Die Sonne der Freiheit

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Max Neumann

Mitglied
wenn niemand schläft, tanzt die menge
pflastersteine, von grellen lichtern bestreut
wenn niemand da ist, tanzt der tod in dir
mädchenköpfe, loopings, nebel und leere

in den zeiten von hunger und zerstörung
niemand sieht es kommen, niemand bestürzt
wie faith no more, doch andersherum
dein geist am trippen, der körper eingefroren

taube liebe erweckt deine aufmerksamkeit
alarmierende momente, du betrittst den club
techno sounds schriller sirenen, du wagst es
dein kopf dreht sich und du fühlst golden

perlweiße kreaturen enstehen im untergrund
lichter durchschneiden entmenschte wohnungen
nimm was, krieg was, verbrenn was, liebe mich
wasserfälle spritzen, der ozean, blutrote kämpfer
 

L'étranger

Mitglied
Hallo Tissop,

ein wilder Bildersturm.
Ich denke dabei an Disco und Drogen, aber es fällt mir schwer, mich in den Bildern zurechtzufinden. Gibt es eine Leitidee, die mir helfen könnte?

Gruß Lé.
 

Tula

Mitglied
Hallo Tissop
Das ist schade, gerade weil es im Gedicht um eine Art Protest geht, schon der Titel wirkt als Anspielung auf das weithin bekannte Lied, welches, ebenfalls als eine Art des Protestes, in einer anderen historischen Epoche entstand.

Frust und Empörung können gezielt in eine Richtung gehen, oftmals auf ideologisch vorbestimmten Schienen laufend. Das bzw. ein Zeichen unserer Zeit hingegen, vom Verfall der klassischen Ideologien gekennzeichnet, ist so etwas wie die Wut in alle Richtungen, unbestimmt, dem jugendlichen 'alles Scheiße' entsprechend, aber auf alle Altersgruppen übergreifend, oder, wenn man das noch als richtingsweisend verstehen darf, 'das abgefuckte System'. Eben alles. Gerade diesen Frust 'auf alles und überhaupt' nutzen die Populisten aus.

So wirkt irgendwie das Gedicht auf mich. Eine doch eher ziellose Wut der Protagonisten, die sich von der Gesellschaft abwenden (hunger, zerstörung, taube liebe), um sich im Underground auf diverse Art und Weise vollzudröhnen.

Alles in allem glaubwürdig. Die junge Generation, welche ohne jede politische Überzeugungen aufwächst, um schon bald selbst im Konsum zu verenden. Ok, das erst später, momentan dominiert das Hoch-Gefühl einer Selbstüberschätzung, ein blutroter Kämpfer zu sein.

LG
Tula
 
Zuletzt bearbeitet:

Tula

Mitglied
Noch ein Tipp:
in der letzten Zeile würde ich 'blutfälle' vorziehen, wasserfälle sind viel zu harmlos.
Das 'blutrot' könnte man dann anderweitig ersetzen. Ich denke jedenfalls, dass dieses Rot nicht politisch gemeint war.

LG
Tula
 



 
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