Die Seeräuberschule : Nachtwanderung

Es war kurz vor Mitternacht und es goss wie aus Kübeln, als die 3 kleinen Seeräuber mit ihrer neuen Kumpanin D´Arcy durch die dunkle Nacht schlichen. In kürzester Zeit war der schmale Weg hinauf zum Klabauterfelsen, auf dem die Seeräuberschule zu dieser vorgerückten Stunde einsam und verlassen vor Anker lag, im Morast versunken. "Mensch D´Arcy hätten wir das nicht auf morgen Nacht verschieben können?", maulte Schwarzfuß mürrisch vor sich hin, der viel lieber zu Hause in seiner gemütlichen Koje gelegen, und davon geträumt hätte, wie er ein mit Gold und Edelsteinen beladenes Schiff nach dem anderen kaperte. "Quatsch,"antwortete D´Arcy mit Zorn in der Stimme, "Morgen ist der alte Nachtwächter Tom wieder da. Wie hätten wir da unbemerkt in die Schule kommen können, kannst DU mir das mal sagen, Du Süßwasserpirat ? Also halt jetzt endlich Deinen Mund und lauf". Einen leisen Fluch vor sich hinmurmelnd stapfte Schwarzfuß weiter durch das immer tiefer werdende Gelände. Sie kamen ihrem Ziel nur mühsam näher. "Mist, meine Stiefel sind steckengeblieben", schrie jetzt Gelbbart missmutig, denn er war aus seinen alten Lederstiefeleln herausgerutscht und steckte nun mit den blanken Füßen bis zu den Knien im Schlamm. "Kann mir vielleicht mal jemand helfen, ihr Landeier, he bleibt doch stehen, beim Klabautermann?" "Stell Dich nicht so an." antwortete Grünohr prustend. Während er sich nun vor Lachen den Bauch hielt, verlor er das Gleichgewicht und landete mit dem Gesicht nach unten im Morast. Nun kannten die anderen 3 vor Lachen kein Halten mehr. "Geschieht Dir recht, Schadenfreude ist eines Seeräubers nicht würdig", rief D´Arcy dem fluchenden Grünohr zu. Den packte die Wut, so dass er seine Hände tief in den aufgeweichten Schlamm grub, sich mit einer großen Ladung Matsch in jeder Hand gemächlich aufrichtete, und ohne Vorwarnung nach D´Arcy feuerte. Die sah zwar ungläubig das Unheil nahen, konnte aber, da sie ebenfalls bis zu den Knöcheln im Schlamm feststeckte nicht mehr ausweichen, so dass sie mitten ins Gesicht getroffen wurde." Na warte, Du , das zahl ich Dir heim", schrie sie mit vor Zorn sich überschlagender Stimme. "Sie wischte sich die Augen frei, griff dann nach unten, hob so viel Dreck auf wie sie in ihren kleinen Händen halten konnte, zielte kurz und warf ihrerseits nun auf den von Kopf bis Fuß verdreckten Grünohr. Dieser duckte sich schnell, so dass die schwarze Masse denkbar knapp über seinen Kopf segelte. Ehe Schwarzfuß, der direkt hinter Grünohr stand, wußte was ihm geschah, machte es Platsch."Volltreffer" jubelte D´Arcy vergnügt und bückte sich bereits wieder um die nächste Salve vorzubereiten. Von der Wucht des Treffers überrumpelt, verlor Schwarzfuß den Halt. Er versuchte zwar sein Gleichgewicht wiederzuerlangen in dem er wie wild mit den Armen ruderte, doch zu spät. Er kippte aus seinen Stiefeln und fiel dem lauthals lachenden Gelbbart direkt vor die Füße. Der stürzte sich auf seinen Freund und wargelte sich mit ihm in einem spielerischen Ringkampf durch den Schlamm. Dies war das Signal für die anderen beiden, es ihnen gleichzutun. Im Handumdrehen waren sie zu einem wirren Knäuel verschlungen, aus dem acht Arme, acht Beine und vier bis zur Unkenntlichkeit verschmutzte Köpfe in wirrem Durcheinander hervorragten. Ein vielstimmiges vergnügtes Jauchzen und Krakelen erklang, als die Vier verkuddelten Freunde nun in Windeseile den Berg hinunterschlidderten, der sich mittlerweile in eine riesige Rutschbahn verwandelt hatte. "Oh weia, das wird zu Hause eine Abreibung geben", lachte Gelbbart aus ganzem Herzen, "so wie wir aussehen" "Ich seh das wütende Gesicht meiner Mama schon vor mir" ergänzte Schwarzfuß nun kleinlaut. "Oooochhh , Deine Mama schimpft, Du armer Du", neckte D´Arcy ihn spöttisch.
"Na warte Du, Dir werde ichs zeigen" schrie Schwarzfuß aufgebracht und stürzte sich wieder auf die überraschte D´Arcy, die mit diesem Ausbruch ihres Freundes nie und nimmer gerechnet hätte. Das nahmen Gelbbart und Grünohr als Aufforderung und stürzten sich zugleich ins Getümmel. Wieder und wieder bewarfen sie sich gegenseitig mit Schlamm, rollten wild im Matsch umher und Schrien und grölten was die heißeren Stimmen hergaben. Nach einer Weile fielen sie erneut völlig erschöpft zurück, schauten einander in die dreckbesudelten Gesichter, und Lachten erneut aus vollem Hals. Als sie in der Ferne die Schiffsglocke hörten, die den Anbruch des neuen Tages signalisierte, stoben sie auseinander und rannten so schnell die nackten Füße sie trugen nach Hause.
 



 
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