Die Seeräuberschule

Die Seeräuberschule

Der Neuling

Wie jeden morgen trafen sich Gelbbart, Grünohr und Schwarzfuß schon lange vor der ersten Schulstunde am Karpfenteich. Sie sahen wild aus in ihren zersissenen Hemden und Hosen, mit ihren Augenklappen und roten Kopftüchern. Wie alle anderen Kinder in der Seeräuberschule hoch droben auf dem Klabauterfelsen hatten sie ihre Namen von ihren Vätern geerbt, den gefürchtetsten und berüchtigsten Gesellen, die auf den sieben Weltmeeren ihr Unwesen trieben. Jeder von ihnen hatte ein kleines Spielzeugschiff bei sich, das eine genaue Nachbildung der Schiffe ihrer Väter war, und das sie nun zu Wasser ließen. Die Schiffe trieben gemächlich auf der glitzernden Wasseroberfläche, während sich die aufgehende Morgensonne darin spiegelte. *Alle Mann achtern* rief Gelbbart, der am Ufer des Teiches stand, während Grünohr auf dem Boden liegend, das alte Seeräuberlied *He Ho Durch Wind und Sturm
Ho He Übers weite Meer da fahren Wir und rauben alle aus* leise vor sich hin sang. Schwarzfuß saß daneben und polierte sein Holzschwert während er sein Schiff beobachtete wie es auf dem mit Seerosen übersäten Teich dahindümpelte. So waren sie völlig in ihr Spiel vertieft als mit einem rießigen Pflatscher ein mächtiger 5 Master ins Wasser plumpste und so große Wellen aufwarf, daß die Schiffe der drei Seeräuberjungen kenterten. Sie mussten mit ansehen wie ihre Schiffe langsam aber sicher mit Wasser volliefen, das Heck in die Höhe streckten und dann rasch in die Tiefe sanken He was soll das schrien sie fast zeitgleich und drehten sich um um zu sehen wem sie den Untergang ihrer geliebten Schiffe zu verdanken hatten. *Passt euch vielleicht was nicht?* erklang die Stimme eines kleinen Mächens, das die Hände in die Seiten gestemmt mit streitlustigem Blick in den Augen vor ihnen Stand. Sie trug ein blaues Kopftuch, unter dem pechschwarze lockige Haare hervorschauten, ihre grünen Augen blitzten gefährlich. *Na ihr Memmen* lachte sie,*heult Euch doch an Mamis Rockzipfel aus*. *Ein Mädchen* entfuhr es Grünohr und Schwarzfuß begann zu kichern. Einzig Gelbbart bleib gelassen und sagte *Du hast unsere Schiffe auf Grund gelegt warum hast Du das getan?* *Na wenn Eure Schiffe auch so altersschwach sind wie die Eurer Väter ist das ja auch kein Wunder,oder?*. Meine Esmeralda schwimmt jedenfalls noch und sie begann fröhlich zu kichern. *Na klasse*, ich denke Du hast eine Tracht Prügel verdient sagte jetzt Grünohr der vor Wut bereits einen knallroten Kopf bekommen hatte, *Ja genau, Zeit für eine Abreibung* meinte nun auch Schwarzfuß, der mit dem Fuß unruhig auf dem Sandboden scharrte. *Macht Euch doch nicht lächerlich, ihr Kichererbsen, sonst werde ich Euch kielholen.* *Auf sie mit Gebrüll*, schrie Gelbbart aufgebracht. Die 3 zogen ihre Holzschwerter und sprangen auf das noch immer lachende Seeräubermädchen zu. Gemächlich zog sie Ihr Holzschwert aus dem Gürtel und werte mühelos die erste Angriffswelle der 3 völlig verdutzten Freunde ab. *So und nun husch husch in die Kajüte, ihr Landratten, helft Mama beim Kartoffelschälen*. Nun war es endgülig vorbei mit der Fassung der 3, und sie hieben brüllend mit ihren Holzschwertern auf ihr Opfer ein. Mit einem kurzen Schritt zur Seite, entging das Mädchen nur knapp Gelbbarts Angriff, der sich jedoch nicht mehr bremsen konnte und kopfüber im Teich landete. Dann mit zwei drei schnellen Schritten stand sie direkt vor Schwarzfuß und Grünohr, die nun schon längst nicht mehr so selbstsicher, das Schwert in der Hand, überlegten wie sie weiter vorgehen sollten.
* Buuuuuuhhhhhh * schrie nun das Mädchen, so dass es den beiden verdutzten Seeräuberjungs in Mark und Bein fuhr. *Ihr hättet Euch eben vorher überlegen sollen, ob Ihr Euch mit Nasty D´Arcy anlegt*. Mit einem Wirbel von Schlägen und Stichen trieb sie die beiden immer näher an den Rand des Teiches bis diese das Gleichgewicht verloren, ins Trudeln kamen und rückwärts neben Gelbbart im Wasser landeten. D´Arcy stand lachend am Ufer und beobachtete wie sie sich nun prustend und zappelnd aus den Schlingpflanzen zu befreien suchten. Sie überlegte eine Weile , dann sagte sie *Ich will ja nicht so sein, gebt mir die Hand, dann helf ich Euch heraus*. Sie machte einen Schritt nach vorn und streckte ihre Rechte den drei Wasserratten entgegen. Gelbbart ergriff die angebotene Hand, und mit einem kurzen Ruck beförderte er seinerseits D´Arcy in hohem Bogen ins Wasser. Nun lagen sie allesamt einträchtig nebeneinander im Uferschlamm, von oben bis unten mit Dreck besudelten, zwischen Seerosen und Schilf. Sie glucksten, kicherten und lachten wie verrückt bis ihnen Tränen an den Wangen herabliefen. Dann kroch Gelbbart zu D´Arcy,streckte die Hand aus um ihr zu ihrem Sieg zu gratulieren und sagte *Du bist richtig, Willkommen an Bord*.
 



 
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