ok ist.
Dann bliebe als zweite Möglichkeit, um eine Sprach-Explosion mit anschließender Sinn-Implosion zu verhindern, der Versuch, die "normale" Bildsprache des üblichen Denkens stärker hinter sich zu lassen. Dass dem Herz Flügel wachsen, dass das Glücksempfinden mit Glockenkängen einhergeht, dass man anfängt zu tanzen usw., das alles sind relativ konventionelle Bilder (btw.: Vorsicht vor der Formulierung "goldener Regen", das ist arg nah an einer "golden shower" und ich denke nicht, dass diese Assoziation hier im Gedicht intendiert ist).
Also was tun? Woher Inspiration nehmen? Ich würde z. B. good old Schwitters mit seiner Anna Blume konsultieren. Das ist echt schon ein altes Gedicht, aber seine Sprachbilder sind doch noch ziemlich frisch und erfrischend. In Sachen Pathos steht die Anna Blume Deinen Zeilen in nichts nach, aber durch die kühnere Sprachhandhabung wirds für den Leser viel besser verdaulicher (zumindest, wenn es ein mutiger Leser mit einer gewissen Grundneugier auf ein Sprechen outside the box ist).
LG!
S.